Category Archives: Eigenbeiträge

PI-News dreimal antiziganistisch

Das deutschsprachige Hassportal „PI-News“ ist vor allem für seinen antimuslimischen Rassismus bekannt. Aber auch sonst finden sich vielerlei Ressentiments, beispielsweise gegen „Südländer“. In einem kurzem Beitrag vom 23. Mai 2011 mit dem Titel „Berlusconi: Milano kein islamisches Zigeunopolis“1 wird lobend der rechte Populismus des italienischen Ministerpräsidenten und Patriarch Berlusconi erwähnt.
Dessen neuegeformte Parteiformation „Il Popolo della Libertà“ (PDL) hatte bei den Kommunalwahlen in Berlusconis Heimatstadt Mailand kräftige Stimmeinbußen hinnehmen müssen. So kommt es am Wochenende zu einer Stichwahl um das Amt des Stadtoberhauptes. Um sich wieder attraktiver zu machen greift Berlusconi in die Kiste der alten Feindbilder. Er warnte, dass die Stadt nicht an die Linke fallen dürfe, keine islamische Stadt und kein „Zigeunopolis mit Zigeunerlagern“ werden dürfe.
Mit Hilfe solcher alten Feindbilder hofft Berlusconi also bürgerliche Angst-Wähler und Wählerinnen für sich mobilisieren zu können.
PI-News gratulliert zu dieser billigen Hetze:

Wohlgesprochen! Da ist in der Politik wenigstens Pfeffer drin. Mal sehen, ob es wirkt am Sonntag! Unsere gleichgeschalteten Medien tun natürlich bereits empört! “Rassismus pur”!

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Redebeitrag zu der Reutlinger „Rock gegen Rechts“-Demo am 12. Mai 2011

Reutlingen

Im Folgenden schildern wir das das Schicksal der Familie Reinhardt aus Reutlingen. Es steht stellvertretend für die hunderttausenden von den Nazis ermordeten Sinti und Roma. Es zeigt auch das es hier vor unserer Haustüre passiert ist.

Das Schicksal der Familie Reinhardt aus Reutlingen

Wir stehen hier am Gerbersteg vor dem so genannten „Zigeunerhäusle“ an der Echaz. Seit dem Jahr 1926 lebten Anton Reinhardt, Jahrgang 1895, und Katharine Reinhardt, Jahrgang 1892, in diesem Haus am Willy-Brandt-Platz 21 bzw. Gerbersteg in Reutlingen. Die Reinhardts waren Sinti eine Bevölkerungsgruppe deutscher Roma, die seit 600 Jahren im deutschsprachigen Raum lebt.
Anton Reinhardt war Musiker, Geigenbauer und -händler. Er siedelte sich in den 1920er Jahren in Reutlingen mit seiner Familie an. Zuerst noch in einem Wohnwagen, zog die achtköpfige Familie ab Anfang 1926 in das kleine Haus in der damaligen Lederstraße 34, wo sie bis zu ihrer Deportation 1943 lebten. Den Sommer über gingen die Reinhardts auf Reisen und verkauften Geigen und Spitzen aus dem Erzgebirge, nebenberuflich arbeitete Anton Reinhardt als Musiker. Continue reading Redebeitrag zu der Reutlinger „Rock gegen Rechts“-Demo am 12. Mai 2011

Antiziganistische Symbollehre: Der Besen vor der Tür

Zigeunerbesen I
Ähnlich wie der Antisemitismus besitzt auch der Antiziganismus eine christliche Traditionslinie. Dabei wurden Sinti und Roma von der Mehrheitsbevölkerung häufig in die Nähe des Teufels gerückt. Der kritische Historiker Wolfgang Wippermann [1] führt aus:

Verteufelt wurden neben den Juden und den hier unbedingt zu erwähnenden Hexen jedoch auch die Sinti und Roma. Anlaß und Beweis dafür war einmal die Hautfarbe der Sinti, die von den Chronisten als schwarz“ angegeben wurde. Schwarz galt nicht nur als häßlich und abscheulich, sie war auch die Farbe des Teufels. Den als abscheulich“ und schwarz“ bezeichneten Sinti wurde zusätzlich unterstellt, wie die Juden und Hexen geheime Kontakte mit dem Teufel zu unterhalten, von dem sie gewisse teuflische Fähigkeiten erworben hätten. Dazu wurde das Wahrsagen und Aus-der-Hand-Lesen sowie allerlei Schadenszauber gerechnet, durch den Sinti die Ernte der Bauern vernichten und ihre Scheunen und Häuser verbrennen könnten.

