Romani Rose gegen Verschärfung der Visumspflicht

Zentralratsvorsitzender warnt vor Rassismus

Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, hat die Bundesregierung vor Rassismus und Populismus gewarnt. „Jetzt eine Visumpflicht für Menschen aus Serbien oder Mazedonien einzuführen, wäre das falsche Signal“, sagte er den „Ruhr Nachrichten“. Die Einreise nach Deutschland dürfe nicht von Hautfarbe oder Herkunft abhängen. Jeder Einzelfall sollte „sorgsam und nicht im Schnellverfahren“ geprüft werden. Die Menschen machten sich auf den Weg nach Deutschland, weil sie diskriminiert würden. In Serbien und Mazedonien gebe es „unvorstellbaren Rassismus“.

Die Einweihung des Berliner Denkmals für die 500.000 von den Nazis ermordeten Sinti und Roma am kommenden Mittwoch sieht Rose als Verpflichtung für Staat und Gesellschaft in Deutschland. Rassismus gegenüber Sinti und Roma müsse „genauso geächtet werden wie Antisemitismus“. Dazu gehöre, „auch in tagespolitischen Debatten Verantwortung zu übernehmen“.

Rose fügte hinzu: „Wir empfinden es als diskriminierend und rassistisch, wenn das Thema Asylmissbrauch in der Öffentlichkeit fast immer in Zusammenhang mit unserer Minderheit auftaucht.“ Darüber sollten alle nachdenken, „die mit populistischen Sprüchen auf die Jagd nach Wählerstimmen gehen und Sinti und Roma zu Sündenböcken für Kriminalität und hohe Arbeitslosigkeit erklären“.

Quelle: Die Welt
Stand: 22.10.2012

Am Reichstagsgebäude: Holocaust-Denkmal für Sinti und Roma

Siebzig Jahre hat es auf sich warten lassen, aber nun soll es am Mittwoch eingeweiht werden: In unmittelbarer Nähe des Reichstaggebäudes gibt es nun auch ein Denkmal für die Sinti und Roma, die im Holocaust ermordet wurden. Zentralratspräsident Rose verbindet große Hoffnungen damit.

Es ist das dritte Denkmal im Berliner Regierungsviertel, das den Opfern des Holocausts gewidmet ist: Am Mittwoch wird in unmittelbarer Nähe des Reichstags das Denkmal für die von den Nazis ermordeten Sinti und Roma eingeweiht.

Nach den Juden und den Homosexuellen erhalten damit auch die rund 500.000 getöteten Angehörigen dieser Volksgruppe in der Bundeshauptstadt einen Ort der Erinnerung – knapp 70 Jahre nach Kriegesende.

Die Gedenkstätte wird Beisein von Bundespräsident Joachim Gauck, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und dem Vorsitzenden des Zentralrats der Sinti und Roma, Romani Rose, in einem Festakt der Öffentlichkeit übergeben.

Der aus Israel stammende Bildhauer Dani Karavan hat das Denkmal gestaltet. Es besteht aus einem zwölf Meter breiten, runden Wasserbecken, in dessen Mitte sich eine Vertiefung befindet. In der Beckenmitte ist ein nach unten versenkbarer Stein angebracht, auf dem jeden Tag eine frische Blüte liegen soll. Continue reading Am Reichstagsgebäude: Holocaust-Denkmal für Sinti und Roma

Wasser, Stein und Rose

Am kommenden Mittwoch wird in Berlin das Mahnmal für die unter den Nationalsozialisten deportierten und ermordeten Sinit und Roma der Öffentlichkeit übergeben. Vielerorts in Europa werden sie noch heute diskriminiert.

