UK has one of largest Roma populations in Western Europe with 200,000 living here

Contradicts Government claims ‚relatively few‘ had set up home here
Most of the Roma citizens thought to have arrived in the last ten years
200,000 figure is four times 49,000 estimated four years ago in a report
Some 183,000 have set up home in England as well as 3,000 in Scotland

Britain has one of the largest Roma populations in Western Europe – with about 200,000 living here – says an authoritative report. The study contradicts Government claims that ‘relatively few Roma citizens’ had set up home in this country. Most are thought to have arrived in the last ten years. The 200,000 figure is four times the 49,000 estimated just four years ago in a report prepared for the Department of Children School and Families. Some 183,000 have set up home in England, with 3,000 in Scotland, 900 in Wales, and 500 in Northern Ireland. The findings come amid concerns about how many more migrants will arrive when restrictions on workers from Romania and Bulgaria are relaxed in January. It is claimed most of the migrants have arrived since a number of eastern European countries, including Slovakia and the Czech Republic, joined the European Union in 2004. The latest study, conducted by the University of Salford and seen by Channel 4 News, concluded the migrant Roma population in Britain was ‘significant’, increasing, and that 200,000 was almost certainly a ‘conservative estimate’. As well as London, Yorkshire, the North West and the Midlands are identified as areas where large numbers of Roma live. According to Channel 4 News, Sheffield has seen a big influx of Roma families over the last ten years. A decade ago, only one or two were living in the Page Hall area of the city. There are now several hundred families – with more arriving. Families of ten children are not uncommon. Miroslav Sandor, who works in a local advice centre in Sheffield for Roma people, came to the UK in 2004 when Slovakia joined the EU. He was drawn by the chance to send his children to school and college. He told the programme: ‘We came here for a better life, having a job, having education for my children.’ Miroslav ‘Bob’ Sandor, his son, said: ‘In Slovakia when you go to school they don’t let you go to college. If you Roma they just don’t care about you.’ Gulnaz Hussain, manager of an advice centre for migrants in Sheffield, said: ‘I don’t think we could accommodate more people arriving. I think it’s taken its toll in terms of numbers and houses that are available.’ When asked if Roma people had been welcomed, she responded: ‘There’s been some increased tension since their arrival.’ One of the local residents, Jane Howarth, who is not Roma but has taken it upon herself to organise street patrols around Page Hall, said she often saw ‘hoards of people, Roma, standing on street corners, drinking, eating, chucking all their rubbish’. Dr Philip Brown, one of the authors of the study, said: ‘A few years ago we didn’t really understand the number of migrant Roma in the UK.’ The Council of Europe estimates the population across the whole continent is somewhere above 11million – with 6million in the EU. Of those, around two million live in Romania. Spain has the largest Roma population in Western Europe, with 750,000, followed by France with 400,000.

Source: Daily Mail Online
Date: 30.10.2013

„Niemand hat der Hetze Einhalt geboten“

64 Prozent der Deutschen lehnen Sinti und Roma als Nachbarn laut einer Studie ab. Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma übt nun scharfe Kritik an den Medien. Sie würden alte Vorurteile befeuern.

Romani Rose hält das Titelbild der „New York Times“ hoch. Darauf ist riesengroß das Bild der verängstigt dreinblickenden Maria zu sehen, vier Jahre. Das Mädchen wurde bei einer griechischen Roma-Familie entdeckt. Weltweit habe die Geschichte für Schlagzeilen gesorgt, sagt der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, und alte Vorurteile befeuert, Roma klauten blonde kleine Kinder.
Schließlich hatte sich herausgestellt, dass die leiblichen bulgarischen Eltern das Kind aus finanziellen Gründen freiwillig zur griechischen Familie gegeben habe. Zuvor war jedoch in vielen Zeitungen über „Kindesentführung, Missbrauch, Zwangsheirat und Organhandel“ spekuliert worden.
„Dieses Bild wurde in Deutschland und weltweit pauschal auf eine gesamte Minderheit projiziert und hat antiziganistische Feindbilder zum erblühen gebracht“, sagt Rose. „Schuld, wenn überhaupt, hat die griechische Familie XY, und nicht eine ganze Ethnie.“ Continue reading „Niemand hat der Hetze Einhalt geboten“

