Category Archives: Eigenbeiträge

Rassistischer Angriff auf Roma in Budapest

Benjámin Dániel Rézműves und seine schwangere Frau wurden am 09. August in Budapest von zwei Männern angegriffen, die sie für arabische Einwanderer hielten und sie rassistisch beschimpften. Rézműves teilte ein Bild seines verletzen Gesichts auf seiner Facebook-Seite und machte die die Hass-Propaganda der Regierung gegen Geflüchtete für den Angriff mitverantwortlich.

Stand: 14.08.2019

antizig

Brandanschläge in Gheorgheni

Unbekannte Täter haben an fünf Stellen der Stadt Gheorgheni in Ostsiebenbürgen in der Nacht von Freitag auf Samstag von Roma bewohnte Häuser in Brand gesteckt.

Mehrere Häuser sind ausgebrannt und diverse Menschen wurden dabei verletzt. Bei den Tätern soll es sich um eine 20-30-köpfige Gruppe mit Autos und Motorrädern handeln.

Die Stadtführung hat sich zu Krisengesprächen zusammen gefunden, um über die aktuelle Lage zu beraten. Die betroffenen Gegenden werden nun von Ordnungshütern patroulliert.

Soliparty für den FC Kálló

Der Fußballclub von Kálló, einem Dorf nordöstlich von Budapest, ist ein integrativer Vorbildverein. Beim FC Kálló spielen nämlich zur Hälfte Roma, die – unter anderem in Ungarn – starker Diskriminierung ausgesetzt sind, sowie nicht Nicht-Roma. Aufgrund dieser Konstellation war der Verein, selbst im eigenen Ort, als „Zigeuner-Verein“ verrufen. Jedoch zeigen sich erste positive Entwicklungen für die Situation der Leute im Dorf und im Verein. Der neue Bürgermeister stellt sich, entgegen seinem Vorgänger, nicht gegen den Verein, sondern ist noch dazu dessen Fanbeauftragter.

In einer ersten Spendensammlung sollte Geld für den Verein gesammelt werden um einen Sozialbau mit Umkleidekabinen und Sanitäranlagen errichten zu können. Hierzu war es nötig ein Grundstück in der Nähe des Fußballfeldes zu erwerben, um damit die Möglichkeit zu bekommen einen Kredit für die Errichtung des Sozialbaus gewährt zu bekommen. Vom Bau des Gebäudes profitieren nicht nur die Spieler des Vereins. Es ergibt sich die Möglichkeit, durch das kommunale Beschäftigungsprogramm in Ungarn, die Sozialhilfe aufzubessern, da das Gebäude, in einer traditionellen Bauweise, mit im Dorf produzierten Lehmziegeln gebaut wird. Hier profitieren mehrere Menschen im Dorf, besonders die ansässigen Roma. Gerade unter Roma ist die Arbeitslosigkeit in Ungarn am höchsten.

Als positive Meldung lässt sich verzeichnen, dass in der Zwischenzeit das Spendenziel für den Kauf des Grundstücks erreicht wurde. Damit wurde dem FC Kálló eine erste Hürde genommen, doch sind die Probleme des Vereins damit nicht gelöst. Der Verein spielt in der West-Liga (3 Bezirke mit 10 Mannschaften). Bei der letzten Meisterschaft wurde sogar der dritte Platz erreicht. Aber dem Verein wurde der Aufstieg in die zweite Liga verwährt. Der Grund: Der Verein besitzt nicht die geforderten Umkleideräume und hat keine Jugendmannschaft. Dies bedeutet nicht, dass in Kálló mit Kindern und Jugendlichen kein Fußballtraining stattfindet. Die Spieler müssen jedoch offiziell angemeldet werden, als Jugendmannschaft zu gelten. Dazu brauchen mindestens 18 Personen eine sportmedizinische Untersuchung um ihre Spielerausweise zu bekommen. Auch an Trikots würde es der Jugendmannschaft bisher fehlen. All das sind Kosten, die der Verein nicht bewältigen kann. Es fehlt letztlich sogar am Geld für einen Kreidewagen.

