Der Prozess von Budapest

Im Prozess von Budapest werden vier Männer angeklagt, Anschläge auf Roma verübt zu haben, bei denen sechs Menschen starben. Auch die Geheimdienste sollen in die rassistisch motivierte Mordserie involviert gewesen sein. ARTE fängt die Beklemmung in dem engen Gerichtssaal während der Verhandlungen ein und zeigt die ohnmächtige Trauer der Roma, die bis heute kaum gehört wurde.

Budapest, 25. März 2011: Einer der spektakulärsten Prozesse der ungarischen Nachkriegsgeschichte beginnt. An diesem ersten Verhandlungstag ist das Medieninteresse groß. Verhandelt wird ein Kapitalverbrechen, das aus Hass gegen eine Minderheit begangen wurde. Knapp zweieinhalb Jahre dauert der Prozess um die Mordserie an ungarischen Roma. Vier Männer sind angeklagt, Anschläge mit rechtsextremistischen Motiven verübt zu haben.

Zwischen Juli 2008 und September 2009 starben bei diesen Anschlägen insgesamt sechs Menschen, darunter ein Kind. Weitere fünf Menschen wurden schwer verletzt. Nach beispiellosen Pannen bei den polizeilichen Ermittlungen und dem Verdacht einer Verwicklung der Geheimdienste in die rassistisch motivierten Morde steht das Gericht von Anfang an unter enormem öffentlichem Druck. Die ungarische Filmemacherin Eszter Hajdú hat exklusiv den Prozess gegen die drei Hauptangeklagten und ihren Komplizen beobachtet. Bisher wurde noch kein Prozess gegen Neonazis lückenlos im Gerichtssaal filmisch dokumentiert. Ihr Gerichtsdrama – ein beklemmendes Protokoll des Unfassbaren, das tiefe Einblicke in die ungarische Gesellschaft gewährt.

Nach fast 170 Verhandlungstagen wurden die Hauptangeklagten zu lebenslänglichen Freiheitsstrafen verurteilt. Doch ist damit Gerechtigkeit für die Opfer erreicht? Die ungarische Roma-Bevölkerung lebt weiterhin in Angst. Mindestens ein Täter, der an den Morden beteiligt war, ist noch auf freiem Fuß. Die Tragödie und der Schmerz der Roma sind in der ungarischen Gesellschaft noch immer ein Tabu.

Film und Quelle: Arte.tv
Stand: 05.04.2016