Category Archives: Sonst in Europa

Minister apologises to Roma Gypsy family for police brutality

Serbian police minister Ivica Dacic Tuesday issued an apology to a Roma family for police brutality in a case that shocked the public and sparked protests by human rights organisations.
Dacic received a Roma youth, Danijel Stojanovic and his father Gani, after it was discovered that Danijel was brutally beaten by police in the eastern city of Vrsac four years ago.
The scandal wound up on the popular Youtube video-sharing website and caught public attention after one of three policemen who took part in the beating sold his mobile telephone on which he filmed the beating in Vrsac police station.
Apologizing to Danijel, now 22, Dacic said two police officers had been arrested over the beating and legal proceedings were under way for a third who had in the meantime retired, Dacic said.
Police claimed Stojanovic and his father were involved in criminal activities, but Dacic said these allegations could not justify the policemen’s brutal behaviour.
“It is in the public interest that citizens think well of police, not badly,” Dacic said. “I hope this event will be a turning point for police and for the Stojanovic family and that all will draw a lesson from it,” he added.
Police brutality was widespread in Serbia due a lack of reform including internal controls, according to Ivan Kuzmanovic, an official from Serbia’s Helsinki Committee for Human Rights group.
His organization had interviewed about 300 prisoners in Serbian jails and more than 200 of them complained that they had been subject to “some sort of torture” by police, Kuzmanovic told Belgrade television B92.

Quelle: adnkronos
Stand: 28.06.2011

Wie Europa den Roma helfen will

Zehn bis zwölf Millionen Roma leben in Europa unter schwierigen bis katastrophalen Bedingungen. Nach einer Brandrede der EU-Justizkommissarin haben die Staaten gelobt: Diskriminierung aufgrund der Rasse darf in Europa keinen Platz haben. Nun beglückwünscht sich die EU zu einem Rahmenplan. Aber ob das Papier die Lage der Roma verbessert, ist fraglich.

Von ethnischen Säuberungen war die Rede, aber auch von gescheiterter Integration, als Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy systematisch Roma-Gruppen des Landes verwies – das war im vergangenen Herbst. Die Aufregung war groß: Sarkozy musste sich von EU-Justizkommissarin Viviane Reding erklären lassen, dass Diskriminierungen aufgrund der Rasse in Europa keinen Platz haben.

Die Brandrede hat Wirkung gezeigt. Plötzlich gelobten alle, sich um Verbesserung der schwierigen Lage der zehn bis zwölf Millionen Roma in der EU zu bemühen. Die Ungarn, deren erste Ratspräsidentschaft jetzt zu Ende geht, haben sich das Thema besonders auf die Fahnen geschrieben und im April einen EU-weiten „Rahmenplan für nationale Roma-Strategien“ vorgelegt. Am Freitag hat der Rat den Plan auf dem EU-Gipfel in Brüssel verabschiedet. Aber ob das Papier auch den Roma etwas bringt, ist fraglich. Continue reading Wie Europa den Roma helfen will

Exklusiv-Interview zu der Situation der Roma-Minderheit in Tschechien

Der in Prag lebende Journalist Menschenrechtsaktivist Markus Pape vom „Europäischen Zentrum für Romarechte“ war so freundlich für http://antizig.blogsport.de einige Fragen zur Situation der Roma in Tschechien zu beantworten.

Antizig-Watchblog: Wie groß ist überhaupt die Roma-Minderheit in CZ?

Pape: Es gibt nur Schätzungen, die sich zwischen 150 und 250 tausend Roma bewegen. Bei Volkszählungen bekennen sich nur wenige tausend Bürger zur „Volksgruppe der Roma“, weil sie entweder Nachteile dadurch befürchten oder aber sich in erster Linie als Tschechen oder Slowaken fühlen.

Antizig-Watchblog: Wie ist ihre gesetzliche Stellung und wie ihre soziale?

Pape: Gesetzlich sind die Roma als ethnische Minderheit anerkannt, etwa zwei Drittel der Roma leben nach Schätzungen in Armut. In den Medien werden Roma zumeist nur in Verbindung mit Kriminalität, Armut oder Konflikten erwähnt. Darum weiß niemand, dass Zehntausende von Roma hier einer ordentlichen Arbeit nachgehen.

Antizig-Watchblog: Wie war die Stellung der Roma in der CSSR?

Pape: Dadurch es ein Arbeitspflicht gab, mussten sie beschäftigt werden, zumeist mit schwerer körperlicher Arbeit und mit Arbeiten, die ethnische Tschechen nicht verrichten wollten. Schwere körperliche Arbeit wurde überdurchschnittlich bezahlt und dadurch hatten viele Romafamilien einen relativ guten Lebensstandard. Nach der Wende wurden die meisten Roma entlassen und durch Billigarbeiter aus der Ukraine oder anderen Ländern ersetzt.

