Pogrom gegen Roma in Griechenland

Bei einem Überfall auf ein Roma-Viertel in Etoliko wurden mehrere Unter­künfte und Fahr­zeuge zerstört. Unter den Tätern befand sich angeb­lich auch ein Abge­ord­neter der neo­nazisti­schen „Gol­denen Morgenröte“.

Rund 70 zum Teil vermummte Personen überfielen vergangenen Freitag ein mehrheitlich von Roma bewohntes Viertel der Kleinstadt Etoliko (Αιτολικό) in Westgriechenland. Sechs Unterkünfte und vier Fahrzeuge (Video) gingen laut Polizeibericht in Flammen auf. Ob dabei auch Personen zu Schaden kamen, ist noch unklar. Griechische Medien berichten allerdings, dass die meisten Bewohner vor dem anrückenden Mob aus dem Viertel geflüchtet seien. Presseberichten zufolge soll sich auch Konstantinos Barbarousis, Parla­ments­abgeordneter der neo­nazistischen „Goldenen Morgenröte“ (Umfragen zufolge bereits die drittstärkste Partei in Griechenland), mit einer Gruppe weiterer Partei­anhänger an dem Pogrom beteiligt haben. Erst im Oktober war Barbarousis’ parlamentarische Immunität aufgehoben worden, nachdem er bei einem Angriff auf einen Einwanderermarkt im benachbarten Mesolongi – Schlägertrupps zerstörten die Marktstände afrikanischer und asiatischer Migranten – gefilmt worden war.

Am Samstag meldete die Polizei vier Verhaftungen im Zusammenhang mit dem Angriff auf das Roma-Viertel; nach neun weiteren Personen wird gefahndet. Starke Polizeipräsenz vor Ort soll eine neuerliche Eskalation verhindern. Schon im vergangenen August war Etoliko Schauplatz von Ausschreitungen gegen Roma: Etwa 200 Einwohner attackierten damals das Roma-Viertel. Die Angreifer verwendeten auch Schusswaffen. Vier bzw. nach anderen Angaben fünf Personen wurden damals verletzt.

Auslöser des jüngsten Pogroms in Etoliko war eine Prügelei zwischen zwei Roma und zwei Nachbarn, bei der ein 24-Jähriger leicht verletzt wurde. Die beiden Roma befanden sich in Polizeigewahrsam auf dem Kommissariat, vor dem sich daraufhin einige Dutzend Bewohner versammelten und schließlich mit Brettern und Prügeln bewaffnet zu den Häusern der Roma zogen.

Quelle: dROMa
Stand: 06.01.2013

Griechenland: Pogrom gegen Roma

Am 4. Jänner überfielen 70 zum Teil vermummte Personen ein mehrheitlich von Roma bewohntes Viertel der Kleinstadt Etoliko (Αιτολικό) in Westgriechenland. Mehrere Unterkünfte und Fahrzeuge gingen in Flammen auf. Griechische Medien berichteten, dass sich die meisten BewohnerInnen vor dem anrückenden Mob in Sicherheit bringen konnten.

Auch ein Parlamentsabgeordneter der neonazistischen Partei Chrysi Avgi (“Goldenen Morgenröte”) soll sich mit weiteren Parteianhängern an dem Angriff beteiligt haben. Im Oktober 2012 wurde die Immunität des Abgeordneten Konstantinos Barbarousis aufgehoben, nachdem er dabei gefilmt wurde, wie er mit einem Schlägertrupp einen Markt angegriffen und dabei Marktstände von afrikanischen und asiatischen MigrantInnen zerstört hat.

Der Blog Roma Service berichtet, dass am Tag nach dem Angriff auf das Roma-Viertel die Polizei vier der Angreifer festgenommen hat. Nach neun weiteren Personen wird gefahndet. Roma Service erinnert auch an das Pogrom im August des vergangenen Jahres, als ein Mob aus 200 Personen das Roma-Viertel attackierte. Dabei wurden auch Schusswaffen eingesetzt und es gab mehrere Verletzte.

Quelle, Video und weiterführende Links: Stoppt die Rechten
Stand: 24.01.2013

Im Ring mit den Mördern

Keiner beherrschte den Boxring so spielerisch wie er: Der tänzelnde „Zigeunerboxer“, wie er genannt wurde, war der Liebling der Massen. Doch ab 1933 wurde Johann Rukeli Trollmann zum tragischen Helden. Das Dokudrama „Gibsy“ zeichnet ein ungewöhnliches Schicksal in Zeiten des Völkermords nach.

Ungewöhnlich ist auch der Zugang zur Geschichte dieses wahrlich extremen Lebens, das 1944 durch die Hand eines Kapos in einem Außenlager des KZ Neuengamme endete: Autor und Regisseur Eike Besuden erzählt nicht nur, wie Trollmann immer mehr zwischen die Mühlen des NS-Rassenwahns geriet. Ebenso tragend für diesen Film ist der Weg eines Sinto-Jungen aus der heruntergekommenen Altstadt Hannovers zum umjubelten, aber auch angefeindeten Deutschen Meister im Halbschwergewicht, der jäh ein Ende fand. Zumal Trollmann seinen Widerstandsgeist auch jener über Jahre antrainierten Zähigkeit und Ausdauer verdankt haben dürfte.

