Die Heimatlosen

40 Jahre Internationaler Tag der Roma

Als Frankreich im Sommer 2010 Hunderte Roma nach Rumänien abschob, war die Kritik groß. So warnten Kirchenvertreter davor, „Minderheiten zu Sündenböcken zu machen“. Inzwischen haben sich die Wellen zwar wieder gelegt – doch das Thema ist noch immer problematisch. Daran erinnert auch der Internationale Tag der Rom.

Roma feiern am Freitag (08.04.2011) den Internationalen Tag der Roma, der sich in diesem Jahr zum 40. Mal jährt. An dem Tag wollten Roma auf die teilweise „beunruhigende und trostlose“ Situation der ethnischen Minderheiten der Sinti und Roma in Europa aufmerksam machen und neue Denkanstöße zur Integration „im Respekt vor der kulturellen Vielfalt“ geben, erklärte der Verein Rom im Vorfeld. In Europa leben nach Angaben des Vereins zehn bis zwölf Millionen Roma und Sinti. Damit seien sie die größte europäische Minderheit ohne eigenes Staatsgebiet.

Sieben Jahre nach der Einführung des Roma-Welttages wurde den Angaben nach auf dem zweiten Welt-Roma-Kongress 1978 in Genf die International Roma Union (IRU) gegründet. Sie gilt als die wichtigste internationale Interessenvertretung der Roma und ist Dachverband zahlreicher nationaler und regionaler Organisationen. In der Gründungsphase engagierte sich etwa der Schauspieler Yul Brunner als Ehrenpräsident.

Als wesentliche Ziele der IRU nennt der Kölner Verein die Anerkennung der Roma als eigenständige ethnische Minderheit bei den Vereinten Nationen, die Verbesserung ihres rechtlichen Status und die Bewahrung der Romakultur. Seit 1979 gehört sie als nichtstaatliche Organisation mit konsultativem Status dem Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen an und hat beratenden Status auch in der Kultur- und Bildungsorganisation UNESCO. Seit 1986 ist die IRU Mitglied des UN-Kinderhilfswerks UNICEF.

Menschenrechtler fordern Abschiebeschutz

„Wir fordern, dass die Kinder hier in Sicherheit bleiben dürfen, denn sie kennen keine andere Heimat“, erklärte die Gesellschaft für bedrohte Völker am Donnerstag in Göttingen anlässlich des Gedenktages am 8. April.

„Roma finden keine Arbeitsstelle und keinen Ausbildungsplatz, weil niemand in einen Menschen investieren will, der vielleicht morgen schon abgeschoben wird“, erläuterte Südosteuropa-Referentin Jasna Causevic. Ein Ausbildungsplatz werde jedoch vorausgesetzt, damit die Jugendlichen ein Bleiberecht auf Dauer erhielten. Das aktuelle Aufenthaltsgesetz respektiere nicht die Menschenwürde und müsse geändert werden.

Nach der im März beschlossenen Änderung des Aufenthaltsgesetzes werde bereits in den Schulen entschieden, wer bleiben darf, sagte Causevic: „Schüler, die sitzenbleiben, werden abgeschoben.“ Die neue Regelung schließe kranke Jugendliche oder Erwachsene, kinderlose Paare und Alleinstehende aus, kritisierte sie: „Die Politiker müssen erkennen, dass Deutschland ein Zuwandererland ist.“

In Deutschland leben den Angaben zufolge derzeit rund 86.000 Roma aus dem Kosovo; zwei Dritteln droht die Abschiebung. Während des Kosovo-Krieges wurden 1999 rund 120.000 Roma vertrieben. 70 ihrer insgesamt 75 Siedlungen wurden nach Angaben von Menschenrechtlern zerstört. Im Kosovo seien bis heute 100 Prozent der Roma arbeitslos. Sie würden an Schulen kaum aufgenommen und diskriminiert.

Quelle: Dom Radio
Stand: 08.04.2011