Category Archives: Abschiebung und Asyl

Roma-Kinder: Sprachlos auf dem Schulhof

Sie sprechen kaum Deutsch: Berlins Schulen müssen derzeit Hunderte Roma-Kinder integrieren. Deren Familien sind Hals über Kopf nach Deutschland geflohen.

Dana* lernt schnell. Das deutsche Alphabet kann die Zehnjährige schon fehlerfrei aufsagen, am liebsten singt sie es laut vor. „Ja, die Kinder aus Rumänien sind alle sehr musikalisch“, sagt Lehrerin Josephine Neumann und lächelt. Die 63-Jährige gibt Dana und einigen anderen Schülern der Konrad-Agahd-Grundschule in Berlin-Neukölln Sonderunterricht im Fach Deutsch.

Vor kurzer Zeit konnten sich ihre Schüler nämlich noch gar nicht auf dem Schulhof verständigen: Sie gehören zu einigen hundert neu zugezogenen Roma-Kinder aus Bulgarien, Ungarn und anderen südosteuropäischen Staaten. Etliche Großfamilien flüchteten zuletzt von dort nach Berlin und in andere deutsche Großstädte. Continue reading Roma-Kinder: Sprachlos auf dem Schulhof

In den Kosovo abgeschoben? Wie mit Roma geplant!

Hannover. Viele Pendler/innen und Passant/innen bleiben am Morgen des 8. April verwundert am hannoverschen Leineufer stehen. Sie trauen Ihren Augen nicht: Eine der drei Nanas, eine besondere Attraktion der niedersächsischen Landeshauptstadt, ist verschwunden. Aber warum? Und wo wurde sie hingebracht?
Sie ist nicht die einzige, die in einer Nacht- und Nebelaktion aus ihrer gewohnten Umgebung herausgerissen wurde. Ebenso widerfährt es immer wieder Menschen, die aus Deutschland abgeschoben werden. Unter ihnen auch immer mehr Angehörige der Romaminderheiten, die aus dem Kosovo vor Pogromen während des Bürgerkriegs nach Deutschland geflohen waren.
Im April 2010 hat die deutsche Regierung ein Rückübernahmeabkommen mit der kosovarischen Regierung abgeschlossen, wonach in den kommenden vier Jahren jährlich 2.500 Menschen aus Deutschland in den Kosovo abgeschoben werden sollen. Continue reading In den Kosovo abgeschoben? Wie mit Roma geplant!

Roma besetzen nach Zwangsräumung Papst-Basilika

In Rom wird über die Unterbringungsmöglichkeit von rund 150 Roma diskutiert. Die Betroffenen, darunter auch 40 Kinder, haben die Basilika Sankt Paul besetzt.

Rund 150 Roma, unter ihnen 40 Kinder, haben am Karfreitag die römische Basilika Sankt Paul vor den Mauern besetzt. Sie protestierten damit gegen die Zwangsräumung ihrer Behausungen in Casal Bruciato im Nordwesten Roms.

Nach ergebnislosen Verhandlungen mit der römischen Stadtverwaltung gewährte ihnen der Vatikan als Besitzer der Basilika Übernachtungsasyl in einem Raum außerhalb des Kirchenschiffs, wie das italienische Fernsehen am Freitagabend berichtete.

Umgang sei „konzeptlos und unmenschlich“

Die Räumung illegaler Lager war in den vergangenen Tagen von einer Auseinandersetzung zwischen Roms Bürgermeister Gianni Alemanno (Volk der Freiheit) und der katholischen Basisgemeinde Sant’Egidio begleitet, die den Umgang mit Wohnsitzlosen in der Hauptstadt als konzeptlos und unmenschlich kritisiert.
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Alemanno machte laut anderen Medienberichten geltend, die Roma hätten alternative Unterbringungsmöglichkeiten abgelehnt.

Die Menschenrechtsorganisation amnesty international rief italienischen Medien zufolge den römischen Polizeipräfekten Giuseppe Pecoraro auf, alle Räumungen unverzüglich zu stoppen und den Plan der Stadtverwaltung zur Umsiedlung der Roma auszusetzen.

Quelle: Welt Online
Stand: 23.04.2011

Die Heimatlosen

40 Jahre Internationaler Tag der Roma

Als Frankreich im Sommer 2010 Hunderte Roma nach Rumänien abschob, war die Kritik groß. So warnten Kirchenvertreter davor, „Minderheiten zu Sündenböcken zu machen“. Inzwischen haben sich die Wellen zwar wieder gelegt – doch das Thema ist noch immer problematisch. Daran erinnert auch der Internationale Tag der Rom.

