Schweinefarm auf früherem KZ-Gelände erzürnt UNO

Streit um eine Schweinefarm auf dem Gelände des früheren KZs Lety: Die UNO verlangt von Tschechien die Schließung des Bauernhofes aus Respekt vor der Minderheit der Roma. Zwischen 1940 und 1943 waren in dem Lager hunderte Roma getötet worden.

Eine umstrittene Schweinefarm auf dem Gelände des früheren Konzentrationslagers Lety im heutigen Tschechien bringt die Regierung des Landes unter Zugzwang. Das UN-Menschenrechtskomitee forderte, die Zuchtanlage aus Respekt vor der sozial ausgegrenzten Roma-Minderheit zu schließen, deren Angehörige während des Zweiten Weltkriegs zu Hunderten in dem Lager ermordet worden waren. Mit einem solchen Akt könne die Regierung in Prag demonstrieren, dass es ihr ernst sei mit der Achtung der Kultur und Geschichte der Roma.

Zwischen 1940 und 1943 hatten die Nazi-Besatzer gemeinsam mit tschechischen Kollaborateuren fast 1300 Roma in Lety eingesperrt, das etwa 70 Kilometer südlich von Prag liegt. Mindestens 327 von ihnen starben in dem Lager, darunter mehr als 240 Kinder. Über 500 weitere KZ-Insassen wurden in das berüchtigte NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau im besetzten Polen abtransportiert. Während die Zahl der sechs Millionen, im Holocaust getöteten Juden weithin bekannt ist, wird das Leid der schätzungsweise 500.000, von den Nazis umgebrachten Roma in manchen Geschichtsbüchern nur am Rande gestreift.

Unter der kommunistischen Herrschaft ließ die Staatsführung der damaligen Tschechoslowakei von 1972 bis 1976 die Schweinefarm in Lety errichten. Nach der „Samtenen Revolution“ 1989 wurde die Zuchtanlage von einer privaten Firma übernommen. Diese beharrt darauf, dass die Farm auf einem Feld neben dem ursprünglichen KZ gebaut worden sei, dass nach Kriegsende dem Erdboden gleichgemacht worden war. Laut Historikern überlappen sich die Grundstücke jedoch. Die Schweinefarm ist seit Jahrzehnten ein Streitpunkt zwischen den Landesbehörden und tschechischen Roma, die den Abriss fordern.

Tschechien hat 10,5 Millionen Einwohner, von denen Schätzungen zufolge 250.000 bis 300.000 der Volksgruppe der Roma angehören.

Quelle: Thüringer Allgemeine
Stand: 25.07.2013