Category Archives: Analyse und Kritik des Antiziganismus

Protest bei Romaabschiebung – Auftakt

Nur eine kleine Protestaktion am Flughafen, aber dies war erst der Auftakt. Noch viele Sammelabschiebungen soll es geben – sie werden nicht unwidersprochen bleiben.
Am 31. März endet der Wintererlass, ein temporärer Abschiebestopp nach Serbien und dem Kosovo in der kalten Jahreszeit. Keine 5 Tage später starten die ersten Sammelcharterabschiebungen. Sie wurden, wie auch die Male zuvor von Protesten begleitet. Zum Testen ob sich an das Urteil des Bundesverfassungsgerichtshofes gehalten wird, das demonstrieren auf Flughäfen ausdrücklich erlaubt wurde diesmal spontan mitten im Terminal angemeldet.
Dienstag 5. April, 10 Uhr morgens. Keine Uhrzeit, zu der sich Massen mobilisieren lassen. Schon gar nicht, nachdem die letzten Wochen fast täglich mit Demonstrationen gefüllt waren. Doch 20-30 Aktivist_innen aus unterschiedlichen Städten und Zusammenhängen sind gekommen. Die meisten zum offiziellen Flughafenterminal, einige direkt vor das sogenannte „Gate F“, dem abseits gelegenen Abschiebeterminal. Während im Flughafenterminal eine kurze spontane und unangemeldete Kundgebung abgehalten wird und die Ordnungshüter langsam drängen, dass dieses doch nicht angemeldet sei, kann von den Leuten draußen am Gate F noch beobachtet werden, wie die letzten Kleinbusse der Ausländerbörden durch das Gittertor links am Gebäude fahren. Dort werden, schlecht einsehbar von außen die abzuschiebenden Menschen wie eine Fracht angeliefert. Die Busse haben getönte Scheiben, Sichtkontakt von außen mit den Betroffenen ist nicht möglich.
Mit Transparenten und Sprechchören wird auf das heimlich stattfindende Geschehen in diesem Gebäude aufmerksam gemacht. Continue reading Protest bei Romaabschiebung – Auftakt

Imperfect Justice: Anti-Roma Violence and Impunity

Budapest, 6 April 2011: Many Romani victims of violent attacks do not secure justice, according to the findings of research undertaken by the European Roma Rights Centre (ERRC) in the Czech Republic, Hungary and Slovakia.

In a significant number of countries, violence against Roma is a serious and ongoing problem. Not only because it harms the Roma directly affected by the attack, but Roma as an ethnic group are impacted by the lack of effective response by State authorities. While Roma are often described as a vulnerable group in Governments’ policies, little of this understanding is visible in the practice of police and other responsible State authorities in addressing anti-Roma violence. Continue reading Imperfect Justice: Anti-Roma Violence and Impunity

Ungarns Roma in Angst vor Rechtsradikalen

BUDAPEST – Mit einem Aktionsplan will die EU-Kommission die Lage der Roma in Europa verbessern. Probleme hat die Minderheit aber nicht zuletzt in dem Land, das gerade die EU-Ratspräsidentschaft innehat: Weil in Ungarn die Rechtsradikalen mobilisieren, leben viele Roma in Angst.

Es duftet nach Frühling in Hejöszalonta. Vor ihrer Tür steht Magda Orban (62) und plaudert mit Otilia Illes (40), der Nachbarin von gegenüber. Otilia ist eine Roma-Frau, Magda eine sogenannte weiße Ungarin. Und beide schimpfen sie darüber, dass an diesem Tag die rechtsradikale ungarische Partei Jobbik hier in Hejöszalonta eine Hass-Kundgebung gegen Roma abhalten will.

Das friedliche Hejöszalonta könnte im Grunde als positives Modell dienen für all jene, die derzeit Pläne schmieden für den Umgang mit Europas größter Minderheit. Die ungarische EU-Ratspräsidentschaft hat einen Aktionsplan zur Verbesserung der Lage der etwa zwölf Millionen europäischen Roma initiiert, den die EU-Kommission an diesem Dienstag in Straßburg und dann am Freitag auch in Budapest vorstellen will. Es geht darum, die historisch gewachsene Benachteiligung dieser Volksgruppe zu beseitigen. Continue reading Ungarns Roma in Angst vor Rechtsradikalen

Antiziganismus von Links: ein historisches Beispiel

In der Schriften-Sammlung „Der kurze Sommer der Anarchie“, herausgegeben von Hans Magnus Enzensberger, finden sich zwei kleine Berichte (Seite 205-206) darüber, wie der berühmte spanische Anarchist und Revolutionär Buenaventura Durruti 1936 eine Gruppe spanischer Roma (vermutlich Kale) zur Arbeit an einer Straße von Pina de Ebro zu dem Dorf Monegrillo gezwungen hat. Als Begründung für diese Zwangsarbeit wird das antiziganistische Stereotyp von der angeblichen Arbeitsunwilligkeit von Roma angeführt.