Gegen die „teuflischen Zigeuner“ halfen dem Aberglaube nach bestimmte (magische) Rituale wie der „Zigeunerbesen“. Wippermann [1]:

Er stammt aus dem mittelalterlichen Hexen- und Teufelsglauben, wonach Hexen vom Teufel die Fähigkeit hätten, auf Besen durch die Lüfte zu reiten, um sich dann auf dem Blocksberg mit dem Teufel zu paaren. Genau wie man Vampire mit Kruzifixen in Schach hält, wollten die guten norddeutschen Kaufleute die Sinti und Roma mit dem teuflischen Besen-Symbol abschrecken. Der Erfolg dieser Aktion war jedoch mäßig. Verschiedene Sinti und Roma hielten die Zigeunerbesen“ für Sonderangebote und fragten nach ihrem Preis.

Ironischerweise ist der Beruf der Besenmacher ein Beruf, der traditionell von Roma häufig ausgeübt wurde.

Alles Geschichte? Der mittelalterliche Brauch des „Zigeunerbesen“ lebt bis heute fort.
Zigeunerbesen II

Zum Beispiel Rostock 1992
Es war im Sommer 1992 als sich Anwohnerinnen und Anwohner in Rostock-Lichtenhagen durch die Überbelegung eines Wohnheims durch zumeist osteuropäische Roma gestört fühlten. Daraufhin griffen sie es gemeinsam mit zugereisten Neonazis zwei Nächte hintereinander mit Steinen und Molotowcocktails an (Vgl. Ännecke Winckel: Antiziganismus. Rassismus gegen Roma und Sinti im vereinigten Deutschland, Münster 2002, Seite 90-92).
Der spezielle antiziganistische Gehalt der rassistischen Pogrome wird bis heute leider kaum erwähnt. So wird in der sehr sehenswerten TV-Dokumentation „The truth lies in Rostock“ aus dem Jahr 1993 erwähnt, dass unmittelbar vor Beginn der Gewalttaten ein anonymer Anruf bei der lokalen Zeitung: „Am Sonntag werden wir auf die Straße gehen. […] Die Roma werden aufgeklatscht.“
In der sehr TV-Doku wird auch das Auftauchen der „Zigeunerbesen“ in Rostock unmittelbar vor den Pogromen erwähnt („[…] doch Ladenbesitzer müssen Besen in ihre Fenster stellen, um Ausländer zu vertreiben.“).
Zigeunerbesen III

Wippermann schreibt zu dem hartnäckigen Fortbestehen des antiziganistischen Brauchs [1]:
Die Zigeunerbesen“-Geschichte bestätigt die These des Philosophen Ernst Bloch, wonach Deutschland ein Land der Ungleichzeitigkeit“ sei. Neben modernen und aufgeklärten gäbe es hier auch ausgesprochen unmoderne und unaufgeklärte Denk- und Verhaltensweisen sowie abergläubische Praktiken. Antiziganistische Vorurteile wie die von den teuflischen Zigeunern“ gehören zweifellos hierher. Dennoch ist der Antiziganismus insgesamt keineswegs nur als Produkt und Erscheinungsform vergangener unmoderner und aufgeklärter Zeiten und Denkformen anzusehen. Aufklärung und Moderne haben ganz im Gegenteil zu seiner Radikalisierung beigetragen.

[1] Wolfgang Wippermann: Antiziganismus – Entstehung und Entwicklung der wichtigsten Vorurteile. „Zwischen Romantisierung und Rassismus“, aus: Landeszentrale für politische Bildung (Hg.): Sinti und Roma. 600 Jahre in Deutschland, 1998

Die ständige Ausstellung im Dokumentationszentrum der Sinti und Roma

Dokuzentrum Heidelberg
Wenig bekannt ist, dass der „Zentralrat deutscher Sinti und Roma“ seinen Sitz in Heidelberg hat und dort auch eine ständige Ausstellung zum Holocaust an den Sinti und Roma unterhält.

Die Ausstellung ist jedenfalls nur spärlich besucht, wenn man am Samstagnachmittag vorbeischaut. Dabei ist können in dieser Thematik wenig Informierte bei dem Besuch der Ausstellung einiges über den Völkermord an den Sinti und Roma erfahren.

