Antiziganistischer Stinkstiefel für den April 2013

Der Antizig-Watchblog verleiht seit dem Dezember 2011 im monatlichen Turnus die Negativ-Auszeichnung „Antiziganistischer Stinkstiefel“. Diese Auszeichnung geht an Personen des öffentlichen Lebens, Organisationen oder andere Institutionen, die sich öffentlich besonders antiziganistisch geäußert haben oder ein antiziganistisches Klischee bedient haben.
Ex-Staatsanwalt Köln antiziganistisch
Für den April 2013 geht der Stinkstiefel an den Kölner Oberstaatsanwalt Egbert Bülles (66), er war bis März 2012 Chef der Abteilung Organisierte Kriminalität der Kölner Staatsanwaltschaft. Dieser äußerte sich im Interview mit der BILD „über die Roma-Problematik“ massiv antiziganistisch.

BILD: Köln gilt als Hochburg für Taschendiebe und Wohnungseinbrüche. Warum ist das so?
Bülles: „Hinter den Bandeneinbruchsdelikten stehen Roma-Clans aus Ex-Jugoslawien sowie Rumänen und Bulgaren. Das sind Sippen mit 70, 80 oder mehr als 100 Angehörigen, die in dieser liberalen und weltoffenen Stadt gerne Straftaten begehen.“

Im weiteren Verlauf des Gesprächs ereifert sich Bülles im typisch rechten Duktus über die „Gutmenschen-Justiz“ und nennt die Homo-Ehe ein Problem.
Am Ende äußert er sich erneut antiziganistisch:

BILD: Stecken Roma auch hinter dem ‚Enkeltrick‘?
Bülles: „Ohne, dass man mich zum Rassisten abstempelt, aber Fakt ist: Dafür sind vornehmlich Roma-Clans verantwortlich. Für Litauer oder Kosovo-Albaner sind solche Straftaten tabu. Roma hingegen greifen gezielt die Schwächsten der Schwachen an. Neuerdings ahmen aber auch russisch sprechende Täter diese Masche nach.

Die Verbindung von ethnischer Herkunft und Kriminalität hat in der Geschichte des Antiziganismus eine lange Tradition. Diese Verbindung wird von der BILD gleich am Anfang mit dem Ansprechen einer „Roma-Problematik“ gemacht. Es ist unsinnig Roma und Kriminalität miteinander zu verbinden, weil erstens die Zahlen fast immer übertrieben werden, zweitens die 99,9% nicht kriminellen Roma konsequent ignoriert werden und drittens Herkunft und Kriminalität nur selten etwas miteinander zu tun haben. Es thematisiert ja auch niemand, dass die Mehrzahl der Wirtschaftsverbrechen in der Bundesrepublik vermutlich von älteren, weißen „biodeutschen“ Männern begangen wird.

* „Die Klau-Kids lachen sich doch über uns kaputt“, Interview mit Ex-Oberstaatsanwalt Bülles, 2013, Bild.de, http://www.bild.de/regional/koeln/jugendkriminalitaet/die-klau-kids-lachen-sich-doch-ueber-uns-kaputt-29386112.bild.html

Roger Repplinger: Leg dich, Zigeuner

Die Geschichte von Johann Trollmann und Tull Harder

Eine Doppelbiografie erzählt die Geschichten des Boxers Johann Trollmann, der als Sinto im KZ Wittenberge ermordet wurde, und des Fußballers Otto Harder, der im Nationalsozialismus Karriere in der SS machte – eine ambivalente Perspektive.
Bis 1933 boxte Johann Rukeli Trollmann im Mittelgewicht, zuletzt mit blond gefärbten Haaren und weiß gepuderter Haut. Zunehmend wurde sein Boxstil als unpassend zum „deutschen Faustkampf“, einem Kondensat völkischer Ideen und nationalsozialistischer Männlichkeit, wahrgenommen – Trollmann wurde zum ,Zigeuner‘ und seine Technik zum ,unsteten Instinktboxen‘ gemacht. „Leg dich, Zigeuner, sonst holen wir dich“, riefen SA-Männer dem Profiboxer im Ring zu. Nach der Machtübernahme 1933 erboxte Rukeli Trollmann sich den Titel des Deutschen Meisters im Halbschwergewicht – 8 Tage später wurde ihm der Titel vom mittlerweile nationalsozialistisch überzeugten Boxverband wieder aberkannt. 1942 wurde Johann Trollmann nach mehreren Einsätzen in der Wehrmacht als ,Zigeuner‘ ausgeschlossen, verfolgt und ins KZ Neuengamme deportiert, in Wittenberge wurde er 1944 ermordet.

Verwoben wird Trollmanns Geschichte mit der des Nationalsozialisten und KZ-Außenlager-Kommandanten Tull Harder. Nach einer Profi-Fußballer-Karriere beim Hamburger Sportverein in den 1920er Jahren wurde er früh überzeugter Anhänger des NS und trat 1932 der NSDAP, 1933 der SS bei. 1940 bis 1944 war er als SS-Mitglied tätig im KZ Neuengamme, leitete ab 1944 das KZ-Außenlager Hannover-Ahlem und wurde 1945 wegen seiner Verantwortung für Morde an Häftlingen verurteilt – und 1951 freigelassen. Continue reading Roger Repplinger: Leg dich, Zigeuner

Kein Platz für Roma

Kein Platz für Roma from Sebastian Heidelberger on Vimeo.

Eine Reportage aus Tschechien.

The deal in misery

Iveta Jaslová stands with her back against the wall in her flat in Czech Ústí nad Labem. In a few hours she has to leave the building. ”I am scared of losing my children. I don’t know what to do” says the 45 year old Roma. The police wants to evict her and her four daughters and 13 grandchildren from her flat.
The resitential manager hired by the company Czech Propert Investments charget too much rent for the appartments. Iveta and her family had to pay twice as much as Czech citizens are paying for flats in a way better condidition. Now the company has to decorate the building. They decided to throw the residents out of the building instead. ”We don’t want such people here” says the speaker of the company Michaela Winklerova.
The landlords don’t want Romas in their buildings. The prejudices – they are dirty; they would steal and destroy the facilities – are wide spread. Social flats are rare. The few landlords in the north of the Czech Republic who offer flats for Roma take advantage of their sorrow. They charge high rents for flats in an unacceptable condition.
Eventually the police decides not to evict the building. Czech Property Investments cuts off the water and electricity supply. Many families already left the building. Iveta and their children are going to stay one more night in their appartment. Where they will stay tomorrow is yet uncertain.