Italien: vier Roma-Kinder starben in Feuer

Brand
In der Nacht vom 6. auf den 7. Februar brach in einem Roma-Lager in Rom (Italien) ein Feuer aus, dass vier Kinder (ein Mädchen, drei Jungen) im Alter zwischen vier und elf Jahren im Schlaf tötete. Das Feuer erreichte das Lager am Sonntag in einem waldreichen Bereich. Die genaue Brandursache ist bisher unbekannt.
In Anbetracht der zahlreichen Brandstiftungen gegen Roma-Lager in Italien in jüngerer Vergangenheit dürfte eine gezielte Attacke nicht auszuschließen sein. Sollte das nicht der Fall sein, so war es doch die allgemeine Armut und Ausgrenzung, die die Roma in ein Lager am Rande der Stadt verbannten, dass offensichtlich einer erhöhten Brandgefahr ausgesetzt war. Von den etwa 150.000 Roma in Italien sind viele gezwungen in 100 Roma-Lagern zu leben.

Katrin Lange befasst sich in ihrem Beitrag „Die Stille durchbrechen. Antiziganistische Stimmungsmache in Italien und der Widerstand dagegen“ in dem Sammelband „Antiziganistische Zustände“ (Münster, 2009) mit dem Wechselspiel zwischen von oben geförderten und von unten auf der Straße umgesetzten Antiziganismus in Italien. So erfährt man auch, dass bereits von der Vorgänger-Regierung Berlusconis Roma in „campi nomadi“ („Nomaden“ ersetzt in Italien immer mehr den Begriff „Zigeuner“) ghettoisiert wurden.

Eine Pressemeldung zitiert eine Bewohnerin des Lagers mit den Worten: „Like everyone else, I’m terrified of living in this hut – anyone could come in and even kill us.“ (Deutsch: „Wie jederman fürchte ich es in diesem Lager zu leben, jeder kann kommen und uns töten.“)

* UPDATE (22.02.11)
Die NGO „EveryOne Group“ berichtet in einer Meldung vom 13. Februar 2011, dass nach dem Feuertod der vier Roma-Kinder in Rom rassistische Sprühereien (u.a. „Roma Raus“) auftauchten, die sich positiv auf den Tod der Kinder beziehen.

(unvollständige) Chronik antiziganistischer Umtriebe in Italien
* Dezember 2006: Bewohner eines Vorortes von Mailand haben im Dezember 2006 ein Zeltdorf angezündet, in dem Sinti und Roma nach der Vertreibung aus einem anderen Ort untergebracht waren.
* Ende 2006: Ende 2006 kam es zu wiederholten Angriffen auf ein Roma-“Camp“ in Opera (Italien). Immer wieder versammelte sich eine aufgebrachte Menge vor dem „Camp“ und wiederholt wurden gut besuchte Demonstrationen von Neofaschisten gegen die Roma organisiert.
* September 2007: Anfang September 2007 wurden in Pavia in der Lombardei (Italien) Roma auf einem Gutshof von einer Zusammenrottung von Menschen mit Steinen angegriffen. Dabei schrie die Menge: „Zigeuner, wir werden euch alle verbrennen.“. Diese Angriffe wiederholten sich noch mehrmals; einmal waren die Ausgangstür mit einer schweren Kette und zwei Vorhängeschlössern verschlossen worden.
* 17. September 2007: Am 17. September 2007 fand in Rom (Italien) ein Brandanschlag auf ein Roma-„Camp“ in der Nähe der Brücke Mammolo statt.
* 19. September 2007: Eine Gruppe von 30 bewaffneten Gewalttätern hat am Abend des 19. September Abend ein „Camp“ von Roma in der Nähe der italienischen Hauptstadt Rom angegriffen. Die vermummten Männer waren nach Angaben der italienischen Polizei mit Ketten, Schlagstöcken, Steinen und Flaschen bewaffnet und schleuderten zwei Molotow-Cocktails auf das Lager.
Bereits am Vorabend hatte der rassistische Mob die Siedlung angegriffen und vier Brandbomben geworfen, von denen zwei explodierten. Verletzte hatte es nicht gegeben.
* 2007: Im Jahr 2007 starben vier Kinder bei einem Brand in einem Roma-Barackenlager in Livorno (Italien). Die Eltern wurden wegen „Verwahrlosung von Minderjährigen“ verhaftet. Nach Angaben der „Gesellschaft für bedrohte Völker“ gibt es jedoch mehrere Hinweise für einen Brandanschlag.
* 2008: Silvio Berlusconi eröffnete seinen Wahlkampf mit der Parole: »Keine Toleranz für Roma, Illegale und Kriminelle« (Forza Italia).
* 13. Mai 2008: In der Nacht zum 13. Mai 2008 wurde nach anhaltender antiziganistischer Hetze der Medien ein Roma-Camp bei Neapel (Italien) von Bewohner_innen der Nachbarschaft, die sich mit Stangen und Molotov-Cocktails bewaffnet hatten, angegriffen.
* April 2010: Italiens Behörden begannen Anfang April 2010 damit, Roma-Camps in und rund um die Hauptstadt zu räumen. Gemäß einem „Nomaden-Notstandsplan“ sollen 7.200 Sinti und Roma aus ihren Siedlungen vertrieben werden.
* 31.12.2010: Am 31. Dezember 2010 wurde in Sesto Fiorentino bei Florenz (Italien) auf ein Roma-Lager mit 100 Bewohner_innen ein Brandanschlag verübt, bei dem die Siedlung abbrannte. Nur durch Glück gab es keinerlei Verletzte.