Lange Zeit ging es um die Farbe des Wassers. Es war nicht schwarz genug. Jedenfalls nicht so, wie es sich der israelische Landart-Künstler Dani Karavan für das Berliner Denkmal für die von den Nazis ermordeten Sinti und Roma erdacht hatte.
In dem Brunnen mit einer Größe von 12 Metern Durchmesser symbolisiert die sichtbare Oberfläche des dunklen Wassers den Blick auf einen endlos tiefen Grund. In der Beckenmitte hat der Künstler einen Stein platziert, auf dem eine Rose liegt. Ist diese verwelkt, soll der Stein im Brunnen versinken und sich danach wieder emporheben.

Leben, Trauer, Erinnerung, aber auch Besinnlichkeit sollen Reaktionen jener Assoziationskette sein, die Dani Karavan auslösen will. Am kommenden Mittwoch wird der Gedenkort südlich des Reichstags der Öffentlichkeit übergeben, in unmittelbarer Nähe des architektonisch wuchtigen und zugleich filigranen Mahnmals für die ermordeten Juden Europas des amerikanischen Architekten Peter Eisenman. Continue reading Wasser, Stein und Rose

Roma-Vorsitzender wirft Friedrich Hetze vor

Bundeskanzlerin Merkel weiht heute das Denkmal für den Völkermord an Sinti und Roma ein, aber der Vorsitzende der Betroffenen macht ihr schon vorher die Parade kaputt: Er greift Innenminister Friedrich wegen dessen Parteitagsrede scharf an.

Der Vorsitzende des Zentralrates der Sinti und Roma, Romani Rose, kritisiert Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) wegen dessen Äußerungen zum Asylrecht. Der hatte auf dem CSU-Parteitag Asylanträge von Menschen aus Serbien und Mazedonien als nicht akzeptabel bezeichnet, betroffen sind vor allem Sinti und Roma.

„Das Thema Asylmissbrauch an einer Minderheit wie den Sinti und Roma abzuhandeln, halte ich für mehr als diskriminierend. Da betreibt man ein stückweit Hetze“, sagte Rose der Mittelbayerischen Zeitung. Rose sagte, er hoffe, dass derartige Äußerungen „nicht bereits auf den Bundestagswahlkampf im nächsten Jahr“ gerichtet seien.

Rose: „Jeder Einzelfall muss geprüft werden“

In Mazedonien und Serbien gebe es einen schlimmen Rassismus gegen Sinti und Roma. Das Asylrecht in Deutschland solle Menschen gewährt werden, die aus politischen oder rassischen Gründen verfolgt werden. Jeder Einzelfall müsse geprüft werden, verlangte Rose. Schnellverfahren an den Grenzen durchführen zu wollen, sei „eines Rechtsstaates unwürdig“, kritisierte der Zentralratsvorsitzende.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eröffnet heute das Mahnmal für den NS-Völkermord an bis zu 500 000 Sinti und Roma in Berlin. Auch Bundespräsident Joachim Gauck nimmt an der Zeremonie im Tiergarten neben dem Bundestag teil.

Der Entwurf kommt von dem israelischen Künstler Dani Karavan. Er hat eine kreisrunde, schwarze Wasserschale geschaffen, die Symbol für Tod, Vernichtung und neues Leben sein soll. Der Beschluss zur Errichtung fiel schon vor 20 Jahren. Diskussionen mit den Opferverbänden und Schwierigkeiten beim Bau sorgten aber immer wieder für Verzögerungen. Die Betreuung der Gedenkstätte übernimmt die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas.

Quelle: Frankfurter Rundschau
Stand: 24.10.2012

Im Visier der Kriminalisten

Die Verfolgung der Sinti und Roma in Deutschland hat eine lange, traurige Tradition. Die Eröffnung des Denkmals markiert den Abschluss auf dem langen Weg zur Anerkennung.

Im Sommer 1945 irrten Millionen Menschen durch die Trümmerwüsten der deutschen Städte. Unter den Flüchtlingen, Vertriebenen, Ausgebombten, Kriegsgefangenen, ehemaligen Zwangsarbeitern und Konzentrationslagerhäftlingen waren die etwa 5 000 deutschen Sinti und Roma, die nach Deportationen und Konzentrationslagerhaft zurückkehrten, nur eine Minderheit.

