Category Archives: Antiziganismus im Fußball

Ursache und Wirkung

Was geschah beim Hallenfußballturnier? FC St. Pauli korrigiert die Polizei

Den Braun-Weißen wird es zu bunt. Die Vereinsspitze des FC St. Pauli trifft sich am heutigen Donnerstag mit dem Hamburger Innensenator Michael Neumann (SPD) und der Polizeiführung. Dann werden harsche Worte fallen, denn der Fußballklub ist reichlich verärgert über einen Knüppel­einsatz gegen seine Fans während eines Hallenturniers am vergangenen Freitag. Dabei wurden auch der Sicherheitschef der Paulianer, Sven Brux, und ein Aufsichtsratsmitglied in Mitleidenschaft gezogen. Außerdem wehrt sich der Verein gegen Schuldzuweisungen, die eigenen Anhänger hätten die Prügelorgie ausgelöst.

Was war geschehen? Beim traditionsreichen Turnier in der Alsterdorfer Sporthalle waren Fans des VfB Lübeck und des FC St. Pauli aneinandergeraten. Polizisten griffen ein, Schlagstöcke gingen auf die Zuschauer nieder, Pfefferspray waberte durch die Luft. Die Bilanz der Polizei: mindestens 90 Verletzte und 74 Gewahrsamsnahmen, davon 72 Pauli-Anhänger, sowie zwei Festnahmen. Soviel ist unbestritten. Doch über den Verlauf der Ereignisse gibt es gegensätzliche Darstellungen.

Nach Aussage der Polizei hätten die verfeindeten Fanlager bereits während der Anreise »hohe Aggressivität und Gewaltbereitschaft« gezeigt. Die Pauli-Anhänger hätten pyrotechnische Gegenstände gezündet, die Lübecker beim Einlaß die Ordner angegriffen. Dann suchten »beide Seiten« laut Polizei die Konfrontation, wobei »weitere Ausschreitungen« durch »konsequentes Einscheiten der Polizeibeamten« verhindert worden sei.« Continue reading Ursache und Wirkung

Abseits im eigenen Land – Die Minderheiten Sinti und Roma im europäischen Fußball

Sinti und Roma werden seit Jahrhunderten ausgegrenzt, in Osteuropa sind sie oft in Lebensgefahr. Über keine anderen Minderheiten weiß die Bevölkerung so wenig und glaubt so viel Negatives zu kennen. Auch im Fußball wird Antiziganismus, die rassistische Ablehnung von Sinti und Roma, weitgehend toleriert. „Zick, zack, Zigeunerpack“ gehört für viele Fans zum festen Sprachgebrauch.

In Ungarn zum Beispiel hat sich in den vergangenen 20 Jahren nur ein Spieler zu seinen Roma-Wurzeln bekannt: István Pisont. Seit seinem Karriere-Ende setzt er sich für die Rechte seiner Minderheit ein, ebenso wie der Malteser Imre Kozma, der jugendliche Roma durch Fußball in die Gesellschaft eingliedern will.

In Deutschland wird Antiziganismus – anders als Rassismus oder Antisemitismus – totgeschwiegen. Dabei hätte der DFB viel aufzuarbeiten: Sein früherer Präsident Felix Linnemann war während des Nationalsozialismus an der Deportation von Sinti und Roma beteiligt. So ist der Antiziganismus eines der letzten weißen Forschungsfelder des Sports.

Manuskript zur Sendung als PDF-Dokument oder im barrierefreien Textformat

zu finden auf:

Quelle: Deutschlandradio Kultur
Stand: 30.10.2011

Antiziganistische Unruhen und Pogrome in Bulgarien: Wer steckt dahinter?

In der Nacht vom 24. zum 25. September 2011 kam es in dem bulgarischen Dorf Katunitsa (2.400 Einwohner_innen) zu heftigen Ausschreitungen gegen Roma. Daran waren bis zu 3.000 Menschen beteiligt, also weitaus mehr als Katunitsa an Einwohner_innen hat. Die Medienberichte sprechen von bis zu 2.000 angereisten rechten Fußballhooligans aus der nahe gelegenen Stadt Plovdiv, der zweitgrößten Bulgariens. Drei Häuser einer Roma-Großfamilie wurden in einem Pogrom gestürmt und teils in Brand gesetzt, eines der Gebäude wurde dabei weitgehend zerstört. In den folgenden Tagen breiteten sich die rassistischen Unruhen auf mindestens 20 Orte in Bulgarien aus.

In den deutsch- und englischsprachigen Berichten ist übereinstimmend davon die Rede, dass der lokale Konflikt in der Nacht zum 25. September eskalierte als Hooligans aus Plovdiv intervenierten. Das soll aber keinesfalls den rassistischen Mob des Ortes entschuldigen, der einen sozialen Konflikt bzw. einen Autounfall bereits vor der Nacht zum Anlass für antiziganistische Proteste genommen hat. Keinesfalls lässt sich die schuld einfach zugereisten Rowdys allein zuschieben. Vielmehr muss wie bei den antiziganistischen Protesten im nördlichen Tschechien davon ausgegangen werden, dass die örtliche antiziganistisch eingestellte Bevölkerung und die angereisten Hooligans zusammengearbeitet haben bzw. die Lokalbevölkerung in hohem Maße mit den gewalttätig agierenden Hooligans sympathisiert hat. Continue reading Antiziganistische Unruhen und Pogrome in Bulgarien: Wer steckt dahinter?

Bulgarian Volunteers Clean Facebook from Xenophobic Groups

The so-called volunteer Facebook watchdogs have become very active recently in monitoring the social network in Bulgaria for groups spreading ethnic hatred, xenophobia and racism.

Nearly 100 new groups appeared after the September 23 murder of Bulgarian youngster, Angel Petrov, 19, who was deliberately run over by a minivan, which, according to witnesses, was driven by an associate of notorious Roma boss Kiril Rashkov AKA Tsar Kiro, led to massive protests of the ethnic Bulgarians in the village of Katunitsa, where Rashkov’s mansions are located. They culminated Saturday night into the burning of Rashkov’s properties by football club fans from Plovdiv, which is near to Katunitsa, and by football club fans from the capital Sofia and the southern city of Stara Zagora.

On Monday, Tuesday and Wednesday night, protests followed in many major Bulgarian cities, including the capital Sofia. Nearly 350 people in total have been arrested by the police after the three nights of rallies that involved what has been perceived as ethnic hatred. Continue reading Bulgarian Volunteers Clean Facebook from Xenophobic Groups

Heftige Krawalle: Bulgaren jagen Sinti und Roma aus Dorf

Im bulgarischen Dorf Katunitsa kam es in der Nacht zum Sonntag zu den schwersten Ausschreitungen in Bulgarien seit Jahren. Nachdem ein 19-jähriger Dorfbewohner durch Sinti und Roma bei einem Verkerhsunfall tödlich verletzt wurde, brannten ein aufgebrachter Mob Häuser nieder.

Video gibt es unter: http://www.spiegel.de/video/video-1151784.html