Antizig-Watchblog: Gibt es eine Roma-Bürgerrechtsbewegung bzw. – Selbstvertretung? Wie ist sie entstanden und was tut sie?

Pape: Es gibt Fragmente einer Bürgerrechtsbewegung, aber keine politische Selbstvertretung. Am Regierungsamt trifft sich regelmäßig ein Rat für Angelegenheiten der Romakommunität. Seine Mitglieder – zur Hälfte Vertreter von Ministerien, ansonsten Vertreter von NGOs, zum Teil auch Roma – werden von der Regierung ernannt und nicht von Roma selbst gewählt. Zurzeit funktioniert dieser Rat kaum.

Antizig-Watchblog: Gibt es in der politischen Linken Unterstützer und Freunde für die Minderheit?

Pape: Es gibt einzelne Politiker, Aktivisten und Bürgerrechtler quer durch das politische Spektrum, welche die Roma unterstützen. Die Parlamentarische Linke tut dies nur selten und sehr zögerlich. Allein die tschechischen Grünen setzten sich aktiv für die Roma, scheiterten vermutlich auch deswegen aber bei den letzten Parlamentswahlen an der Fünf-Prozent-Hürde.

Antizig-Watchblog: Erhalten Angehörige der Roma-Minderheit, die die Verfolgung unter der nationalsozialistischen Besatzung überlebt haben, so genannte „Entschädigungen“ durch die Bundesrepublik?

Pape: Zwischen der BRD und Tschechien wurde vereinbart, dass die Entschädigungen von tschechischer Seite aus aber mit Mitteln eines gemeinsamen Fonds ausgezahlt werden. Dies wurde nach langwierigen Verhandlungen und auf Druck von Opferverbänden Ende der Neunziger Jahre bilateral beschlossen.

Antizig-Watchblog: Immer wieder wird in den Medien von antiziganistischen Übergriffen durch extreme Rechte berichtet. Wie häufig passiert das und wie reagieren die Mehrheitsbevölkerung und die Behörden darauf?

Pape: Es gab in den letzten Jahren viele antiziganistische Übergriffen von Neonazis. Viele wurden von der Polizei verheimlicht oder nur in Statistiken anonym erwähnt. Die Bevölkerung reagiert eher gleichgültig. Wenn bestimmte Fälle medialisiert werden, kommt es auch zu Beschwerden, dass diese Übergriffe in keinem Verhältnis zur angeblich „großen“ Kriminalität der Roma stehe. Dementsprechend werden sie verharmlost. Eine Ausnahme stellt der Brandanschlag von Vítkov vom 18. April 2009 dar, bei dem ein kaum zweijähriges Mädchen durch schwere Verbrennungen schrecklich entstellt worden ist. Auch dieser Fall ist jedoch mittlerweile fast wieder in Vergessenheit geraten.

Antizig-Watchblog: Wie realistisch sind die Hoffnungen in EU-Bemühungen zur Verbesserungen der Lage der Minderheit?

Pape: Die EU investiert viel Geld in Verbesserungen der Lage der Minderheit, kümmert sich jedoch selten darum, wo diese Gelder versickern. Zumeist erreichen sie nicht die Roma selbst, sondern werden in Berichten, Analysen oder Programmen verpulvert.

Antizig-Watchblog: Wie könnte praktische Solidarität in der Bundesrepublik für Roma in Tschechien aussehen?

Pape: Qualifizierte Berichterstattung, finanzielle Unterstützung von effektiv arbeitenenden Roma-NGOs und aktive Beteiligung an Aktionen gegen Nazis in Tschechien.

Antizig-Watchblog: Wir bedanken uns für das Interview!

Serbien: Zwangsräumung von Roma-Siedlung

Unter dem Abschnitt „Zwangsräumungen“ findet sich im Jahresbericht von „Amnesty International“ zu Serbien folgender Textabschnitt:

In ganz Belgrad kam es 2010 weiterhin zu rechtswidrigen Zwangsräumungen informeller Siedlungen von Roma. Weitere Roma-Gemeinschaften waren von Zwangsräumungen bedroht, darunter die Roma-Siedlung Belvil, deren Infrastruktur mit Mitteln europäischer Finanzinstitutionen ausgebaut werden sollte.
Im April wurden 38 Roma-Familien, die in einer informellen Siedlung in der Gemeinde Cukarica lebten, Opfer einer Zwangsräumung. Die Mehrzahl von ihnen wurde nach Südserbien zurückgeschickt, wo sie ursprünglich herkamen.
Im Oktober wurden 36 Roma, darunter 17 Kinder, aus der Vojvodjanska Straße 25 in Belgrad vertrieben. Fünf Familien wurden anschließend in Containern untergebracht, die nicht den internationalen Standards für angemessenes Wohnen entsprachen.