Deswegen nimmt sich die nächste Soliparty, am 24.03.2017 im Wohn- und Kulturprojekt B12 (Braustraße 12 in Leipig), diesem Problem an.

Um 21Uhr geht es mit einem Vortrag von Benjamin Horvath zum Thema „Antiziganismus in Ungarn“ los.

Ab 22Uhr gibt es Disco mit Soligetränken.
DJS:
Cpt. Schmock (New Retro, 80s und Rave)
Mirko Mauerfall (Glamrock, Elektroswing)
Felix Felix Fiasco (Garage, Punk)
Christian Carambolage (NDW, Postpunk)

Einladung zum Abschied für das Roma Parlament – und die ungarische Demokratie – vor der Einäscherung jener welcher

EINLADUNG
zum Abschied für das Roma Parlament – und die ungarische Demokratie – vor der Einäscherung jener welcher.
„Weil denn die Elenden verstört werden und die Armen seufzen, will ich auf, spricht der HERR; ich will Hilfe schaffen dem, der sich darnach sehnt.“ Psalm 12.6)

DAS ROMA PARLAMENT IST OPFER DES STAATLICHEN TERRORS GEWORDEN! DIE TÜREN UNSERES STAMMSITZES WURDEN AUFGEBROCHEN, UNSERE BESITZTÜMER VERSCHLEPPT, DIE GESCHICHTLICHEN WÄNDE WERDEN ABGERISSEN. ABSCHIEDSZEREMONIE FINDET VOR DER ZENTRALE DER „EINÄSCHERUNG“ AM 2. NOVEMBER 2016 AM MITTWOCH, 16 UHR AM JOSEPH STADT, AUF DEM MATHIAS-PLATZ STATT, VON DA AUS ZIEHEN WIR ZUR TAVASZMEZŐ U. 6. UND DANACH ZUR HOCHSCHULE IN DER DANKÓ U. 11.

Die Veranstaltung ist auch eine Trauerfeier in der ungarischen Demokratie, weil man in einer Demokratie nicht von einen Moment zum Anderen eine freihetlich denkende Tageszeitung vernichtet, genauso wenig wie dies in einer Demokratie mit einer Bastion der Zigeuner Kultur passieren würde, wie jetzt mit dem Roma Parlament geschah. Im Interesse des Geistes und der körperlichen Verwirklichung des Roma Parlamentes halten wir im VIII. Bezirk, Dankó u. 11. in der Wesley János Theoligischen Hochschule im Kleines Restaurant, 17:30-tól-19:00-ig eine Versammlung für Gespräche und gemeinsame Gebete ab.

Zur Abschiedszeremonie und gemeinsamen Gebeten erwarten wir alle jene, welchen die ungarische Demokratie wichtig ist, alle jene welche Teil der einheimischen Zigeuner sind und jene welchen das Roma Parlament wichtig ist. Hervorzuhebend ist, wir erwarten alle welche seit Jahrzehnten im Roma Parlament tätig waren, alle welche vor jahrzehnten „Familienmitglieder“ beim Amaro Drom waren,
– wir erwarten das Erscheinen unserer Stipendiaten und Schüler,
– die Musiker, Orchester und Künstler, welche auf unseren Bühnen auftraten,
– die Journalisten, Dichter, Schriftsteller, Kritiker, Analysten, Wissenschaftler; welche im Amaro Drom zu Wort kamen,
– die Künstler, welche ihre Werke in unseren Mauer ausstellen konnten,
– alle jene erwarten wir, welchen wir in den vergangen Jahren rechtliche und finanzielle Unterstützung gewährten,
-wir ertwarten alle jene welche an gesellschaftlichen Veranstaltungen in unserer Gemeinschaft teilnahmen, an unseren politischbildenden Werkstätten an unserer hervorragenden Roma Akademie,
– wir erwarten unsere früheren und aktuellen Mitglieder, Organisationsleiter, geliebten Kollegen und alle, die von den Roma Parlament inspiriert wurden, deren Organisationen und Gemeinden aus ihm heraus gewachsen sind! Die Zeremonie ist öffentlich, wir laden alle nationale und internationale Medien ein, sowie alle in unserem Land
akkreditierten Mitarbeiter der Botschaften ein.

