Rechtes Wochenblatt übt sich in antiziganistischer Hetze

In der neurechten Wochenzeitung „Junge Freiheit“ (JF) Nr. 25/11 vom 17. Juni 2011 finden sich zwei Beiträge, die beispielhaft sind für einen rechten Antiziganismus.

Auf Seite 2 in dieser JF-Ausgabe findet sich unter der bezeichnenden Überschrift „Nicht unser Problem. Roma: Die Lage der Minderheit zu verbessern ist Sache ihrer Herkunftsländer“ ein Text von Andreas Mölzer aus Österreich. Mölzer gilt als Chefideologe der rechtspopulistischen „Freiheitlichen Partei Österreichs“ (FPÖ) und er war seit 1995 Chefredakteur der extrem rechten österreichischen Wochenzeitung „Zur Zeit“.
In seinem Beitrag für die JF schreibt Mölzer über eine angebliche „Roma-Problematik“. Das „Problem“ liegt für Mölzer vor allem bei den Roma selbst und nicht im Umgang mit dieser Minderheit. So schreibt von „der ihrem Wesen und ihrer Kultur inhärenten Umstände und Probleme im Hinblick auf wirtschaftliche und soziale Integration“.
Mölzer baut ein wohlstandschauvinistisches Feindbild auf, wenn er schreibt:

Diese Möglichkeit des „Sozialtourismus“ kommt dem fahrenden Volk naturgemäß gelegen.“ Mölzers „Lösung“ orientiert sich an der Vertreibunspolitik von Sarkozy: „Die Auflösung der illegalen Lager durch die Franzosen und die Rückführung der Roma in ihren herkömmlichen Lebensraum stieß naturgemäß auf heftige Kritik der politisch-korrekten Gutmenschen des EU-Establishments.

Auffällig ist in Mölzers Beitrag, dass er einen Teil seines Vokabulars aus der Tier- und Naturbeschreibung zu entnehmen scheint („ihrem Wesen […] inhärent“, „naturgemäß“, „herkömmlichen Lebensraum“).
Damit steht Mölzer exemplarisch für eine alte antiziganistische Traditionslinie in der Sinti und Roma zu „Naturmenschen“ gemacht werden, die dann den „Kulturmenschen“ gegenübergestellt werden.

Der zweite antiziganistische Beitrag trägt den Titel „»Das kontrolliert niemand«. Berlin-Neukölln: Ein Stadtteil wird dank Osterweiterung und Freizügigkeitsregelung zur Zigeunerhochburg“, ist auf Seite 4 zu finden und stammt aus der Feder von Lion Edler aus Berlin.
Es setzt gleich mit einem Zitat aus einem Lied ein, das geprägt ist von antiziganistischen Klischees: „Lustig ist das Zigeunerleben“.
Es geht um rumänische Roma, die in jüngster Zeit nach Berlin-Neukölln gekommen sind, um der Armut und Diskriminierung in ihrer Heimat zu entkommen. Auch in Berlin müssen die Roma als „illegale“ Einwanderer und zumeist ohne kapitalistisch verwertbare Berufskenntnisse unter sehr schlechten Bedingungen leben.
Lion Edler schreibt über den in Berlin neu angekommenen Roma in typisch antiziganistischer Manier angebliche Kriminalität und angeblich fehlende Hygiene als originäre Eigenschaften zu:

Immer öfter kocht die Wut über illegal eingewanderte Roma-Großfamilien hoch, die sich zumeist mit Bettelei und Diebstahl ihren Lebensunterhalt verdienen. Doch damit nicht genug: Erschreckt sind Ordnungsämter und Polizei häufig über die hygienischen Gepflogenheiten der Clans.

Das Roma-Flüchtlinge in Deutschland unter schlechten hygienischen Verhältnissen leben müssen, ist nach Lion Edler nicht etwa das Ergebnis einer Lebenssituation, die sie nicht beeinflussen können, sondern von „hygienischen Gepflogenheiten“.
Wurde am Anfang noch behauptet, die zugewanderten rumänischen Roma in Berlin würde „sich zumeist mit Bettelei und Diebstahl ihren Lebensunterhalt verdienen“, wird später das Blatt B.Z. Mit den Worten zitiert man wisse „nicht, von welchem Geld sie leben“. An anderer Stelle heißt es in dem Artikel „Viele Roma arbeiten schwarz […]“. Trotz der typisch antiziganistischen Gewissheit Edlers, dass Sinti und Roma überwiegend von Kleinkriminalität leben würden, weiß man im Grunde gar nichts Genaues über den Lebenserwerb der Gruppe. Stattdessen beklagt sich Edler, darüber dass „im Bezirk bereits Dutzende neue Lehrer eingestellt [wurden], nur um die Zigeunerkinder zu unterrichten“.
Um die angebliche Zustimmung zu seinem Antiziganismus durch die Mehrheitsbevölkerung zu illustrieren, zitiert Edler einen Ortsansässigen, nämlich „Rüdiger A., der vom Verhalten vieler Neuköllner Roma-Einwanderer ein Lied singen kann“, mit folgenden Worten: „Wer sich so benimmt wie die, braucht sich doch nicht zu wundern, wenn er diskriminiert wird. […].“
Die Roma sind also an ihrer eigenen Diskriminierung Schuld, so die Grundaussage des Artikels, der mit einem Vers aus „Lustig ist das Zigeunerleben“ auch wieder endet.