Roma feiern am Freitag (08.04.2011) den Internationalen Tag der Roma, der sich in diesem Jahr zum 40. Mal jährt. An dem Tag wollten Roma auf die teilweise „beunruhigende und trostlose“ Situation der ethnischen Minderheiten der Sinti und Roma in Europa aufmerksam machen und neue Denkanstöße zur Integration „im Respekt vor der kulturellen Vielfalt“ geben, erklärte der Verein Rom im Vorfeld. In Europa leben nach Angaben des Vereins zehn bis zwölf Millionen Roma und Sinti. Damit seien sie die größte europäische Minderheit ohne eigenes Staatsgebiet. Continue reading Die Heimatlosen

Protest bei Romaabschiebung – Auftakt

Nur eine kleine Protestaktion am Flughafen, aber dies war erst der Auftakt. Noch viele Sammelabschiebungen soll es geben – sie werden nicht unwidersprochen bleiben.
Am 31. März endet der Wintererlass, ein temporärer Abschiebestopp nach Serbien und dem Kosovo in der kalten Jahreszeit. Keine 5 Tage später starten die ersten Sammelcharterabschiebungen. Sie wurden, wie auch die Male zuvor von Protesten begleitet. Zum Testen ob sich an das Urteil des Bundesverfassungsgerichtshofes gehalten wird, das demonstrieren auf Flughäfen ausdrücklich erlaubt wurde diesmal spontan mitten im Terminal angemeldet.
Dienstag 5. April, 10 Uhr morgens. Keine Uhrzeit, zu der sich Massen mobilisieren lassen. Schon gar nicht, nachdem die letzten Wochen fast täglich mit Demonstrationen gefüllt waren. Doch 20-30 Aktivist_innen aus unterschiedlichen Städten und Zusammenhängen sind gekommen. Die meisten zum offiziellen Flughafenterminal, einige direkt vor das sogenannte „Gate F“, dem abseits gelegenen Abschiebeterminal. Während im Flughafenterminal eine kurze spontane und unangemeldete Kundgebung abgehalten wird und die Ordnungshüter langsam drängen, dass dieses doch nicht angemeldet sei, kann von den Leuten draußen am Gate F noch beobachtet werden, wie die letzten Kleinbusse der Ausländerbörden durch das Gittertor links am Gebäude fahren. Dort werden, schlecht einsehbar von außen die abzuschiebenden Menschen wie eine Fracht angeliefert. Die Busse haben getönte Scheiben, Sichtkontakt von außen mit den Betroffenen ist nicht möglich.
Mit Transparenten und Sprechchören wird auf das heimlich stattfindende Geschehen in diesem Gebäude aufmerksam gemacht. Continue reading Protest bei Romaabschiebung – Auftakt

Rückkehr abgeschobener Roma vier Monate nach der Abschiebung aus Rheinland-Pfalz

Ehemann und Sohn der verstorbenen Borka T. durften nach Deutschland zurück
PRO ASYL: Die Frage nach der Verantwortung ist noch ungeklärt

Mit der Wiedereinreise des am 7. Dezember 2010 in den Kosovo abgeschobenen Ismet T. und seines 14-jährigen Sohnes Avdil T. nach Deutschland hat eine umstrittene Abschiebung eine Wendung erfahren, über deren Umstände und Folgen die Medien im Januar berichtet hatten.

Aufsehen erregt hatte die Tatsache, dass die Mutter bzw. Ehefrau der jetzt Eingereisten, Borka T., einen Monat nach der Abschiebung aus dem Kreis Mayen-Koblenz an den Folgen einer Gehirnblutung verstorben war. Continue reading Rückkehr abgeschobener Roma vier Monate nach der Abschiebung aus Rheinland-Pfalz

