England erlaubt Räumung von Traveller-Hochburg

Erst wurden Roma in Frankreich vertrieben, nun greift auch England hart durch: Das Oberste Gericht hat die Räumung der landesweit größten illegalen Siedlung irischer Nomaden angeordnet. Rund 200 Irish Traveller sind betroffen.

London – Erst vor einem Monat hatten Aktivisten erfolgreich gegen die „ethnische Säuberung“ demonstriert – und die Räumung der größten illegalen Wohnwagensiedlung Großbritanniens per Gerichtsentscheid gestoppt. Vergebens, wie an diesem Mittwoch bekannt wurde. Das Oberste Gericht in Großbritannien hat entschieden, dass die Stadtverwaltung in Basildon östlich von London die Siedlung der so genannten Irish Travellers auflösen darf. Wann genau der Stadtrat mit der Räumung beginnen wird, war am Mittwoch noch nicht bekannt.

Mit der jüngsten Entscheidung endet ein zehn Jahre währender Rechtsstreit zwischen den Travellers und der Stadtverwaltung von Basildon. Zwar gehört den Siedlern das rund 2,4 Hektar große Gelände der Dale Farm in der englischen Grafschaft Essex – sie haben jedoch keine Baugenehmigung für das Grundstück. Ein Großteil der Bevölkerung hatte sich über die „Zigeuner“ beschwert sowie sinkende Immobilienpreise und eine verschandelte Landschaft kritisiert.

Zwischenzeitlich lebten bis zu 400 irische Traveller und einige Roma in Wohnwagen oder Bungalows auf der Farm. Viele Familien verließen das Grundstück aber inzwischen, sodass noch rund 200 Menschen von der Räumung betroffen sind. Unterstützung bei ihrem Protest erhielten die Traveller unter anderem von der Schauspielerin und Oscar-Preisträgerin Vanessa Redgrave.

Die 200 Traveller müssen sich nun einen neuen Platz zum Wohnen suchen. Private Grundstücke sind Mangelware, weil keine Kommune eine Wohnwagensiedlung im Ort haben will. Und auf öffentlichen Straßen und Plätzen werden die Landfahrer seit den neunziger Jahren nicht länger als 24 Stunden geduldet.

Die irischen Traveller, die wie Sinti und Roma in Wohnwagen leben, sind nirgendwo in Großbritannien gern gesehen. Regelmäßig erhebt sich lokaler Protest, wenn sie sich irgendwo ansiedeln. Die rund 300.000 britischen Landfahrer werden offen beschimpft und diskriminiert.

Quelle: Der Spiegel
Stand: 12.10.2011