Antiziganismus von Links: ein historisches Beispiel

In der Schriften-Sammlung „Der kurze Sommer der Anarchie“, herausgegeben von Hans Magnus Enzensberger, finden sich zwei kleine Berichte (Seite 205-206) darüber, wie der berühmte spanische Anarchist und Revolutionär Buenaventura Durruti 1936 eine Gruppe spanischer Roma (vermutlich Kale) zur Arbeit an einer Straße von Pina de Ebro zu dem Dorf Monegrillo gezwungen hat. Als Begründung für diese Zwangsarbeit wird das antiziganistische Stereotyp von der angeblichen Arbeitsunwilligkeit von Roma angeführt.

War Durruti ansonsten auch in vielen Bereichen ein vorbildhafter Idealist, so darf dieser Aspekt in der Biografie des Anarchisten nicht verschwiegen werden.

Der Mitkämpfer Ricardo Sanz berichtet:

Diese Straße heißt bei den Bewohnern heute noch »Die Straße der Zigeuner«. Durruti hatte nämlich in seinem Operationsgebiet einige Zigeunerlager vorgefunden, und er brachte es fertig, das wandernde Volk zum Straßenbau zu überreden. Was andern wie ein Wunder erschien, nannten die Zigeuner freilich »eine Strafe Gottes«.

Heißt es bei Sanz noch „überreden“, so wir in dem Bericht von Gaston Leval eindeutig klar, dass es sich um Zwangsarbeit handelt:

Als die Kolonne Durruti nach Aragon vordrang, stieß sie auf ein Zigeunerlager. Ganze Familien kampierten da auf freiem Feld. Das war insofern unangenehm, als diese Leute sich um den Frontverlauf nicht im geringsten kümmerten und nach Belieben herüber- und hinüberwechselten. Es war nicht ausgeschlossen, daß sie sich als Kundschafter für Franco mißbrauchen ließ. Durruti dachte über das Problem nach. Dann ging er zu den Zigeunern und sagte ihnen: »Als erstes, meine Herrschaften, werdet ihr euch anders anziehen und das gleiche Zeug tragen wie wir.« Die Milizsoldaten trugen damals alle Monteurskittel, Overalls, und das in der Juli-Hitze! Die Zigeuner waren nicht gerade begeistert. »Heraus aus euren Lumpem! Was die Arbeiter tragen, das steht euch auch zu.« Die Zigeuner merkten, daß Durruti nicht zum Spaßen aufgelegt war, und zogen sich um. Aber damit nicht genug. »Jetzt, wo ihr Arbeitskleider habt, jetzt könnt ihr auch arbeiten«, fuhr Durruti fort. War das ein Heulen und Zähneknirschen. »Die Bauern hier haben ein Kollektiv gegründet und beschlossen, eine Straße zu bauen, damit ihr Dorf einen Weg zur Hauptstraße hat. Hier habt ihr Schaufeln und Pickel, auf geht’s!« Was blieb den Zigeunern anders übrig. Und von Zeit zu Zeit kam Durruti selbst vorbei und sah nach, wie die Arbeit voranging. Er freute sich diebisch darüber, daß er die Zigeuner dazu gebracht hatte, ihre Hände zu gebrauchen. »Der Seno‘ Durruti ist da!« flüsterten sich die Zigeuner zu, mit ihrem andalusischen Akzent, und erhoben die Hand zum antifaschistischen Gruß; das heißt, sie streckten ihm die geballten Fäuste hin, und Durruti verstand sehr wohl, was sie damit sagen wollten.

Interessant ist, dass hier mitten im Spanischen Bürgerkrieg einer Randgruppe Illoyalität bzw. Spionage („daß sie sich als Kundschafter für Franco mißbrauchen ließ“) und ein fehlender Arbeitsethos unterstellt werden. Ganz in der Tradition antiziganistischer Vorurteile.
Der Arbeitsethos der Mehrheitsbevölkerung und die Loyalität werden letztendlich mit Gewalt sicher gestellt bzw. erzwungen. Dies geschieht durch eine Art von Zwangsassimilierung der Roma, die gezwungen werden die (Arbeiter-)Kluft der anarchistischen Milizen zu tragen. Entgegen dem anarchistischen Ideal reproduziert Durutti unter der scheinbaren Notwendigkeit des Krieges Herrschaft und Diskriminierung gegenüber einer randständigen Bevölkerungsgruppe. Spätere libertäre Generationen entwickelten glücklicherweise eine ausgeprägte Kritik des kapitalistischen Arbeitsethos.