Abschiedsrede von: Aladar Horvath und Jeno Zsigó, die „zwei Väter“ des Roma Parlament und dessen Präsidenten.
Die Zeremonie wird durchgeführt von: Gábor Iványi, ein Pastor der ungarische Anti-Apartheid-Bürgerrechtsbewegung.

Mit freundlichen Grüßen,
Budapest, 30. Oktober 2016.

Aladar Horvath
Vorsitzender

Unglaublich – Roma Parlament – HU wurde geräumt!

Mitteilung des Vorstandes des Roma Parlament

Am 60. Jahrestag des Aufstandes und des Freiheitskampfes von 1956 haben die städtischen Beamten von Josefstadt in Berufung auf „lebensbedrohliche Zustände“ die Räumlichkeiten des Roma Parlament aufgebrochen, welches wir seit 25 Jahren vertraglich genutzt haben geräumt und wieder verschlossen. Wegen der Nutzung des Gebäudes in der ő Tavaszmező utca 6. befindet sich das Roma Parlament noch in einem gerichtlichem Verfahren.

Am nächsten Tag, am 25.Oktober, entschied man, in Berufung auf einen Regierungsbeschluss, das leere Gebäude von Josefstadt auf die Regierung zu übertragen, zur Schaffung eines Vorzeige-Zigeunerobjektes. Jetzt war das Gebäude nicht mehr „lebensbedrohlich“, uns verwehrte man jedoch den Zutritt.

Unser intellektuelles und kulturelles Kultureigentum, eine öffentliche Kunstsammlung, die Archive, Finanzunterlagen, die wertvollen Werte von mehr als 26 Jahren wurden am Nachmittag an einen uns unbekannten Ort verbracht! Gestern begannen wir im Interesse unserer Wertgegenstände und unserer Archive ein Gespräch mit dem Bürgermeister von Josefstadt Máté Kocsis. Er, wer an der Spitze der fremdenfeindlichen Kampagne voran schritt, dennoch unter der Erfüllungsquote blieb würdigte uns keiner Antwort. Es scheint keine Möglichkeit zugeben in Ungarn den illiberalen, maffiösen und diktatorischen Prozess des Abbaus der Bürgerrechtsbewegung aufzuhalten, welche in 25 historischen Jahren gewachsen sind. Man will ein nach dem Bild des Staates geformtes Kulturzentrum schaffen mit regierungsfreundlichen Vorzeige-Roma, mit viel Geld auf geringem Raum. So verlieren wir letztendlich vollständig die Möglichkeit friedlich für die Bürgerrechte zu kämpfen. Wir können unsere zerschlagenen „Truppen“ auf diese Art nicht
mehr in den Krieg gegen den staatlichen Terror schicken.

Wir sehen es als Fakt, dass das Roma Parlament physisch vernichtet wurde. Über den Hergang dieser gewaltsamen staatlichen Maßnahme informieren wir die Mitglieder des Roma Parlament, unsere Freunde und Sympathisanten, sowie
die breite Öffentlichkeit. Am Mittwoch, dem 2. November findet eine öffentliche Veranstaltung statt. Über die genauen Details informieren wir später, wir hoffen auf rege Teilnahme von Roma und Nicht-Roma-Mitbürgern. Zur Veranstaltung sind eingeladen, die ungarische und internationale Medienvertreter.