Man erfährt, häufig am Beispiel einzelner Schicksale, von der sich steigernden Ausgrenzung und Diskriminierung, die meist parallel zu der der Juden verlief. Ebenso wie die Juden wurde den Sinti und Roma (Nazi-Jargon: „Rassezigeuner“) das Mensch-Sein abgesprochen, eine notwendige Vorstufe auf dem Weg zur Vernichtung. Illustriert wird diese De-Humanisierung in der Ausstellung durch ein Zitat aus der Zeitschrift des Deutschen Ärztebundes von 1938:

Ratten, Wanzen und Flöhe sind auch Naturerscheinungen ebenso wie die Juden und Zigeuner. Alles Leben ist Kampf. Wir müssen deshalb alle diese Schädlinge biologisch allmählich ausmerzen.

Immer mehr steigert sich die Diskriminierung und Verfolgung. Bereits ab 1937 werden Sinti und Roma in einigen Städten in regionalen KZs „konzentriert“. Ab März 1939 müssen Sinti und Roma „Rasseausweise“ tragen und in ihrem Arbeitsbuch wird ein „Z“ vermerkt. Sie müssen eine „Rassensondersteuer“ von 15% zahlen, werden aus der Wehrmacht ausgeschlossen und dürfen nicht wählen oder die Schule besuchen.
Nach der Besetzung Westpolens 1939 werden 30.000 Sinti und Roma aus dem Reichsgebiet ins Generalgouvernment deportiert. Im Februar 1943 werden dann 23.000 Sinti und Roma aus elf europäischen Ländern nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Der 14jährige Robert R., ein Sinto und Heimkind, wird aus dem katholischen Heim St. Josefspflege in Mulfingen nach Auschwitz deportiert. In einem Abschiedsbrief endet er mit dem Satz „Auf Wiedersehen im Himmel“.
Insgesamt werden bis zu 500.000 Sinti und Roma ermordet. Allein in Polen finden an mindestens 180 Orten Massenerschießungen von Roma durch so genannte Einsatzgruppen statt.

Die Ausstellung umfasst drei Etagen mit Bildern und Texten, sowie mehreren Zeitzeugen-Videointerviews. Für einen Besuch der Ausstellung sollte man etwa eineinhalb bis zwei Stunden einplanen. Das Thema ist natürlich entsprechend bedrückend und viele Bilder stellen brutale und grausame Szenen dar, deshalb sollte man sich überlegen, ob der Ausstellungsbesuch für Personen unter 14 Jahren oder besonderes sensible Personen geeignet ist.

Einige Mankos hat die Ausstellung leider. So konzentriert sie sich fast nur auf das Dritte Reich. Wird die soziale Stellung der Sinti und Roma im Kaiserreich und in der Weimarer Republik noch ansatzweise wiedergegeben, so endet die Ausstellung 1945. Der Besucher oder die Besucherin erfährt nicht was aus den Tätern wurde und wie sich das Weiterleben der Überlebenden gestaltete. Was durch die enge Beschränkung auf den Zeitraum von 1933 bis 1945 auch fehlt ist die Kontinuität der antiziganistischen Diskriminierungspraxis (z.B. bei der Polizei).
Das die soziale Gruppe der Jenische im „Dritten Reich“ als so genannte „Zigeunermischlinge“ verfolgt wurde, wird leider auch nirgendwo erwähnt.

Dokuzentrum Heidelberg II

Öffnungszeiten und mehr unter: www.sintiundroma.de

Antiziganismus von Links: ein historisches Beispiel

In der Schriften-Sammlung „Der kurze Sommer der Anarchie“, herausgegeben von Hans Magnus Enzensberger, finden sich zwei kleine Berichte (Seite 205-206) darüber, wie der berühmte spanische Anarchist und Revolutionär Buenaventura Durruti 1936 eine Gruppe spanischer Roma (vermutlich Kale) zur Arbeit an einer Straße von Pina de Ebro zu dem Dorf Monegrillo gezwungen hat. Als Begründung für diese Zwangsarbeit wird das antiziganistische Stereotyp von der angeblichen Arbeitsunwilligkeit von Roma angeführt.

War Durruti ansonsten auch in vielen Bereichen ein vorbildhafter Idealist, so darf dieser Aspekt in der Biografie des Anarchisten nicht verschwiegen werden.

Der Mitkämpfer Ricardo Sanz berichtet:

Diese Straße heißt bei den Bewohnern heute noch »Die Straße der Zigeuner«. Durruti hatte nämlich in seinem Operationsgebiet einige Zigeunerlager vorgefunden, und er brachte es fertig, das wandernde Volk zum Straßenbau zu überreden. Was andern wie ein Wunder erschien, nannten die Zigeuner freilich »eine Strafe Gottes«.