Anteil an ihrem erlittenen Unrecht nahm kaum jemand. Statt Hilfe bei der Suche nach ihren Angehörigen und neuen Lebensperspektiven erfuhren sie von der örtlichen Bevölkerung und den Behörden vielfach Misstrauen und Ablehnung. Um dem „Zigeunerunwesen“ Herr zu werden, wandten sich Stadtverordnete und Bürgermeister an die Polizei – jene Institution, die für die erbarmungslose Verfolgung und Vernichtung der Sinti und Roma verantwortlich war.

Sinti und Roma zu erfassen und einem Sonderrecht zu unterwerfen, war keine nationalsozialistische Erfindung. Bereits 1899 hatte die Polizei in München einen „Zigeunernachrichtendienst“ eingerichtet. Mit Fingerabdruckkarteien und Fotografien sollten alle Zigeuner registriert werden. Die Erfassung, so der Jurist und Polizeipräsident Alfred Dillmann, gewähre ein effektives Vorgehen gegen die kriminelle Veranlagung dieser Gruppen. Continue reading Im Visier der Kriminalisten

Der ewige Mahner

Seit Jahrzehnten kämpft Romani Rose um die Anerkennung und Rechte der Sinti und Roma in Deutschland. Jetzt wird in Berlin ein Denkmal eingeweiht, das an seine von den Nazis ermordeten Vorfahren erinnern soll.

Am Ende seines Rundgangs begegnet Romani Rose sich selbst. Die Ausstellung, die sich dem Leid der Sinti und Roma widmet, erzählt auch von der Bürgerrechtsarbeit der Minderheit. Auf einem der Fotos ist Rose bei einer Demonstration in den Siebzigerjahren zu sehen, auf einem anderen sitzt er 1982 Kanzler Helmut Schmidt bei Verhandlungen gegenüber. Daneben posiert Rose mit Willy Brandt, spricht mit Roman Herzog oder grüßt Johannes Paul II. Äußerlich scheint sich Rose, der seit 1982 dem Zentralrat Deutscher Sinti und Roma vorsteht, kaum verändert zu haben.

Was in seinem schmalen Gesicht besonders auffällt, sind die dunklen Augenringe und der distanziert wirkende Blick. Selbst wenn er lächelt, sieht er nicht fröhlich aus. Wer Romani Rose so sieht, könnte ihn für einen schwermütigen Menschen halten. Aber wie soll einer auch aussehen, der ständig vom Leid seiner Leute sprechen muss? Continue reading Der ewige Mahner

Rechtsextremer Aufmarsch in Ungarn: Mit Fahnen und Fackeln gegen Roma

Die extreme Rechte in Ungarn heizt die Stimmung an. Mehr als 1.000 Faschisten marschierten in einem Roma-Viertel auf. Die Bewohner protestierten.

Mehr als 1.000 Rechtsextremisten sind am Mittwochabend in der ostungarischen Stadt Miskolc gegen die Roma-Bevölkerung in der Plattenbau-Siedlung Avas aufmarschiert. Aufgerufen zu der Kundgebung hatte die rechtsradikale Parlamentspartei Jobbik (Die Besseren).

Unter den Teilnehmern waren auch uniformierte Mitglieder der verbotenen, paramilitärischen Ungarischen Garde. Der Jobbik-Vorsitzende Gabor Vona erklärte in seiner Ansprache unter Anspielung auf die allgemein höhere Geburtenrate unter Roma: „Wer nicht arbeitet, soll nicht Kinder in die Welt setzen.“ Continue reading Rechtsextremer Aufmarsch in Ungarn: Mit Fahnen und Fackeln gegen Roma

„Die Erinnerungsarbeit ist jung“

GEDENKEN Kommende Woche wird in Berlin ein Sinti-und-Roma-Mahnmal eingeweiht. Marian Luca vom Roma-Zentralrat fordert, die NS-Erinnerung mit aktueller Unterstützung für Europas Roma zu verbinden

taz: Herr Luca, der Bau eines Mahnmals für die Sinti und Roma hat sich unter anderem wegen des Streits um die Inschrift „Zigeuner“ oder „Sinti und Roma“ verzögert. Warum war das dem Zentralrat so wichtig?