Der Fall des Roma-Mädchens Maria: Wenn Vorurteile neu erblühen

Die Geschichte der blonden Maria zeigt, wie tief die Ressentiments gegen Roma in Europa sitzen. Nun wehren sich die Vertreter der Minderheit in Deutschland. Ihr Vorwurf: Polizei und Öffentlichkeit haben es sich zu einfach gemacht – und sind einer alten Geschichte aufgesessen.

Ein Paar mit Kind spaziert durch eine europäische Fußgängerzone. Das Kind ist dunkelhäutig, die Eltern weiß. Besorgnis erregend? Eigentlich nicht. Wahrscheinlich ist das Kind adoptiert. Oder ein Elternteil hat es aus einer früheren Partnerschaft mitgebracht. Kein Polizist würde wohl auf die Idee kommen, die Familie zu filzen. Oder in Richtung Kindesentführung zu ermitteln. Genau das ist aber mehreren Familien in den vergangenen Wochen passiert – nur, dass es andersherum war: Die Eltern waren dunkel, das Kind blond und hellhäutig.

Die Geschichte beginnt Mitte Oktober in einer Roma-Siedlung im griechischen Farsala. Bei einer Hausdurchsuchung entdecken Polizisten ein etwa fünfjähriges Mädchen, das im Gegensatz zu den anderen Familienmitgliedern hellblondes Haar und grüne Augen hat. Die Polizisten nehmen das Mädchen mit. Die Begründung: Das Kind könne aufgrund seines Aussehens nicht zu den Eltern gehören. Es müsse durch Raub oder Entführung in die Familie gekommen sein. Eine andere Möglichkeit fällt den Beamten nicht ein. Sie übergeben das Kind, das Maria heißt, einer Athener Kinderhilfsorganisation. Continue reading Der Fall des Roma-Mädchens Maria: Wenn Vorurteile neu erblühen

Zentralrat Deutscher Sinti und Roma: Kritik an „rassistischen Grundmustern“

Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma hat die Berichterstattung zum Fall des Mädchens Maria in Griechenland kritisiert. Der Vorsitzende sprach von „rassistischen Grundmustern“, die nun die gesamte Minderheit in Europa zu spüren bekomme.

Im Zusammenhang mit der Berichterstattung im Fall der kleinen Maria hat der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma Diskriminierung und rassistische Vorurteile beklagt. Der Vorsitzende Romani Rose kritisierte „rassistische Grundmuster, unter denen jetzt die gesamte Minderheit in Deutschland und Europa zu leiden hat“.

Medien hätten in ihrer Berichterstattung in Deutschland und weltweit Sinti und Roma mit allen Formen von Kriminalität in Zusammenhang gebracht – „von Kindesentführungen und -missbrauch über Zwangsheirat bis zu unterstelltem Organhandel“. Die deutsche Politik habe nicht gehandelt: „Niemand hat dieser Hetze Einhalt geboten“, so Rose.

Die fünfjährige Maria war in einem griechischen Roma-Lager entdeckt worden. Wegen ihres Aussehens war vermutet worden, das Kind sei entführt worden. Später stellte sich heraus, dass die Mutter eine bulgarische Roma ist. Sowohl die leiblichen als auch Adoptiveltern sprechen von einer einvernehmlichen Abmachung zur Übergabe des Kindes. Wenige Tage nach dem Bekanntwerden des Falles nahmen irische Behörden einer Roma-Familie zwei blonde Kinder weg – ein DNA-Test belegte jedoch, dass es sich bei den Erwachsenen um die biologischen Eltern handelt.