Doch wir lernen keine Lichtgestalt kennen, sondern einen Menschen, der seine schillernde Persönlichkeit in nicht minder überraschende Haken und Hiebe zu übersetzen wusste. Schlussendlich war Trollmann ein Kind seines Milieus. So wird auch jene untergegangene multikulturelle Welt, die Hannover und andere deutsche Großstädte vor dem Zweiten Weltkrieg prägten, wieder zum Leben erweckt. Continue reading Im Ring mit den Mördern

„Kopf für Kopf muss überzeugt werden“

Kaum eine andere Minderheit wird in Europa so stark benachteiligt wie Sinti und Roma. Im Interview mit FAIRPLAY GLOBAL plädiert Marko Knudsen vom Europäischen Zentrum für Antiziganismusforschung (EZAF) für eine stärkere Bildung der Mehrheitsgesellschaft und positive Diskriminierung.

Herr Knudsen, immer wieder wird über die Auflösung von Romalagern in Frankreich und deren Quasi-Abschiebung in Länder wie Rumänien, Serbien und Kosovo berichtet. Ärgert es Sie, dass Roma nur in diesen Zusammenhängen den Weg in die Medien finden?

Über Roma wird entweder romantisch berichtet oder im Zusammenhang mit Kriminalität. Es kommt selten vor, dass über uns als Minderheit, als Opfer und Verfolgte berichtet wird. Man zeigt die Armut und das Elend unseres Volks und fragt nicht, wo die Ursachen liegen. Ich würde mir wünschen, dass Vertreter der Roma mehr selbst zu Wort kommen, anstatt dass immer über sie berichtet wird. Continue reading „Kopf für Kopf muss überzeugt werden“

Weniger Asylsuchende aus dem Balkan – Roma müssen draußen bleiben

Die Zahl der Asylsuchenden aus dem Balkan ist stark gesunken. Für das Innenministerium ist das ein Erfolg. Pro Asyl warnt vor „gewissenlosen“ Abschiebungen.

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hat sein Ziel erreicht: Im Herbst hatte er verkündet, „den massiven Zustrom serbischer und mazedonischer Staatsangehöriger“ nach Deutschland stoppen zu wollen. Damals, im Oktober, beantragten 2.673 Serben erstmals in Deutschland Asyl. Kurz zuvor hatte das Bundesverfassungsgericht entschieden, dass Asylbewerbern mehr Geld zusteht.

Die meisten Flüchtlinge aus dem westlichen Balkan hat Friedrich jetzt offenbar am Einreisen gehindert – zumindest vorerst. Im Dezember registrierte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) nur noch 302 serbische Asylbewerber. Auch der erwartete Ansturm aus Mazedonien, Bosnien-Herzegowina und dem Kosovo brach ab.

Dass die Zahl der Flüchtlinge alljährlich im Dezember sinkt, ist nichts Neues. Es sind vor allem Roma, die spätestens im Herbst in Richtung EU reisen. Rechtzeitig vor den kalten Monaten wollen sie ihren Lebensbedingungen entfliehen. Im vergangenen Dezember kamen aber so wenige Asylbewerber wie seit Jahren nicht – und das trotz Rekordzahlen im Oktober. Continue reading Weniger Asylsuchende aus dem Balkan – Roma müssen draußen bleiben

Erinnern an die Ermordung der europäischen Roma und Sinti

Dokumentation von Veranstaltungen, Publikationen und extern geförderten Projekten der Rosa-Luxemburg-Stiftung zur Geschichte des Genozids an den europäischen Roma und Sinti, zu Antiziganismus und zur Roma-Politik heute.

Mit dem Denkmal zur Erinnerung an die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas (Einweihung 24. Oktober 2012) ist ein Gedenkort geschaffen worden, der an die hunderttausendfache Verfolgung von Sinti, Roma, Lalleri, Lovara, Manusch und anderer Gruppen in der Zeit des Nationalsozialismus erinnert. Durch den Beschluss des Bundestages von 1992 wurde eine lange bestehende Forderung des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma erfüllt – die Errichtung zog sich aber 20 Jahre hin.

Die Diskriminierung, Entrechtung und Verfolgung waren kein Phänomen, das mit dem staatlich organisierten Genozid (Porajmos) durch Nazi-Deutschland begann. Schon seit dem ausgehenden Mittelalter lassen sich antiziganistische Vorurteile, Gesetze und Vertreibungen in vielen Gegenden Europas belegen, die nach Jahrhunderten in der planmäßigen und systematischen Vernichtung im nationalsozialistischen Herrschaftsbereich kulminierten. Dem Porajmos fielen nach Schätzungen bis zu 500.000 Menschen aller Altersgruppen zum Opfer. Der NS-Apparat konnte dabei vielerorts auf vorher schon existierende (Foto-) Karteien, Listen von Häusern und zum Teil auch Erfahrungen mit Internierung aufbauen. Continue reading Erinnern an die Ermordung der europäischen Roma und Sinti