Zentralrat warnt vor Angriffen gegen Roma in der Ukraine

Der Mord an einem 24-Jährigen in Lwiw ist laut dem Zentralrat Deutscher Sinti und Roma auf Rechtsextreme zurückzuführen. Die Ukraine müsse Roma besser schützen.

Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma macht Rechtsextreme für mehrere Angriffe auf Roma in der Ukraine verantwortlich. Die Ermordung eines 24-Jährigen am Samstag in Lwiw (Lemberg) sei das „fünfte Pogrom von rechtsextremen Gruppen gegen Roma“ während der vergangenen beiden Monate, teilte der Zentralrat in Heidelberg mit. Teilweise würden die Überfälle gefilmt und ins Internet gestellt.

„Es scheint, als ob Morde und Gewalttaten gegen Roma in der Ukraine und in Europa zur Normalität werden sollen“, kritisierte der Zentralratsvorsitzende Romani Rose. Er rief die Ukraine auf, den Schutz der Roma sicherzustellen. Zugleich appellierte der Zentralrat an die internationale Staatengemeinschaft, Antiziganismus genauso eindeutig zu verurteilen wie Antisemitismus.

Am Wochenende war bekannt geworden, dass in Lwiw eine mit Schlagstöcken und Messern bewaffnete Gruppe auf ein Zeltlager von Roma losgegangen war. Nach Angaben der Polizei starb der 24-Jährige an Verletzungen, die er durch mehrere schwere Stichwunden erlitten hatte.

Zu den Verletzten zählten zudem ein zehnjähriger Roma-Junge sowie eine 30 Jahre alte Frau. Der Junge sei bereits aus dem Krankenhaus entlassen worden, hieß es. Sieben mutmaßliche Täter zwischen 16 und 17 Jahren sowie der 20-jährige mutmaßliche Planer der Attacke wurden festgenommen. Ob die Angreifer Teil einer radikalen Vereinigung sind, blieb zunächst unklar. Die Polizei leitete Ermittlungen wegen Mordes ein.

Vermehrt Angriffe auf Roma

Wie Polizeichef Sergej Kniasew mitteilte, habe es in letzter Zeit vermehrt Angriffe auf Roma gegeben. Bei einem ähnlichen Vorfall im April hatte eine Gruppe Neonazis eine Roma-Zeltstadt in der Hauptstadt Kiew niedergebrannt. Die Angreifer machten mit Steinen und Pfefferspray Jagd auf Frauen und kleine Kinder. Die Polizei nahm nach eigenen Angaben keine Ermittlungen auf, weil niemand Anzeige erstattete.

Im Juni wandten sich mehrere Menschenrechtsgruppen in einem offenen Brief an die Regierung in Kiew und forderten die Aufklärung der Attacken. Demnach waren rechtsradikale Gruppen allein in diesem Jahr für mindestens 24 Angriffe verantwortlich. In der Ukraine leben nach Schätzungen des Europarates rund 260.000 Roma.

Quelle: Zeit.de
Stand: 01.07.2018