Sinti und Roma würden zu potentiellen Kindesräubern gemacht, kritisierte Rose. Er forderte deshalb den Bundestag auf, eine Expertenkommission einzusetzen. Sie soll die Feindlichkeit gegenüber Sinti und Roma in Deutschland dokumentieren. In der Bundesrepublik leben nach Schätzungen etwa 100.000 Sinti und Roma, in der EU rund sechs Millionen.

Quelle: Spiegel Online
Stand: 05.11.2013

Roma-Familien dürfen nicht ins Marienstüberl

Aufregung vor heutigem runden Tisch bei Sozialstadträtin Schröck: Roma mit Kindern bekommen im Marienstüberl nichts zu essen.

Es wird kälter in Österreich. In Wien straft die Polizei Obdachlose aus dem Stadtpark, Salzburg erhöht die Strafen für „illegales Campieren“ von 370 auf bis zu 10.000 Euro, in Linz sperrt die Caritas-Wärmestube Osteuropäer aus – und in Graz dürfen Roma-Familien aus Rumänien und Bulgarien nicht ins Marienstüberl. Das Marienstüberl ist eine Einrichtung der Caritas, die kostenloses Frühstück, Mittagessen und Nachmittagsjause für Obdachlose ausgibt.

Leiterin Schwester Elisabeth sagt: „Zu uns dürfen generell nur Erwachsene. Für Kinder sind deren Eltern verantwortlich.“ Für sie ist es notwendig, so klare Schritte zu setzen, „sonst sind wir überfordert. Es geht nicht, das jeder einfach die Leute zu uns schickt. Wir haben nur 90 Plätze. Und wir sind voll.“ Abgesehen davon hält sie das Marienstüberl nicht für Kinder geeignet. „Hier sind Alkoholiker und Drogensüchtige, das ist kein Ort für Kinder.“ Für die Roma müsse sich die Stadt etwas anderes überlegen, „wir, die gratis arbeiten, können nicht für alles zuständig sein.“

Damit hat SPÖ-Sozialstadträtin Martina Schröck einen Punkt mehr auf der Tagesordnung für ihren heutigen runden Tisch. Die Frage: Wie soll die Stadt mit den Roma umgehen, die seit zwei Jahren immer wieder in Graz sind und teils im Dreck auf der Straße geschlafen haben? Das will sie mit Vertretern aus Linz, aus Wien, der rumänischen und bulgarischen Botschaft, der Caritas sowie mit Pfarrer Wolfgang Pucher besprechen.

Pucher ließ ja in der Vorwoche mit seinem Vorstoß aufhorchen, die Roma integrieren zu wollen. Schröck will eher, dass ihnen in ihrer Heimat geholfen wird, und sucht eine gemeinsame Linie aller größeren Städte.

Quelle: Kleine Zeitung
Stand: 06.11.2013

Largest Roma camp dismantled in Marseille

After dawn, local police forces dismantled the largest Roma camp of the City of Marseille (Around 453 people). In fact, the last Gypsies families left the camp yesterday night. The bulldozers wrecked their shelters made of plywoods, tyres and cartons

Wedged between brand new residential buildings and the railway, the wasteland of Capelette hosts despite herself a Roma camp, the largest of the city. The first Roma families settled here there almost two years ago. The tents have gradually given way to shelters in the style of the worst slums that we used to see in developing countries. However here we are in Marseille, France’s second city, and right next to the new roofed football stadium. The contrast is striking.

Cohabitation with the neighborhood does not come without problems and complaints to the police are deposited as clashes with Roma are numerous. They are accused of damage, theft, insults. The land on which they sat is a private land owner without action the Police cannot act. Roma families are living is disastrous health conditions, and NGO are calling for a solution outside of this slum.

It is only on the 31st of July, 2013 that the Court ordered the eviction of some 300 families who occupied the wasteland and few hours after dawn on the 21st of October 2013, several bulldozers came to destroy the huts deserted by their occupants the day before.

There are about 1,500 people from Romani origin in Marseille.

Source and pictures: Demotix
Date: 21.10.2013

Slumdogs of Slovakia: This city was given £51million when it was named European capital of culture… so why are Roma children still living in such horrifying squalor?

