„Pro Deutschland“ auf Wahlkampftour

Duisburg/Essen – Die rechtspopulistische Kleinstpartei hetzt gegen Sinti und Roma und gegen Linke. Der „pro D“-„General“ Lars Seidensticker darf nicht als Versammlungsleiter auftreten.

Ein Kleinbus fährt auf einen Grünstreifen neben der Straße. Lautsprecher werden aufgebaut, ein Mikrofon, zwei Stellschilder mit Plakaten: „Mehr Bildung – weniger Zuwanderung“. Ein paar Leute auf der Wiese halten handbeschriebene Pappen in den Händen. „Mir stinken die Linken“, ist dort etwa zu lesen: „Pro Deutschland“ auf Wahlkampftour. Lars Seidensticker, der Generalsekretär der Kleinstpartei, tritt ans Mikro. Eine kleine Nebelmaschine hüllt ihn kurz in Qualm ein. Die Lautsprecheranlage hat immer mal wieder Aussetzer.

Zunächst einmal nimmt sich Seidensticker die Gegendemonstranten vor. Sie seien, sagt er, „die unheilige Allianz derer, die Deutschland abschaffen wollen: CDU, SPD, Linke, kriminelle Ausländer“. Auf seiner Seite hingegen stehe „das anständige Deutschland“ – und das „für jedermann sichtbar“. Sichtbar ist das etwa 20-köpfige Trüppchen in der Tat an diesem Tag in Duisburg, wo die Rechtspopulisten vom Streit über ein von Sinti und Roma bewohntes und in der öffentlichen Diskussion als „Problemhaus“ bezeichnetes Gebäude profitieren wollen. Hörbar ist es eher nicht, da einige hundert Gegendemonstranten reichlich Lärm machen. Nur wer zwischen beiden Gruppen steht, kann verstehen, wie Seidenstickers „anständiges Deutschland“ klingt. Der Begriff „Zigeuner“ sei „abgeleitet von ,ziehende Gauner’: Sie stehlen. Sie betrügen. Sie leben im Unrat“, legt er los. Auch im „letzten Zigeunerkaff“ müsse klar sein: „Wir wollen sie nicht, wir wollen sie nicht, wir wollen sie nicht!“

Seine Funktion als Versammlungsleiter hat er an diesem Tag abgetreten – abtreten müssen, wie es scheint. Die Polizei in Essen, wo der Kundgebungstag begann, hatte jedenfalls wissen lassen, Seidensticker sei „strafrechtlich in Erscheinung getreten“ und dürfe daher nicht als Leiter fungieren. Am vorigen Samstag hatte die Göttinger Polizei den „pro D“-„General“ von zwei Wahlkundgebungen ausgeschlossen. Er soll dort bei einer Veranstaltung einen 17-Jährigen getreten haben. Ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Körperverletzung war die Folge. Seidenstickers „anständiges Deutschland“ ist noch bis zum 21. September auf Wahlkampftour.

Quelle: Blick nach Rechts
Stand: 30.05.2013