EU strategy on Roma inclusion

European Parliament President Jerzy Buzek made the following statement on the adoption of the European Parliament report on the EU’s strategy on Roma inclusion:

„I welcome the adoption of the report by the EP as a step forward on Roma inclusion. I pay tribute to our Rapporteur Lívia Járóka for guiding this important report through the European Parliament. If we preach human rights around the world, we also need to respect them particularly in our own backyard.

In particular, the European Parliament calls for equal access for Roma to employment, education and quality housing, the protection of fundamental rights, better use of EU funding and fighting against discrimination at all levels. This will require greater effort from local, national and EU authorities. Continue reading EU strategy on Roma inclusion

Porrajmos — the persecution of the Roma and Sinti by the Nazis

The Roma and Sinti have their own term for their genocide at the hands of the Nazis. They call it the Baro Porrajmos which means the “Great Devouring.” The total number of Roma and Sinti (Gypsies) who were murdered in the Nazi death camps is still unknown. The US Holocaust Memorial Museum estimates that 220,000 were killed, but other sources put the total deaths at 500,000 or more than half the total number of Gypsies in all the countries of Europe.

After World War II ended, Germany gave compensation to the Jewish survivors, but compensation claims by the Gypsies were denied by the Germans in the 1950s on the grounds that the Gypsies had been persecuted under the Nazi regime because they were “asocial” or had broken the laws of the country, not because of racism. After a few years of protest by the Gypsies, compensation was finally given to the survivors.

In October 1999, I visited the Buchenwald Memorial Site near Weimar, Gemrany. I purchased the camp guidebook from the Buchenwald Museum. Continue reading Porrajmos — the persecution of the Roma and Sinti by the Nazis

Romani Rose: „76 Prozent erfahren Diskriminierung“

Heidelberg. Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma ist vor allem besorgt über die Lage seiner Minderheit in Mittel- und Osteuropa. Mit Romani Rose sprach in Heidelberg Ulrich Lüke.

General-Anzeiger: Sie sind nun seit bald 30 Jahren Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma. Hat sich die Lage Ihrer Minderheit in diesen Jahren gebessert?

Romani Rose: Sie hat sich in vielen Bereichen verbessert. Man setzt sich heute auch mit dem Holocaust an Sinti und Roma auseinander. Wir müssen die Konsequenzen aus der Geschichte ziehen, Klischees und Vorurteile ächten, so dass ein respektvolles Miteinander möglich wird.

GA: Zum ersten Mal hat Ende Januar ein Sinto im Bundestag zum Gedenken an den Holocaust gesprochen. Spät, aber nicht zu spät?

Rose: Beides. Spät, und man muss hinzusetzen: Leider war es zu spät für viele der Überlebenden, die das gern miterlebt hätten. Es hat ein Überlebender des Holocaust gesprochen. In ein paar Jahren wird das nicht mehr möglich sein, diese Generation stirbt aus. Continue reading Romani Rose: „76 Prozent erfahren Diskriminierung“

Lesenswert: UNICEF-Studie zur Situation von Kindern kosovarischer Roma-Minderheiten

„Der Paß ist der edelste Teil von einem Menschen. Er kommt auch nicht auf so einfache Weise zustand wie ein Mensch. Ein Mensch kann überall zustandkommen, auf die leichtsinnigste Art und ohne gescheiten Grund, aber ein Paß niemals. Dafür wird er auch anerkannt, wenn er gut ist, während ein Mensch noch so gut sein kann und doch nicht anerkannt wird.“
Bertolt Brecht, „Flüchtlingsgespräche“, 1940

Das Deutsches Komitee von UNICEF hat 2010 eine 112seitige Studie zum Thema „„Integration unter Vorbehalt“ – Zur Situation von Kindern kosovarischer Roma, Ashkali und Ägypter in Deutschland und nach ihrer Rückführung in den Kosovo“ veröffentlicht. Continue reading Lesenswert: UNICEF-Studie zur Situation von Kindern kosovarischer Roma-Minderheiten

Flüchtlings- und Romaorganisationen warnen: Druck auf Balkanstaaten begünstigt Rassismus

Roma in Serbien und Mazedonien klagen zu Recht über unwürdige Lebensbedingungen

Die Flüchtlingsräte, PRO ASYL und Chachipe und weitere Unterstützer begrüßen die Aufhebung der Visumspflicht für BürgerInnen Bosnien-Herzegowinas und Albaniens in den Schengen-Vertragsstaaten, die am 15. Dezember 2010 in Kraft getreten ist. Sie bildet einen wichtigen Schritt in der Annäherung dieser beiden Staaten an die Europäische Union. Um so mehr sind wir über die Vorbehalte besorgt, die der Rat der Europäischen Union anlässlich seiner Entscheidung am 8. November formuliert hat.

Stop deportation
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