Chronik der antiziganistischen Massenaufmärsche in Nordböhmen

In Nordböhmen (Tschechien) kam es Ende August und September 2011 zu mehreren antiziganistisch motivierten Aufmärschen und Kundgebungen, dan denen nicht selten mehrere hundert Angehörige der ethnisch-tschechischen Mehrheitsbevölkerung aus der Region und angereiste Rechte teilnahmen. Die meisten der Aufmärsche nahmen zeitweise den Charakter eines Progroms gegen die Roma-Minderheit an. Nur starke Polizeikräfte verhinderten erfolgreiche Angriffe auf die Wohnungen und Quartiere der Minderheit. Hier eine Chronologie der Ereignisse:

Screenshot antiziganistischer Aufmarsch

26. August 2011, Rumburk
Am 26. August 2011 fand in Rumburk eine „Versammlung gegen Gewalt und Kriminalität”, die vom sozialdemokratischen Bürgermeister von Rumburk angemeldet wurde. An der Kundgebung beteiligten sich auch Angehörige der rechten Gruppe „Občanský odpor“ („Bürgerlicher Widerstand“). Als Teilnehmer der Kundgebung beginnen am Haus einer Roma-Familie den Zaun einreißen und Fensterscheiben einzuwerfen, werden sie von der Polizei gestoppt.

2. September 2011, Varnsdorf
Am 2. September 2011 fand in Varnsdorf eine antiziganistische Demonstration unter dem Motto „Der Topf läuft über“ statt, an der rund 200 bis 500 Menschen teilnahmen. Einem Großaufgebot der Polizei gelingt es, die Brücken über den Fluss Mandava und damit den Weg zu dem Roma-Viertel zu blockieren.

2. September 2011, Rumburk
Am 2. September 2011 fand in Rumburk eine antiziganistische Demonstration statt, an der bis zu 1.500 Menschen, Anwohner und Rechte, teil genommen haben. Hier griffen Teilnehmer ein von Roma bewohntes Haus an.

3. September 2011, Varnsdorf
Am 3. September 2011 fand in Varnsdorf erneut eine antiziganistische Demonstration statt, an der rund 1.200 Menschen, etwa 300 Neonazis und 900 Bürger, teil genommen haben. Zu dem nicht genehmigten Protestzug hatte die extrem rechte Gruppe „Svobodná mládež“ („Freie Jugend”) im Internet aufgerufen. Aus der Anti-Roma-Demonstration wurden Sprüche wie „Zigeuner zur Arbeit!“ oder „Zigeuner ins Gas!“ skandiert.
Als eine Gruppe von mehreren hundert Anwohnern und Rechten versuchte in ein Roma-Viertel vorzudringen, stellten sich ihnen 150 bis 200 Roma entgegen. Wenige Meter vor den Roma-Quartieren gelingt es den schwer bewaffneten Anti-Riot-Polizisten eine kleine Absperrkette zu bilden.

10. September 2011, Varnsdorf
Am 10. September 2011 fand in Varnsdorf eine antiziganistische Demonstration statt, an der 300 bis 1.000 Menschen teil genommen haben. Organisator war die Nazi-Partei „Dělnická strana sociální spravedlnosti“ („Arbeiterpartei der sozialen Gerechtigkeit“, DSSS). Etwa 600 Polizisten verhinderten direkte Angriffe auf Roma.

10. September 2011, Nový Bor
Am 10. September 2011 fand in Nový Bor eine antiziganistische Demonstration statt, an der mehrere hundert bis 900 Menschen teil genommen haben. Organisator war die Nazi-Partei „Dělnická strana sociální spravedlnosti“ („Arbeiterpartei der sozialen Gerechtigkeit“, DSSS).
Am frühen Nachmittag versammelten sich rund 300 bis 400 Neonazis und etwa 100 bis 200 Einwohner am Bahnhof in Nový Bor. Als der Zug auf dem Marktplatz von Nový Bor ankommt, warten dort noch einmal knapp 300 Anwohner.

10. September 2011, Rumburk
Am 10. September 2011 fand in Rumburk eine antiziganistische Demonstration statt, an der mehrere hundert bis zu ??? Menschen teil genommen haben. Organisator war die Nazi-Partei „Dělnická strana sociální spravedlnosti“ („Arbeiterpartei der sozialen Gerechtigkeit“, DSSS).

17. September 2011, Varnsdorf
Am 17. September 2011 fand in Varnsdorf eine antiziganistische Demonstration statt, an der mehrere bis zu 3.500 Menschen teil genommen haben. Der Demozug endete kurz vor der, von Roma bewohnten Unterkunft, vor einer Polizeikette.