Marian Luca: „Zigeuner“ war doch die Brandmarke der Nazis, und mit dieser Propagandasprache wurde der Massenmord begründet. Dieser Begriff steht für den massiven und schmerzhaften Bruch in unserer Identitätsgeschichte. Auch wurde das Wort „Zigeuner“ im Deutschland nach 1945 nur noch in diskriminierender Absicht verwendet. Ein Mahnmal mit dieser alleinigen Inschrift ist undenkbar. Continue reading „Die Erinnerungsarbeit ist jung“

Rechtsradikale marschieren gegen Roma

In Ungarn sind mehr als tausend Rechtsextremisten gegen die Roma-Bevölkerung aufmarschiert. Mit Fackeln zogen sie durch deren Siedlung in der Stadt Miskolc. Zuvor hatten hunderte Roma gegen Diskriminierung protestiert.

In der ostungarischen Stadt Miskolc hat es erneut scharfe Proteste gegen die Roma in der Plattenbau-Siedlung Avas gegeben. Mehr als tausend Rechtsextremisten demonstrierten dort am Mittwochabend. Aufgerufen zu der Kundgebung hatte die rechtsradikale Parlamentspartei Jobbik (Die Besseren). Unter den Teilnehmern waren auch uniformierte Mitglieder der verbotenen, para-militärischen Ungarischen Garde. Der Jobbik-Vorsitzende Gabor Vona erklärte in seiner Ansprache unter Anspielung auf die allgemein höhere Geburtenrate unter Roma: „Wer nicht arbeitet, soll nicht Kinder in die Welt setzen.“ Der Jobbik-Abgeordnete Zsolt Egyed rief der Menge zu: „Wir müssen jetzt handeln, um unsere Zukunft zu retten und Ungarn von der Zigeuner-Kriminalität zu befreien.“ Continue reading Rechtsradikale marschieren gegen Roma

Asylbewerber kommen nach Essen – Anwohner protestieren

Am Mittwoch kommen die ersten Roma im Essener Stadtteil Bedingrade an. Sozialdezernent Peter Renzel beruhigt: Die Bleibe in der Turnhalle sei keine dauerhafte Unterkunft. Die „Antifa“ wirft Bürgern, die gegen die Unterbringung protestieren wollen, Rassismus vor.

Heute sollen die ersten der bis zu 60 Asylbewerber in der Turnhalle des ehemaligen Schulzentrums Bedingrade an der Lohstraße ankommen – nur übergangsweise, wie Sozialdezernent Peter Renzel gestern unterstrich. Bis zum 31. Oktober, so sei es vereinbart, sollen die Menschen – im Wesentlichen Roma aus Serbien und Mazedonien – Bedingrade wieder verlassen haben. Doch ob diese Nachricht die aufgebrachten Nachbarn vor Ort beruhigen kann, ist zweifelhaft.

Gestern waren Bürger in den Straßen unterwegs, um Unterschriften gegen die Unterbringung zu sammeln. Gleichzeitig hat sich die „Anitfa Essen“, die sich den Aylbewerbern sehr verbunden weiß, rüde zu Wort gemeldet: „Anwohner und Lokalpolitiker betreiben rassistische Stimmungsmache gegen die neue Flüchtlingsunterkunft, heißt es in einer Mitteilung. Continue reading Asylbewerber kommen nach Essen – Anwohner protestieren