War Durruti ansonsten auch in vielen Bereichen ein vorbildhafter Idealist, so darf dieser Aspekt in der Biografie des Anarchisten nicht verschwiegen werden.

Der Mitkämpfer Ricardo Sanz berichtet:

Diese Straße heißt bei den Bewohnern heute noch »Die Straße der Zigeuner«. Durruti hatte nämlich in seinem Operationsgebiet einige Zigeunerlager vorgefunden, und er brachte es fertig, das wandernde Volk zum Straßenbau zu überreden. Was andern wie ein Wunder erschien, nannten die Zigeuner freilich »eine Strafe Gottes«.

Heißt es bei Sanz noch „überreden“, so wir in dem Bericht von Gaston Leval eindeutig klar, dass es sich um Zwangsarbeit handelt:

Als die Kolonne Durruti nach Aragon vordrang, stieß sie auf ein Zigeunerlager. Ganze Familien kampierten da auf freiem Feld. Das war insofern unangenehm, als diese Leute sich um den Frontverlauf nicht im geringsten kümmerten und nach Belieben herüber- und hinüberwechselten. Es war nicht ausgeschlossen, daß sie sich als Kundschafter für Franco mißbrauchen ließ. Durruti dachte über das Problem nach. Dann ging er zu den Zigeunern und sagte ihnen: »Als erstes, meine Herrschaften, werdet ihr euch anders anziehen und das gleiche Zeug tragen wie wir.« Die Milizsoldaten trugen damals alle Monteurskittel, Overalls, und das in der Juli-Hitze! Die Zigeuner waren nicht gerade begeistert. »Heraus aus euren Lumpem! Was die Arbeiter tragen, das steht euch auch zu.« Die Zigeuner merkten, daß Durruti nicht zum Spaßen aufgelegt war, und zogen sich um. Aber damit nicht genug. »Jetzt, wo ihr Arbeitskleider habt, jetzt könnt ihr auch arbeiten«, fuhr Durruti fort. War das ein Heulen und Zähneknirschen. »Die Bauern hier haben ein Kollektiv gegründet und beschlossen, eine Straße zu bauen, damit ihr Dorf einen Weg zur Hauptstraße hat. Hier habt ihr Schaufeln und Pickel, auf geht’s!« Was blieb den Zigeunern anders übrig. Und von Zeit zu Zeit kam Durruti selbst vorbei und sah nach, wie die Arbeit voranging. Er freute sich diebisch darüber, daß er die Zigeuner dazu gebracht hatte, ihre Hände zu gebrauchen. »Der Seno‘ Durruti ist da!« flüsterten sich die Zigeuner zu, mit ihrem andalusischen Akzent, und erhoben die Hand zum antifaschistischen Gruß; das heißt, sie streckten ihm die geballten Fäuste hin, und Durruti verstand sehr wohl, was sie damit sagen wollten.

Interessant ist, dass hier mitten im Spanischen Bürgerkrieg einer Randgruppe Illoyalität bzw. Spionage („daß sie sich als Kundschafter für Franco mißbrauchen ließ“) und ein fehlender Arbeitsethos unterstellt werden. Ganz in der Tradition antiziganistischer Vorurteile.
Der Arbeitsethos der Mehrheitsbevölkerung und die Loyalität werden letztendlich mit Gewalt sicher gestellt bzw. erzwungen. Dies geschieht durch eine Art von Zwangsassimilierung der Roma, die gezwungen werden die (Arbeiter-)Kluft der anarchistischen Milizen zu tragen. Entgegen dem anarchistischen Ideal reproduziert Durutti unter der scheinbaren Notwendigkeit des Krieges Herrschaft und Diskriminierung gegenüber einer randständigen Bevölkerungsgruppe. Spätere libertäre Generationen entwickelten glücklicherweise eine ausgeprägte Kritik des kapitalistischen Arbeitsethos.

US-Frauenpreis an ungarische Roma-Politikerin

Agnes Osztolykan wurde für ihren Einsatz gegen Rassismus und Diskriminierung gewürdigt

Budapest – Für ihr Engagement bei der Integration der Roma in Ungarn erhielt die Roma-Politikerin und Parlamentsabgeordnete der ungarischen oppositionellen Grünen-Partei LMP, Agnes Osztolykan, den US-Preis „Women of Courage“. Wie die ungarischen Medien am Donnerstag berichten, wurde die Auszeichnung von US-Außenministerin Hillary Clinton in Anwesenheit von Michelle Obama in Washington überreicht. Clinton würdigte den Einsatz der zur Roma-Volksgruppe gehörenden Politikerin im Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung.

Nach der Preisverleihung betonte Agnes Osztolykan, die Auszeichnung nicht allein, sondern im Namen aller ungarischer Roma-Frauen erhalten zu haben, die sich sowohl im Parlament als auch im Zivilleben für die Integration der größten ungarischen Volksgruppe einsetzten. Agnes Osztolykan (36) studierte Politologie, arbeitete als Pädagogin bei der Soros-Stiftung und leitet das Sekretariat der internationalen Initiative „Jahrzehnt-Programm“ in Budapest, die der Verbesserung der Lebensqualität der Roma dient.