Im Auftrag des Vorsitzes:
Budapest, 27. Oktober 2016.
Aladar Horvath

Antiziganismus-Fundstück in der TV-Serie „Constantine“

In der TV-Serie „Constantine“ in der Folge „The Darkness Beneath“, in der es um einen Dämonenjäger geht, werden auch uralte antiziganistische wieder aufgewärmt. So heißt es von Constantine:

„There is nothing blacker than gipsy magic.“

Die ‚Böse‘ in dieser Folge ist tatsächlich eine Romni, die nicht nur „schwarze Magie“ ausübt, sondern auch besonders lustvoll-verführerisch ist. Dazu ist sie auch in dieser Folge noch die Mörderin der ganzen Geschichte.
Drei Klischees in einer Folge.

Soli-Shirts sind ausverkauft

Da uns in letzter Zeit hin und wieder noch Anfragen erreichen, wollen wir noch offiziell publik machen dass die Antizig Soli T-Shirts ausverkauft sind.
Wir werden sie auch nicht nachdrucken, da gewisse Mühen mit dem Verkauf verbunden waren, die wir uns nicht mehr zumuten wollen.
Wir vom Antiziganismus-Watchblog würden uns jedoch sehr freuen wenn sich Leute – am besten mit einer funktionierenden Verkaufsplattform (z.B Mailorder) – bereit erklären würden das Motiv in ihr Sortiment aufzunehmen. Wir sind gerne bereit es zur Verfügung zu stellen damit die Slogans „Fight Antiziganism“ und „Porrajmos – Never forgotten, never forgiven, never again“ in der Öffentlichkeit ihren Platz finden.

Über die Jenischen, eine unbekannte Minderheit

„Wir campen nicht, wir wohnen. Warum lasst ihr uns nicht?“
jenische Familie

Wagen von Fahrenden

BILD: Schnappschuss aus Tübingen, kunstvoll verzierter Wagen von Fahrenden

Antiziganismus richtet sich im deutschsprachigen Raum nicht nur gegen Sinti und Roma, sondern kann sich auch gegen die Minderheit der Jenischen richten. Die Existenz dieser Minderheit ist in der Öffentlichkeit der Bundesrepublik trotzdem kaum bekannt. Nicht selten werden sie mit Sinti oder Roma verwechselt.
Generell sind die Jenischen eine soziokulturelle Minderheit, deren Mitglieder sich teilweise auch als ethnische Minderheit verstehen. Es handelt sich um „eine transnationale europäische Minderheit, deren Wurzeln bis ins Mittelalter und möglicherweise noch weiter zurückreichen“.
Jenische sind bzw. waren eine Gruppe von Fahrenden, die sich nicht den Sinti und Roma zuordnen und über eigene Traditionen und eine eigene Verständigungssprache verfügen. Unklar ist Herkunft und Entstehung dieser Gruppe. Einer Theorie nach sind die Jenischen eine im Zuge der Bauernkrieg (1520-25) aus der Schweiz ausgewanderte Volksgruppe. Viele jenische Wörter stammen aus dem Romanes, aus der jüdischen Umgangssprache, dem Jiddischen und aus dem Rotwelschen. Allerdings ist Jenisch als Sprache an der Stufe zum Aussterben. Zwar wird Jenisch in Deutschland z.B. noch in Waldachtal, einem Ortsteil Lützenhardt, gesprochen bzw. zur Verständigung genutzt. Aber es gibt insgesamt wohl nur noch einige hundert, die diese Sprache bzw. ihren Wortschatz beherrschen.
Traditionell übten durch ihre fahrende Lebensweise die Jenischen bestimmte Berufe aus. Berufe wie das Altwarensammeln, verschiedene Formen von Wanderhandwerken (Kesselflicker, Scherenschleifer, Korbflechter etc.) und den Hausierhandel. Diese Berufe verdeutlichen auch die Stellung der Jenischen als marginalisierte Minderheit und ihre gesellschaftliche Deklassierung.
In der Mehrheitsgesellschaft wurden die Jenischen, auf Grund ihrer traditionell fahrenden Lebensweise, häufig als „Zigeuner“ wahrgenommen und angefeindet und manchmal auch als „weiße Zigeuner“ bezeichnet.

