„Zeugen eines nationalen Erwachens“

Die nationalistisch-orthodoxe „Noua Dreapta“ hat am vergangenen Wochenende in Timişoara eine Protestkundgebung gegen Roma abgehalten.

Mit rassistischen und nationalistischen Sprüchen wie „Zigeuner merke dir, Rumänien gehört nicht dir“, „Blutsauger raus“, „Rumänien den Rumänen“ oder „Nationaler Widerstand“ sind am 20. Oktober etwa 100 Neonazis aus den Reihen der „Noua Dreapta“ (Neue Rechte) in Timişoara (Temeschburg) aufmarschiert. Bogdan Popa, Führer der örtlichen „Noua Dreapta“, hetzte in seiner Rede gegen ansässige Roma und forderte die Behörden auf, sich zu fragen, „woher diese Individuen ihr Vermögen haben“.

In Rumänien leben offiziell um die 600.000 Roma, die tatsächliche Zahl dürfte aber bei zwei Millionen liegen. Etwa jeder zweite Rom ist Analphabet. Ein Drittel der Familien lebt in Ghetto-ähnlichen Zuständen und ist bitterarm.

Die „Noua Dreapta“ fordert eine Lösung des „Zigeunerproblems“. „Wir wollen nichts mehr von einer Romasprache hören“, heißt es in einem programmatischen Text von „Noua Dreapta“. In Punkt fünf der zehn aufgeführten Ziele der „Noua Dreapta“ wird ein „Verbot der Benennung ‚Roma’ für Zigeuner“ gefordert. Weiter ist zu lesen: „Wir sind Zeugen eines nationalen Erwachens. Wir wollen … keine gebogenen Nasen und bläulichen Lippen mehr sehen“.

Nachfolgerin der „Eisernen Garde“

„Noua Dreapta“ versteht sich als „nationale, soziale und christliche Rechte“ sowie als alleinige „Nachfolgerin“ der 1927 von Corneliu Codreanu gegründeten Legion „Erzengel Michael“, bekannter unter dem Namen ihres 1930 ins Leben gerufenen paramilitärischen Flügels „Eiserne Garde“. In Codreanu hatte Hitler den „vorherbestimmten Mann für die Führung Rumäniens“ gesehen.

„Noua Dreapta“ hat es sich zum Ziel gesetzt, die nationalistische Doktrin der „Eisernen Garde“, „den Kampf um nationale Auferstehung des rumänischen Volkes“ ins dritte Jahrtausend zu transportieren. Die militante Truppe beschimpft Schwule als „Schande für das rumänische Volk“, fordert die „Wiedervereinigung“ Rumäniens, agitiert anti-amerikanisch und betreibt Kampagnen gegen Abtreibung.

Ins Leben gerufen wurde Noua Dreapta anlässlich des 100. Geburtstags von Codreanu am 13. September 1999. Codreanus „Legion“ war in den 30er Jahren eine ultranationalistische und antisemitische Massenbewegung. Nach der Machtübernahme 1940 errichteten die Legionäre gemeinsam mit dem Militärdiktator Ion Antonescu ein Regime nach deutschem Vorbild. Während der Diktatur von Antonescu von 1940 bis 1944 sind in Rumänien und in von den Rumänen besetzten Gebieten rund 410.000 Juden und 25.000 Roma getötet worden. Rumänien übernahm von sich aus die Nürnberger Rassengesetze. Rechte und rechtsextreme Gruppen wie „Noua Dreapta“ leugnen die historischen Tatsachen bis heute.

Quelle: Blick nach Rechts
Stand: 25.10.2012