Heißt es bei Sanz noch „überreden“, so wir in dem Bericht von Gaston Leval eindeutig klar, dass es sich um Zwangsarbeit handelt:

Als die Kolonne Durruti nach Aragon vordrang, stieß sie auf ein Zigeunerlager. Ganze Familien kampierten da auf freiem Feld. Das war insofern unangenehm, als diese Leute sich um den Frontverlauf nicht im geringsten kümmerten und nach Belieben herüber- und hinüberwechselten. Es war nicht ausgeschlossen, daß sie sich als Kundschafter für Franco mißbrauchen ließ. Durruti dachte über das Problem nach. Dann ging er zu den Zigeunern und sagte ihnen: »Als erstes, meine Herrschaften, werdet ihr euch anders anziehen und das gleiche Zeug tragen wie wir.« Die Milizsoldaten trugen damals alle Monteurskittel, Overalls, und das in der Juli-Hitze! Die Zigeuner waren nicht gerade begeistert. »Heraus aus euren Lumpem! Was die Arbeiter tragen, das steht euch auch zu.« Die Zigeuner merkten, daß Durruti nicht zum Spaßen aufgelegt war, und zogen sich um. Aber damit nicht genug. »Jetzt, wo ihr Arbeitskleider habt, jetzt könnt ihr auch arbeiten«, fuhr Durruti fort. War das ein Heulen und Zähneknirschen. »Die Bauern hier haben ein Kollektiv gegründet und beschlossen, eine Straße zu bauen, damit ihr Dorf einen Weg zur Hauptstraße hat. Hier habt ihr Schaufeln und Pickel, auf geht’s!« Was blieb den Zigeunern anders übrig. Und von Zeit zu Zeit kam Durruti selbst vorbei und sah nach, wie die Arbeit voranging. Er freute sich diebisch darüber, daß er die Zigeuner dazu gebracht hatte, ihre Hände zu gebrauchen. »Der Seno‘ Durruti ist da!« flüsterten sich die Zigeuner zu, mit ihrem andalusischen Akzent, und erhoben die Hand zum antifaschistischen Gruß; das heißt, sie streckten ihm die geballten Fäuste hin, und Durruti verstand sehr wohl, was sie damit sagen wollten.

Interessant ist, dass hier mitten im Spanischen Bürgerkrieg einer Randgruppe Illoyalität bzw. Spionage („daß sie sich als Kundschafter für Franco mißbrauchen ließ“) und ein fehlender Arbeitsethos unterstellt werden. Ganz in der Tradition antiziganistischer Vorurteile.
Der Arbeitsethos der Mehrheitsbevölkerung und die Loyalität werden letztendlich mit Gewalt sicher gestellt bzw. erzwungen. Dies geschieht durch eine Art von Zwangsassimilierung der Roma, die gezwungen werden die (Arbeiter-)Kluft der anarchistischen Milizen zu tragen. Entgegen dem anarchistischen Ideal reproduziert Durutti unter der scheinbaren Notwendigkeit des Krieges Herrschaft und Diskriminierung gegenüber einer randständigen Bevölkerungsgruppe. Spätere libertäre Generationen entwickelten glücklicherweise eine ausgeprägte Kritik des kapitalistischen Arbeitsethos.

Italien: vier Roma-Kinder starben in Feuer

Brand
In der Nacht vom 6. auf den 7. Februar brach in einem Roma-Lager in Rom (Italien) ein Feuer aus, dass vier Kinder (ein Mädchen, drei Jungen) im Alter zwischen vier und elf Jahren im Schlaf tötete. Das Feuer erreichte das Lager am Sonntag in einem waldreichen Bereich. Die genaue Brandursache ist bisher unbekannt.
In Anbetracht der zahlreichen Brandstiftungen gegen Roma-Lager in Italien in jüngerer Vergangenheit dürfte eine gezielte Attacke nicht auszuschließen sein. Sollte das nicht der Fall sein, so war es doch die allgemeine Armut und Ausgrenzung, die die Roma in ein Lager am Rande der Stadt verbannten, dass offensichtlich einer erhöhten Brandgefahr ausgesetzt war. Von den etwa 150.000 Roma in Italien sind viele gezwungen in 100 Roma-Lagern zu leben.