Interessanterweise entstanden Gruppen mit ähnlichem Charakter fast zeitgleich in Großbritannien („Traveller“), Irland („tinker“) und Frankreich („Gens de Voyage“). Auch sie stoßen auf starke Ablehnung der ansässigen Mehrheitsgesellschaft. So lehnten in einer Umfrage 75 % der englischen Bevölkerung ansässige Traveller in ihrer Nachbarschaft ab. Durch Auswanderung gibt es auch größere Gruppen von Traveller in den USA.

Besonders im deutschsprachigen Raum ist die Minderheit der Jenischen zu finden. In Österreich sollen 35.000 Jenischen leben, genau soviel in der Schweiz, wo sie vermutlich am besten organisiert sind. Weitere Länder mit Jenischen-Minderheiten sind Frankreich und Luxemburg. Es soll auch Jenischen in Ungarn und Weißrussland geben.
Was die Zahlen der Minderheit in Deutschland betrifft, so gibt es hier sehr unterschiedliche Angaben. Sie schwanken zwischen 8.000 und 250.000. Die Bundesregierung sprach von etwa 8.000 Jenischen. Bis zu 400.000 Menschen in Deutschland sollen jenischer Abstammung sein, die wenigsten dürften sich dessen allerdings bewusst sein. In ganz Deutschland sollen noch etwa 5.000 Personen noch jenischen Traditionen leben. Heute ist die große Mehrheit der Jenischen fest ortsansässig. Nur ein paar hundert sollen noch ganzjährig fahrend sein, d.h. in einem Wohnwagen leben. Eine ältere Schätzung nennt 8-10.000 „Landfahrer“ für die alten Bundesländer, worunter aber auch Kleinzirkusleute, Schausteller und fahrende Sinti mit erfasst sein dürften. Sowieso ist der Begriff „Landfahrer“ durch eine jahrzehntelange Kriminalisierung von Fahrenden durch Behörden unter diesem Begriff zu vermeiden.
Als wichtigste Interessenorganisation der Minderheit in der Bundesrepublik gilt der „Jenische Bund in Deutschland“, der nach Eigenangaben etwa 4.000 Mitglieder haben soll.
Siedlungsschwerpunkt ist Süddeutschland. Angeblich leben bis zu 120.000 Jenische in Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Traditionell leben sie hier in einzelnen, kleineren Orten oder Vierteln. Die baden-württembergische Stadt Singen gilt als Hochburg der Jenischen, wo hunderte Menschen mit jenischen Selbstverständnis leben.

Verfolgung im Nationalsozialismus
Jenische sind eine vergessene und bis heute öffentlich nicht anerkannte Opfer-Gruppe des Nationalsozialismus.
Die Jenischen wurden im Nationalsozialismus häufig auf Grund ihrer Lebensweise als „Zigeuner-Mischlinge“ oder wegen ihrer Lebensweise „als Asoziale“ bzw. „nach Zigeunerart umherziehende Personen“ kategorisiert und verfolgt. Anfangs waren sie auf Grund ihrer Lebensweise auch Opfer der frühen Asozialen-Verfolgung im Nationalsozialismus. Später wurden sie auch wegen angenommener oder tatsächlicher Sinti-Vorfahren verfolgt und ermordet.
Manchmal wurden die jenischen NS-Opfer im „Dritten Reich“ aber auch als Jenischen benannt. So wurden bei den deportierten „Kindern von Mulfingen“ die Jenischen-Kinder auch als Jenischen benannt, während die Opfer dieser Deportationen in der Geschichtsschreibung zumeist nur als Sinti benannt wurden.
Im NS-Deportationserlass gegen Sinti und Roma von 1943 wurden sie dagegen nicht noch einmal gesondert erwähnt.
Jenische NS-Opfer sind teilweise auch anhand ihres Wohnortes erkennen. Beispielsweise, wenn die Opfer aus Fichtenau im Kreis Schwäbisch Hall stammten, wo heute noch 50 Familien mit jenischem Stammbaum leben. Allein aus diesem kleinen Ort wurden fünf Jenische im KZ umgebracht.
Viele wurden ermordet oder zwangssterilisiert, die genaue Zahl der Opfer aus dieser Minderheit ist unbekannt. Schätzungen gehen von bis zu 100.000 Opfern aus. Timo Adam Wagner, ein Minderheiten-Vertreter gab an, fast jede zweite Familie habe Opfer zu beklagen gehabt, „meist sogar mehrere“.

