Machtproben: Nachspiele zum Jobbik-Aufmarsch in Ungarn

Der Jobbik-Aufmarsch in dem nordostungarischen Dorf Hejöszalonta vom Wochenende hat weitergehende Nachwirkungen, was ja auch im Sinne des Erfinders gewesen sein dürfte. Angehörige der ortsansässigen Roma weigerten sich zu Beginn der Woche, ihre Kinder in den Kindergarten zu bringen, weil eine der Betreuerinnen der kommunalen Anstalt an der Jobbik-Demonstration teilgenommen hatte. Im Unterschied zu anderen Bürgermeistern, die teilweise die rechtsextremistischen Demonstranten bzw. deren sog. „Bürgerwehren“ direkt in die Orte einluden, sprach der Bürgermeister von Hejöszalonta József Anderkó davon, dass Jobbik die Stimmung im Ort „hysterisch aufgeheizt“ habe. Zwar patroulliert die Polizei seitdem rund um die Uhr, doch die Situation bleibt enorm angespannt, beklagt der Gemeindevorsteher.

Jobbik

Mittlerweile hat die Polizei auch drei Verdächtige des Mordes vom 22. März verhaftet, der von Jobbik zum Anlass zu dieser Demo genommen wurde, in dem man behauptete Roma aus dem Ort steckten dahinter. Keiner der drei Verdächtigen ist jedoch Einwohner des Ortes, bestätigte die Polizei gegenüber Medien. Die Magyar Nemzet will sogar wissen, dass das Opfer mit ihrem späteren Mörder zuvor Alkohol getrunken und andere Drogen genommen habe. Hingegen behauptete der Jobbik-Parlamentsabgeordnete Zsolt Egyed, die Frau musste sterben, weil sie ihre Miete verlangt habe. Die Polizei widersprach auch dessen Behauptung, dass Roma am Sonntag einen Freund der Ermordeten verprügelt hätten. Egyed erklärte daraufhin, dass sowohl die Polizei als auch der Bürgermeister lügen, „schließlich arbeiten sie für die Regierung“. Nun ermittelt sogar – und erstmalig – auch das Innenministerium, ob in den Reden vom Samstag strafwürdige Aussaugen getätigt worden sein könnten, so ein Vertreter des Ministeriums vor dem ungarischen Parlament.

Quelle: Pester Llyod
Stand: 08.04.2011

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