Kosice, Slovakia, won £50million to improve country’s infrastructure when it was named 2013 Capital of Culture
Heartbreaking pictures show the suburb of Lunik IX where around 8,000 Slovakian Roma live, many of them children
Destitute images show children covered in dirt playing in rubbish and the filthy apartments they live in
Many live without gas, water or electricity in the area – where almost 100 per cent of its residents are unemployed

These heartbreaking pictures show the squalid conditions that thousands of Roma children are forced to call home in the city of Kosice, Slovakia.
The city, the largest in eastern Slovakia, received £51million when it was named the European Capital of Culture 2013 alongside Marseille, France. The money is to be invested into the city’s infrastructure, creative industries and tourism.
However, in the suburb of Lunik IX around 8,000 Slovakian Roma, most of them children, live in squalor in one of the world’s worst slums.
In many of the pictures, piles of rubbish can be see surrounding the blocks of flats where the children live.
With little else to do, some – often covered in dirt and wearing clothes full of holes, play among the filth.
Graffiti can be seen scrawled across the walls with dirty washing and old furniture left on many balconies.
Some reports have suggested that the level of rubbish in the area has led to many water sources turning toxic – a problem that is beginning to affect the rest of the city and not just the Roma suburb.
Almost all of the apartments are without running water as a majority of those living there cannot afford to pay water bills.
There is one tap in the area when residents may collect running water. It is monitored by police.
In one image a little girl can be seen sat alone on a flight of stairs, presumably leading to her family’s apartment. In another, a boy can be seen smoking while in others young men swear at the camera.
Luník IX, located in the west of the city, is home to the largest Roma community in Slovakia.
The 106-hectre suburb was originally built for 2,500, but its population is thought to be around three times that figure. The area become so densely overpopulated after another nearby Roma suburb was demolished in 1979.
A vast majority, if not all of the area’s inhabitants are unemployed with many living without gas and electric as they are unable to pay bills.
Common illnesses such as hepatitis, head lice, diarrhoea, scabies and meningitis are common in the suburb – which has one elementary school and a kindergarten.
The Roma ghetto is a stark contrast to the rest of the city – which is situated on the river Hornád, at the eastern reaches of the Slovak Ore Mountains.
The city boasts three universities, various dioceses, and many museums, galleries, and theaters, but it was once known for its heavy industry. To this day, the largest employer in Kosice is the steel mill.
The town, population of 240,000, has extensive railway connections and an international airport – which are set to be improved with the European Capital of Culture grant.
In 2008 Košice won the competition to hold the prestigious title European Capital of Culture 2013.
A total transformation of Košice from a centre of heavy industry to a postindustrial city with creative potential and new cultural infrastructure is expected to take place with the £51million grant.
Project leaders hope to bring a strong creative economy to the city – merging industry with arts, design, media, architecture, music and film production, IT technologies, creative tourism.

Source and pictures: Daily Mail Online
Date: 17.11.2013

Roma in der Slowakei: Hinter den Mauern

Das slowakische Košice beherbergt mit „Lunik 9“ eine große Roma-Siedlung. Dass in der Nähe der Plattenbauten eine hohe Mauer errichtet wurde, entsetzt die EU mehr als die Bewohner. Vater Peter, ein katholischer Priester, kümmert sich in „Lunik 9“ um die Roma und sagt: „Die Zigeuner muss man erziehen.“

Ist Vater Peter ein Rassist?