In der Schweiz wurden die Jenischen zwar nicht wie im Nationalsozialismus verfolgt und umgebracht, aber es wurden ihnen durch eine staatliche Behörde mit Zwang hunderte Kinder weggenommen.

antizig.blogsport.de unterstützt Kálló

Vor über einem Jahr brachten wir, das antizig-Team, unsere Soli T-shirts heraus. Mittlerweile ist einige Zeit vergangen und der Großteil von ihnen fand glücklicherweise neue Besitzer*Innen.

Anfang August startete die Gruppe „Leipzig Korretiv“ einen Spendenaufruf für das Dorf Kálló in Ungarn. Das Projekt entsprach unseren Erwartungen, da es eine längerfristige Verbesserung der Lebenssituation der Menschen in Kálló zu ermöglichen scheint. Daher haben wir uns entschlossen den Solibeitrag unserer T-Shirts – immerhin 300€ – diesem Projekt zukommen zu lassen.

Damit dürfen sich all jene, welche bereits ein T-Shirt ihr eigen nennen dürfen, sicher sein, dass sie den Preis nicht für unsere persönliche Bereicherung gezahlt haben.

Noch sind wenige Exemplare erhältlich (jedoch nur noch in den Größen Unisex S und Tailliert (Girly) M). Wir würden uns freuen wenn auch diese noch unter die Leute kämen – da sie sehr kleidsam sind – aber auch weil wir den noch nicht eingenommenen Solibeitrag, persönlich vorgestreckt haben. Eine E-Mail an antizig[at]arcor.de genügt zum Bestellen.

Mit besten Grüßen
Eure antizig.blogsport.de Betreiber

Duisburg: Interview mit einem Aktivisten der Nachtwache

In Deutschland nehmen die, zumeist noch lokal isolierten, rassistischen Diskurse über Flüchtlinge und antiziganistischen Diskurse über Roma-Zuwanderer zu. Besonders angespannt scheint die Lage in Duisburg. Hier existiert eine mit Vorurteilen durchwobene Diskussion über Roma-Zuwanderer aus Bulgarien. In den lokalen Medien wird ein mehrheitlich von bulgarischen Roma bewohntes Haus immer wieder als „Problemhaus“ tituliert. Auf Facebook tauchten unlängst die ersten Mordfantasien auf und nun wurden auch noch antiziganistische Parolen ans Duisburger Roma-Haus geschmiert. In einem Beitrag auf „indymedia linksunten“ heißt es:

In diesem öffentlichen – und oft unwidersprochenen – Klima des Antiziganismus fühlen sich seit einigen Tagen offenbar heimische und auswärtige Gruppen von Rassisten aufgerufen, die Drohungen gegen die Bewohner der Häuser an In den Peschen in die Tat umzusetzen. In den Nächten auf Freitag und auf Samstag (16. & 17.8.), tauchten sie mehrmals in größeren Gruppen an den Häusern auf, bedrohten Bewohner und versuchten Angriffe. Sie waren mit Knüppeln und Messern bewaffnet, und führten laut Zeugenberichten sogar Brandsätze bei sich.

Mehr unter dazu: http://nrwrex.wordpress.com/2013/08/22/presseschau-bedrohung-von-roma-in-duisburg/
Wer weiß, wie das Pogrom in Rostock-Lichtenhagen begann, fühlt sich in unguter Weise daran
erinnert.
Antiziganismus ist der Holzweg Continue reading Duisburg: Interview mit einem Aktivisten der Nachtwache