Beleidigung vor Gericht: Prozess um „schwulen vollgefressenen Zigeuner“

Das Amtsgericht Treysa beschäftigte sich mit einer Beleidigung in der Justizvollzugsanstalt Schwalmstadt.

Wegen Beleidigung musste sich ein 74 Jahre alter Häftling der Justizvollzugsanstalt Schwalmstadt kurz vor Weihnachten vor dem Amtsgericht Treysa verantworten. Nach einem Bericht der „Hessischen Allgemeinen“ warf ihm die Staatsanwaltschaft Marburg vor, im vergangenen Februar einen damaligen Mitgefangenen wiederholt rassistisch und homophob beschimpft zu haben.

Unter anderem soll die Äußerung „schwuler vollgefressener Zigeuner“ gefallen sein. Auch habe der Angeklagte, der von Beruf Dachdeckermeister ist, seinem Mithäftling mit einer obszönen Geste den Hintern zugedreht.

Zeuge und Staatsanwaltschaft schlagen Entschuldigung vor

Vor Gericht räumte der Angeklagte die Vorwürfe nur teilweise ein. Die Aggressionen seien vielmehr von dem damaligen Mithäftling ausgegangen, der ihn selbst als „Nazischwein“ und „Steuerhinterzieher“ beleidigt habe. Der mittlerweile aus der Haft entlassene 62-Jährige wies als geladener Zeuge diese Anschuldigung zurück, konnte sich aber nicht mehr an alle Details der Auseinandersetzung erinnern. „Wenn er sich öffentlich entschuldigen würde, würde mir das reichen“, sagte er nach Angaben der „Hessischen Allgemeinen“.

Die Staatsanwaltschaft griff diesen Vorschlag auf und baute dem Angeklagten damit eine goldene Brücke. Während der 74-Jährige zunächst auf eine gleichzeitige Entschuldigung des früheren Mithäftlings beharrte, gab er nach einigem Zureden der Verteidigung schließlich nach und entschuldigte sich noch im Gerichtssaal bei dem 62-Jährigen.

Das Verfahren wurde im Einvernehmen aller Prozessbeteiligten eingestellt.

Quelle: Queer.de
Stand: 25.12.2015