Vater Peter ist katholischer Priester, er lebt in der ostslowakischen Stadt Košice, wo eines der berüchtigtsten Roma-Viertel Europas steht. Er sagt Folgendes über die Roma (er nennt sie Zigeuner):

„Sie haben eine andere Mentalität als wir weißen Menschen. Sie kommen aus Indien und können nicht normal leben. Sie wollen das auch gar nicht. Man muss den Zigeunern christliche Werte anerziehen, dann schaffen es auch manche von ihnen.“

Lunik 9, so heißt die Roma-Siedlung hier, besteht aus verfallenden Plattenbauten aus den Siebzigerjahren, den Gebäuden fehlen Fensterscheiben, Türen, Wasserhähne, Heizkörper. Nachts leuchten hier keine Laternen, Müll liegt teppichbunt zwischen den Häusern. Die Müllcontainer stehen leer, darin spielen Kinder. Hier fahren keine Taxis her, und als kürzlich eine Polizeistreife vorbeikommen musste, um eine Schlägerei zu beenden, wurden dem Wagen die Räder abgeschraubt. Continue reading Roma in der Slowakei: Hinter den Mauern

Zu blond für ein Romakind?

Eine neue Hetzkampagne gegen Roma in verschiedenen europäischen Ländern macht deutlich, wie schnell gegen eine gesellschaftliche Minderheit eine Hetzkampagne losgetreten werden kann

Der Anlass war eine Razzia in einem griechischen Roma-Lager, bei der der Polizei ein blondes Mädchen auffiel. Weil es nach dem Äußeren nicht zum Bild eines Romakindes passte, wurde es von der Polizei einem Heim übergeben. Nachdem ein DNA-Test deutlich gemacht hatte, dass die Romafamilie, bei der das Kind aufwuchs, nicht die Eltern des Mädchens waren, begannen wilde Spekulationen, die Roma hätten das Kind entführt.

Die Bildzeitung machte vor einigen Tagen mit der Schlagzeile auf: „Polizei rettet Mädchen vor Gypsi-Bande“. Differenzierter las sich ein Bericht über die Angelegenheit im Spiegel. Nicht nur in der Überschrift wurde von einer mutmaßlichen Entführung gesprochen. Im Text kam auch die Anwältin der Romafamilie zu Wort:

„Die Anwältin des Paares, Marietta Palavra, erklärte, die Familie habe das Kind aus einem Heim zu sich geholt, als es erst wenige Tage alt war. Dort sei es von einem ausländischen Fremden abgegeben worden, der gesagt haben soll, dass er den Säugling nicht weiterversorgen könne. Nur weil die verdächtige Frau falsche Papiere vorgelegt hätte, mache sie das noch nicht zu einer Kidnapperin, sagte Palavra. „Das Paar hat das Mädchen geliebt, als sei es sein eigenes Kind.“ Das Mädchen war in Athen registriert; die angeblichen Eltern hatten von den Behörden in der griechischen Hauptstadt eine Geburtsurkunde für das Kind erhalten.“ Die griechische Polizei wies auf unklare Angaben des Paares hin. Continue reading Zu blond für ein Romakind?

Ausländerbehörde zeigt Härte: Roma eiskalt abgeschoben

Die Ausländerbehörde lässt kurz vor dem Winter 49 Menschen auf den Balkan ausfliegen. Flüchtlingsrat wirft Innensenator vor, „Angst und Schrecken“ zu verbreiten

Am vergangenen Dienstag hat Innensenator Frank Henkel (CDU) 49 Menschen ins frühere Jugoslawien bringen lassen. Betroffen von der Sammelabschiebung waren laut Innenverwaltung 24 bosnische und 25 serbische Staatsangehörige, die von Schönefeld nach Belgrad bzw. Sarajevo ausgeflogen wurden. Es war seit August die dritte Sammelabschiebung von Berlin auf den Balkan.

