„Im einstelligen Bereich“

Heiligenhaus. Binnen weniger Wochen hat sich die Zahl der Asylsuchenden in der Nachbarstadt Essen verdoppelt: 200 Roma kamen aus Serbien und Mazedonien. In Essen prüft man nun, bereits geschlossene Übergangsheime wieder zu reaktivieren. „Von so einer Situation kann bei uns absolut keine Rede sein“, erklärt Jörg Saborni, Leiter Soziales in der Heiligenhauser Stadtverwaltung.

Seit dem Wegfall der Visumpflicht für Einreisende aus Serbien und Mazedonien in die Europäische Union habe es in Heiligenhaus keine vermehrten Asylanfragen gegeben, so Saborni. Lediglich aus dem Mettmanner Südkreis sei der eine oder andere Fall bekannt, hat der Sozialamtsleiter bei Verwaltungskonferenzen er­fahren.

Einen massiven Zustrom an Asylsuchenden aus dem Balkan wie einst 1999 und 2000 (damals aus dem Kosovo und Albanien) sieht Jörg Saborni auch nicht auf die Stadt zukommen. „Das liegt derzeit alles im einstelligen Bereich.“ Zwar könnten jene Asylbewerber, die vor Jahren schon mal hier waren und deren Antrag zwischenzeitlich abgelehnt wurde, wieder in Heiligenhaus vorstellig werden. Doch seien Großstädte wie Essen und Duisburg von diesem Phänomen der Rückkehrer viel eher betroffen – wie überhaupt von der steigenden Zahl der Asylsuchenden. Denn die Verteilung der Asylbewerber erfolgt nach einer besonderen Quotierung, einem Zuweisungsschlüssel. „Während wir als kleine Gemeinde beispielsweise nur jeden 2500. Asylbewerber aufnehmen müssten, müsste Duisburg jeden 200. Asylsuchenden unterbringen“, verdeutlicht Saborni den Unterschied zwischen Klein- und Großstadt. Das Verfahren werde von der Bezirksregierung Arnsberg geregelt.

Container an der Friedhofsallee

Und wie ist es überhaupt um die Unterbringung in Heiligenhaus bestellt? „Städtische Wohnungen haben wir kaum noch. Und die sind belegt. Einzige Unterbringungsmöglichkeit sind die Container an der Friedhofsalle.“ Dort leben nach Angaben des Sozialamtsleiters derzeit knapp 50 Personen – vielfach staatenlose, oder Menschen aus dem Iran, Irak, aus der Türkei, aus Serbien und Syrien.

Vor zehn Jahren boten die Notunterkünfte schon mal bis zu 200 Menschen eine Heimstatt – ohne je richtig Heimat zu sein. Obgleich: Manche Familien blieben oft über Jahre, weil sich ihr Asylverfahren hinzog. Das sei allerdings seltener geworden. Die Attraktivität der Unterkünfte lässt schon länger zu wünschen übrig: „Inzwischen sind die Container einfach abgewohnt, schlicht und ergreifend“, sagt Saborni. Ausgebessert werde das eine oder andere, wenn jemand die Unterkunft verlassen habe. „Nach und nach kommt jeder Raum dran.“

Bereits vor zwei Jahren war im Planungsausschuss über den Zustand der Container diskutiert worden. Ein energetisches Gutachten lag damals auf dem Tisch, das die Notwendigkeit einer Sanierung unterstrich; alternativ wurde auch die Möglichkeit eines Neubaus durchgerechnet.

Einer Grundrenovierung allerdings stehe das Haushaltssicherungskonzept entgegen. Saborni: „Nur wenn wirklich viele Asylbewerber kämen, dann bestünde tatsächlich Handlungsbedarf.“


Das Asylbewerberheim am Ende der Friedhofsallee. Foto: Dennis Straßmeier

Quelle: Der Westen
Stand: 15.12.2010