Der Preis „Women of Courage“ war 2007 von der damaligen Außenministerin Condoleezza Rice gegründet worden und soll der Anerkennung von Frauen dienen, die sich mit außerordentlichem Mut für die Rechte der Frauen einsetzen. Außer Agnes Ostolykan erhielten weitere neun Frauen aus aller Welt die Auszeichnung in Washington.

Quelle: Der Standard
Stand: 11.02.2011

EU strategy on Roma inclusion

European Parliament President Jerzy Buzek made the following statement on the adoption of the European Parliament report on the EU’s strategy on Roma inclusion:

„I welcome the adoption of the report by the EP as a step forward on Roma inclusion. I pay tribute to our Rapporteur Lívia Járóka for guiding this important report through the European Parliament. If we preach human rights around the world, we also need to respect them particularly in our own backyard.

In particular, the European Parliament calls for equal access for Roma to employment, education and quality housing, the protection of fundamental rights, better use of EU funding and fighting against discrimination at all levels. This will require greater effort from local, national and EU authorities. Continue reading EU strategy on Roma inclusion

Two gatherings against racism and neo-Nazism planned for Nový Bydžov

In response to a march announced for Saturday 12 March by the Workers‘ Social Justice Party (Dělnická strana sociální spravedlnosti – DSSS) in the town of Nový Bydžov, which neo-Nazis are planning to support, two other gatherings against neo-Nazism and racism have been scheduled there. The Nový Bydžov is not alone! Initiative (Iniciativa Nový Bydžov není sám!) is planning a peaceful, non-violent gathering in the town. This will complement a previously announced student gathering which the Mayor of Nový Bydžov speculates will be a gathering of left-wing extremists. According to the Nový Bydžov is not alone! declaration, those signed up to the Initiative will actively come out against racism, neo-Nazism, and crime. „We condemn all criminal acts, but we reject the principle of collective guilt being exploited as part of anti-Roma rhetoric,“ Initiative representatives told news server Romea.cz. Continue reading Two gatherings against racism and neo-Nazism planned for Nový Bydžov

Antiziganism and neo-nazi activity

Novy Bydzov is a small town of around 7.000 people located on the east
from Prague, about one hour driving away. Recently it hit news because
of the so-called racial tension between Roma population and white
inhabitants, followed by the official statement of the Major of the town saying „Roma people rape, steal and loot in the middle of the day“.

Neo-nazis smelt their chance and call for a march through the town.
Their march is organized by the same people as the serious attempt to
mass attack on Roma population in Litvinov two years ago. Translated
call for action follows: Continue reading Antiziganism and neo-nazi activity

Remembrance for 2009 Roma slayings

Candles were lit and a mass was celebrated in Budapest on Tuesday in memory of the Roma father and his son who were murdered two years ago in the central Hungarian village of Tatarszentgyorgy.

27-year-old Robert Csorba and his five-year-old son were killed by gun shots as they were trying to escape their house set ablaze by a petrol bomb. The six-year-old daughter of the family suffered serious injuries.

The murder was part of a series of attacks carried out in central and eastern Hungarian villages from July 2008 to August 2009. The brutal attacks killed six Roma people and seriously injured five others. A total of 78 shots were fired at nine different locations and Molotov cocktails thrown at seven homes.

Four suspects taken into custody in August 2009 awaiting trial, scheduled for this March.

„We should not let Hungary to be split, and people to be killed only because they were born as Roma,“ Agnes Daroczi of the Phralipe Independent Roma Organisation told the commemoration in front of Saint Stephen’s Basilica.

She said that the Tatarszentgyorgy victims had been killed by „neo-Nazi murderers“ and expressed hope that the court trial would clarify who had stood in the background and commissioned the perpetrators.

Quelle: caboodle.hu
Stand: 23.02.2011

Museum of Roma Culture removed from Holocaust memorial project at Hodonín by Kunštát

Representatives of the Society of Roma in Moravia are criticizing the fact that the Museum of Roma Culture in Brno will not be a co-designer of a new memorial to the Roma Holocaust to be erected at Hodonín by Kunštát. Karel Holomek told the Czech Press Agency today that the museum has devoted itself to the creation of such a memorial for the past 20 years and has a full understanding of the history of the camp. He has sent a letter to the Czech Prime Minister, the Culture Minister and the Education Minister protesting the fact that the museum is about to lose its ability to influence the project.

Last year the Czech Education Ministry planned to build the world’s first information center about the Roma Holocaust at the site of the former concentration camp for Roma in Hodonín by Kunštát. The ministry has recently released the following statement about those plans: „Construction of the large International Educational and Conference Center on a far-off site in the forest is not an economical option. Above all, it would be unsustainable without permanent increases in state investment.“ Continue reading Museum of Roma Culture removed from Holocaust memorial project at Hodonín by Kunštát