Der Berliner Flüchtlingsrat kritisierte die Maßnahme. „Da wurden Leute früh morgens aus ihren Betten geholt und sofort zum Flughafen gebracht und in den Flieger gesetzt“, so Martina Mauer von der Initiative. Nach ihrer Kenntnis seien mehrere Menschen betroffen gewesen, die aufgrund ihres schlechten Gesundheitszustands nicht hätten abgeschoben werden dürfen. „Aber bei so einer Hauruck-Aktion bleibt nicht einmal Zeit, ein Gericht anzurufen.“

Mauer weiß auch von einem schwerkranken alten Mann aus Serbien, dessen Lebenspartnerin abgeschoben wurde, mit der er seit 30 Jahren zusammenlebt und ein Kind hat. „Er trägt ein Beatmungsgerät und war auf die Hilfe seiner Partnerin angewiesen“, sagt sie. Andere Betroffene wollten bereits freiwillig zurückkehren und hätten schon Termine dafür gehabt „Der Großteil der Asylsuchenden aus dem Westbalkan sind Angehörige der Roma-Minderheit. Sie werden in der Regel direkt in die Obdachlosigkeit abgeschoben. Auf dem Westbalkan sind sie existenzieller Armut, vielfältigen Diskriminierungen und rassistischen Übergriffen ausgesetzt.“

Mindestens zehn Jahre lang habe Berlin die Praxis unangekündigter Blitzabschiebungen nicht mehr angewendet, sagt Mauer. Die Ausländerbehörde wolle mit dem Wiederaufgreifen „Angst und Schrecken“ verbreiten. „Sie schreckt dabei weder vor Familientrennung zurück noch vor der Abschiebung schwerkranker Menschen.“ Eine Serbin, deren Nachbarn abgeholt wurden, erzählt der taz: „Ich schlief noch, als die Polizei in unser Wohnheim kam. Ich hatte große Angst, dass auch ich abgeholt und nach Serbien gebracht werde. Ich bin froh, dass mein kranker Mann im Krankenhaus liegt und das nicht miterleben musste.“

Rechtsanwältin Marie Ellersieck betreute zwei betroffene Roma und erzählt: „Meine Mandanten waren in einer therapeutischen Behandlung. Die Ausländerbehörde hat aber die Atteste nicht akzeptiert und den Therapieprozess mit der Abschiebung abgebrochen.“ Die Männer seien morgens 7 Uhr aus den Unterkünften geholt und zum Flughafen gebraucht worden. „Ich wurde als Anwältin nicht informiert, und es blieb auch nicht die Zeit, ein Gericht anzurufen“, so Ellersieck. „Ich bewerte solche Blitzaktionen als ein Abschneiden von Rechtsmitteln.“

Kritik kommt auch von der Opposition im Abgeordnetenhaus. Pirat Fabio Reinhardt sagt: „Dieses Vorgehen ist rein politisch motiviert. Der Senat möchte jetzt vor den Wintermonaten noch schnell so viele Flüchtlinge wie nur irgend möglich abschieben.“ Die Piratenfraktion forderte ein „Ende dieser menschenverachtenden Praxis und einen Abschiebestopp insbesondere über die Wintermonate“.

Jahrelang praktiziert

Gemeinsam mit Grünen und Linken wollen die Piraten einen solchen Abschiebestopp für Minderheitenangehörige ins Parlament einbringen. „Das wäre ein Gebot der Menschlichkeit“, sagte die grüne Flüchtlingspolitikerin Canan Bayram. Der frühere Innensenator Ehrhart Körting von der SPD hatte einen Winter-Abschiebestopp jahrelang praktiziert, wenn auch nicht öffentlich verkündet.

Vergangenes Jahr hatte Innensenator Frank Henkel (CDU) noch im Dezember Betroffene abgeschoben, nach öffentlichen Protesten aber seine Haltung geändert. Nun erklärte er gegenüber der taz Folgendes: „Berlin hat sich in den vergangenen Jahren den in einigen Bundesländern verfügten formalen Winterabschiebestoppregelungen für Angehörige von Minderheiten aus Serbien, Bosnien, dem Kosovo und Mazedonien nicht angeschlossen. Ungeachtet dessen hat Berlin der Situation besonders schutzbedürftiger Menschen aus den Westbalkanstaaten in den Wintermonaten 2012/2013 in angemessener Weise Rechnung getragen und wird dies unter humanitären Aspekten auch künftig tun.“

Soll wohl heißen: Am Dienstag war ja noch kein Winter.

Quelle: taz.de
Stand: 21.10.2013