Türkei ändert diskriminierende Paragraphen

Während in Rumänien derzeit die Bezeichnung „Zigeuner“ statt „Roma“ per Gesetz durchgesetzt werden soll wird in der Türkei die analoge Bezeichnung „Cingene“ aus den Gesetzestexten entfernt. Laut Vizepremier Bülent Arinç komme dieser Änderung eine symbolische und psychologische Bedeutung im Kampf gegen Diskriminierung zu. Anlässlich eines Treffens mit über zwanzig türkischen Roma-Organisationen kündigte Staatsminister Faruk Çelik die Änderung einer ursprünglich aus den 1930er Jahren stammenden Gesetzespassage an, die es dem Innenministerium gestattet, „Zigeuner“ nach eigenem Ermessen aus der Türkei auszuweisen. Er verwies darauf, dass die AK-Partei bereits einen ähnlichen Paragraphen aus einem 1934 verabschiedeten Gesetz entfernt hat, in dem es heißt: „All jene, die keine Verbundenheit und Treue mit der türkischen Kultur gezeigt haben, Anarchisten, nomadische Zigeuner, Spione, (…) können nicht als Immigranten in die Türkei nicht akzeptiert.“ „Ich weiß, dass die Roma stolz sind, Bürger der Türkei – und in der Türkei unter diese Flagge – zu sein. Sie sind Leute, die dieses Land, diese Flagge und die Einheit des Landes lieben. Deshalb wurden Ausdrücke, die die Roma erniedrigen, 2006 aus den betreffenden Gesetzestexten entfernt“, so Faruk Çelik.

2009 startete die Regierung ihre „Roma-Initiative“ zur Verbesserung der Lage (hier mehr) der über drei Millionen Roma in der Türkei. Im Dezember 2009 trafen sich rund 120 Roma-Vertreter zu einem „Workshop“, in dem die Anliegen und Probleme der Roma-Communities in der Türkei behandelt wurden. Ein gemeinsamer Abschlussbericht fasste die Forderungen der Volksgruppe an die Politik zusammen. Im Rahmen der „Roma-Initiative“ lud Regierungschef Recep Tayyip Erdoğan im März 2010 zu einer Großveranstaltung mit fast 10.000 Roma.

Quelle: dROMa
Stand: 07.01.2011

Ein Leben ohne Angst für Miroslaw

… denn Abschiebungen lösen keine Probleme.

Miroslav Redzepovic versuchte am 2. Dezember 2010 sein Leben im Abschiebegefängnis der JVA Billwerder/Hamburg zu beenden. Dazu veranlasst hatte ihn die Nachricht von der Ablehnung seines Asylantrags.
Ihm hätte die zweite Abschiebung gedroht. Miroslavs Suizidversuch scheiterte. Aufgrund der Intervention eines Anwalts der die erneute Überprüfung des Asylverfahrens einklagte, wird der 22-jährige den Jahreswechsel in der forensischen Abteilung der Klinik Ochsenzoll verbringen. Er hat nur einen Wunsch. Endlich zu bleiben und endlich sicher zu leben, in Hamburg, wo er Zuhause ist. Wie es nach dem 5. Januar weitergeht, wissen wir nicht. Continue reading Ein Leben ohne Angst für Miroslaw

Schneeberger Gastfreundschaft

Im sächsischen Schneeberg sind Asylbewerber aus Mazedonien in einer früheren Jägerkaserne der Bundeswehr untergebracht worden. Seitdem werden im Ort antiziganistische Vorurteile gepflegt.

In den EU-Staaten wurde im Dezember 2009 die Visumspflicht für mazedonische und serbische Staatsangehörige weitgehend abgeschafft. Seitdem klagen deutsche Innenminister darüber, dass die Reisefreiheit missbraucht werde. Spiegel und Focus prophezeiten im Oktober einen »Zustrom« von Asylbewerbern, Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sprach von einem »offenkundigen Missbrauch« des Asylrechts. Im September hatten 800 serbische Staatsangehörige und 500 Mazedonier Antrag auf Asyl gestellt, der Spiegel sprach in diesem Zusammenhang von einer »Asylbewerberwelle«. Schon im Oktober wurden die finanziellen Rückkehrhilfen für Asylsuchende aus Serbien und Mazedonien gestrichen. Dass die Wortwahl, derer Innenminister und Medien sich bedienen, die Wahrnehmung in der Bevölkerung beeinflusst und Ressentiments verstärkt, konnte man in den vergangenen Wochen unter anderem im sächsischen Schneeberg beobachten. Continue reading Schneeberger Gastfreundschaft

Ein einzelnes Schicksal: Ilmie Sulejmansovski

Nach der Kundgebung für Bleiberecht am 22. Dezember 2010 in Tübingen stand die 38jährige Ilmie Suleymanovsky freundlicherweise für ein kurzes Interview zur Verfügung. Sie und ihre Familie gehören zu den von Abschiebung bedrohten Roma aus Mazedonien.
Das Schwäbische Tagblatt hat sie und ihre Familie kürzlich in einem Artikel porträtiert.
Die Antworten von Frau Suleymanovsky sind nicht genau wortgemäß, aber sinngemäß wiedergegeben. Continue reading Ein einzelnes Schicksal: Ilmie Sulejmansovski