Katrin Lange befasst sich in ihrem Beitrag „Die Stille durchbrechen. Antiziganistische Stimmungsmache in Italien und der Widerstand dagegen“ in dem Sammelband „Antiziganistische Zustände“ (Münster, 2009) mit dem Wechselspiel zwischen von oben geförderten und von unten auf der Straße umgesetzten Antiziganismus in Italien. So erfährt man auch, dass bereits von der Vorgänger-Regierung Berlusconis Roma in „campi nomadi“ („Nomaden“ ersetzt in Italien immer mehr den Begriff „Zigeuner“) ghettoisiert wurden. Continue reading Italien: vier Roma-Kinder starben in Feuer

Antiziganistische Symbollehre: Rabenvögel

Im Antiziganismus finden häufiger Rabenvögel als Gleichnis Verwendung. Dabei werden die angeblichen Eigenschaften, die man traditionell diesen Vögeln zuschreibt auf die Bevölkerungsgruppe der Sinti und Roma übertragen. Dabei ist es vor allem die vermeintliche Eigenschaft der Neigung zum Diebstahl die von den Rabenvögeln auf Sinti und Roma übertragen wird. Im deutschsprachigen Raum ist ja teilweise die Rede von den „diebischen Elstern“ oder „klauen wie die Raben“. Sinti und Roma werden daher manchmal auch als Rabenvögel dargestellt. Der Kenner dieser Symbolik weiß dann zu übersetzen, dass die Gestalt des Rabenvogels symbolisch für Sinti und Roma steht.
Ein anschauliches Beispiel dafür ist ein Plakat der rechtspopulistischen „Schweizerische Volkspartei“ (SVP). Auf ihm sind drei Rabenvögel zu sehen, von denen sich zwei die „Schweiz“ (erkennbar an der Form des Staates und der Fahne) die Schweiz mit ihren Schnäbeln geschnappt haben und darum streiten. Continue reading Antiziganistische Symbollehre: Rabenvögel

Lesenswert: UNICEF-Studie zur Situation von Kindern kosovarischer Roma-Minderheiten

„Der Paß ist der edelste Teil von einem Menschen. Er kommt auch nicht auf so einfache Weise zustand wie ein Mensch. Ein Mensch kann überall zustandkommen, auf die leichtsinnigste Art und ohne gescheiten Grund, aber ein Paß niemals. Dafür wird er auch anerkannt, wenn er gut ist, während ein Mensch noch so gut sein kann und doch nicht anerkannt wird.“
Bertolt Brecht, „Flüchtlingsgespräche“, 1940

Das Deutsches Komitee von UNICEF hat 2010 eine 112seitige Studie zum Thema „„Integration unter Vorbehalt“ – Zur Situation von Kindern kosovarischer Roma, Ashkali und Ägypter in Deutschland und nach ihrer Rückführung in den Kosovo“ veröffentlicht. Continue reading Lesenswert: UNICEF-Studie zur Situation von Kindern kosovarischer Roma-Minderheiten

Buchkritik: Antiziganistische Zustände

Der Sammelband „Antiziganistische Zustände“ enthält sehr unterschiedliche Beiträge. Diese untergliedern sich in die Themen „Zur Theorie und Kritik des Antiziganismus“, „Bundesdeutscher Erinnerungsdiskurs“, „Mediale Repräsentationen“ und „Antiziganismus in Europa“.
Die Autor_innen sind mehrheitlich im linksakademischen Spektrum zu verorten, was man den meisten Texten auch anmerkt. Auf der sprachlichen Ebene gibt es durch das Übermaß an Akademismen teilweise eine hohe sprachliche Hürde für Nicht-Akademiker_innen. Viele Themen (z.B. „Adorno und »die Zigeuner«“) sind sehr speziell und es wird auch stellenweise einiges an Vorwissen vorausgesetzt. Daher ist das Buch auch weniger eine Einführung in das Thema, sondern eher für Personen mit fortgeschrittenen Wissenstand. Continue reading Buchkritik: Antiziganistische Zustände

Ein einzelnes Schicksal: Ilmie Sulejmansovski

Nach der Kundgebung für Bleiberecht am 22. Dezember 2010 in Tübingen stand die 38jährige Ilmie Suleymanovsky freundlicherweise für ein kurzes Interview zur Verfügung. Sie und ihre Familie gehören zu den von Abschiebung bedrohten Roma aus Mazedonien.
Das Schwäbische Tagblatt hat sie und ihre Familie kürzlich in einem Artikel porträtiert.
Die Antworten von Frau Suleymanovsky sind nicht genau wortgemäß, aber sinngemäß wiedergegeben. Continue reading Ein einzelnes Schicksal: Ilmie Sulejmansovski