Gedenkdemonstration an Milos R.

Hallo,

wir sind ein loser Zusammenschluss von Menschen, welche es sich zur Aufgabe gemacht haben, gerade im ländlichen Bereich auf die Situation von Asylant_innen aufmerksam zu machen. In den Städten wird auf vielfältige Art und Weise auf die Missstände hingewiesen – auf dem Land hingegen wird von diesen Fällen keine/kaum Notiz genommen. Wie im Fall Milos Redzepovic, der sich am 15. November 2002 vor dem Syker Rathaus mit Benzin übergoss und ansteckte. Er starb am folgenden Tag an seinen Verletzungen.

Zu diesem Anlass veranstalten wir am 19.11.2011 eine Gedenkdemonstration gegen die unmenschliche Abschiebepolitik. Im Vorfeld ist außerdem eine Mahnwache am 15. Oktober 2011 geplant, und wir werden mit wöchentlichen Infotischen vor Ort aufklären und auf die Situation der Asylant_innen hinweisen. Auch planen wir, in der Region Patenschaften für Flüchtlinge zu organisieren und Unterschriften für bessere Lebensbedingungen zu sammeln. Letztendlich treten wir für einen sofortigen Abschiebestopp ein!

Nun unsere Bitte:

Wir sind dankbar, für jegliche Form der Unterstützung: zum Beispiel Infomaterial, das Stellen von Redebeiträgen, Verlinken und Verbreiten unseres Anliegens und natürlich persönliches Erscheinen.
Ihr könnt euch auch in die die Unterstützer_innenliste eintragen – per Mail oder Kontaktformular auf der Seite (Link unten).

Es ist höchste Zeit diesen Wahnsinn zu stoppen!

Wir bedanken uns und hoffen auf eure Unterstützung.

Informationen gibt’s auf http://gedenkenanmilos.blogsport.de

Chronik der antiziganistischen Massenaufmärsche in Nordböhmen

In Nordböhmen (Tschechien) kam es Ende August und September 2011 zu mehreren antiziganistisch motivierten Aufmärschen und Kundgebungen, dan denen nicht selten mehrere hundert Angehörige der ethnisch-tschechischen Mehrheitsbevölkerung aus der Region und angereiste Rechte teilnahmen. Die meisten der Aufmärsche nahmen zeitweise den Charakter eines Progroms gegen die Roma-Minderheit an. Nur starke Polizeikräfte verhinderten erfolgreiche Angriffe auf die Wohnungen und Quartiere der Minderheit. Hier eine Chronologie der Ereignisse:

Screenshot antiziganistischer Aufmarsch Continue reading Chronik der antiziganistischen Massenaufmärsche in Nordböhmen

Zwei kurze Buchkritiken zur Verfolgungsgeschichte der Sinti und Roma

Das Pariser Zentrum für Sinti- und Romaforschung hat mit dem schmalen Band „Sinti und Roma unter dem Nazi-Regime. Von der „Rassenforschung“ zu den Lagern“ (Berlin, 1996) ein bemerkenswert detailreiches Buch herausgegeben, dass auch mit Originalquellen arbeitet.
Im Buch selbst werden die diversen Analogien von Antiziganismus und Antisemitismus betont. Beide Minderheiten stehen aus völkisch-nationalistischer Sicht dem Ideal der nationalkulturellen Homogenität im Weg.
Sinti und Roma dienten dazu auch noch als Objekte um von Staatsseite Einheit und Einheitlichkeit durchzusetzen, d.h. sie waren eine Minderheit, an der allen sozialen Randgruppen exemplarisch gezeigt wurde, wie mit ihnen verfahren wird, wenn sie sich nicht in die „Volksgemeinschaft“ integrieren: „Sinti und Roma dienten als Modelle zur Definition des Asozialen“ (Seite 12)
Als rassisch definierte Minderheit hatten die deutschen Sinti und Roma freilich nie diese Möglichkeit. Bereits im Kaiserreich und in der Weimarer Republik gibt es eine Tradition der Verfolgung und Bevormundung von Sinti und Roma. Im Dritten Reich setzt dann ein „Völkermord auf Raten“ ein, mit Zwangssterilisierungen seit 1934 beginnt. Auch die Überwachung verschärft sich:

„Die Polizei ging von der traditionellen Überwachung der als suspekt geltenden mobilen Bevölkerung zu einer vorbeugenden Identitätskontrolle in den Städten über.“ (Seite 11)

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Literarischer Antiziganismus – zum Beispiel „Die Brücke über die Drina“

Der jugoslawische Nobelpreisträger Ivo Andric erzählt in seinem sehr lesenswerten Buch „Die Brücke über die Drina“ (München, 7. Auflage 1995) die wechselvolle Geschichte Bosniens am Beispiel einer Grenzstadt. Dabei kommen verschiedene Ethnien und Religionsgruppen vor: Serben, Türken, Christen, Muslime, Juden und auch „Zigeuner“. An einer Stelle im Buch beschreibt Andric gut den vorherrschenden, christlichen Antiziganismus der Mehrheitsbevölkerung:

„Der Bauer quälte sich, er machte ein finsteres Gesicht und dachte bei sich: Er ist ein Zigeuner, ein Wesen ohne Gott und Seele, weder kannst du ihn zum Gevatter machen noch dich mit ihm verbrüdern oder ihn bei irgend etwas auf Erden oder im Himmel beschwören […].“ (Seite 66)

Da dieses Denken einem Protagonisten zugeordnet ist und nicht die Meinung des Autors wiedergibt, ist es lediglich eine realistische Wiedergabe eines vorherrschenden Ressentiments. An anderer Stelle aber, verfängt sich der Autor in seiner Beschreibung in einem antiziganistischen Klischee:

„Schacha ist eine schielende Zigeunerin, ein freches Mannweib, das mit jedem trinkt, der es bezahlen kann, aber nie betrunken wird. Ohne sie und ihre gewagten Scherze kann man sich kein Trinkgelage denken.“ (Seite 258)

Hier wird, eindeutig negativ konnotiert, das Bild von der „Zigeunerin“ wiedergegeben, die als „Mannweib“ gegen die herrschende Geschlechterordnung verstößt, indem sie wie ein Mann trinkt und scherzt.
Diese Stelle ist keinesfalls prägend für das Buch „Die Brücke über die Drina“, es ist nur ein Beispiel wie auch in wirklich guter und engagierter Literatur vereinzelt antiziganistische Klischees auftauchen können.

Anti-Roma-Proteste in tschechischer Grenzregion

An der tschechischen Grenze zu Sachsen haben mehrere Hundert Rechtsradikale und Einwohner versucht, ein überwiegend von Roma bewohntes Stadtviertel zu stürmen. Etwa 150 Roma traten am Samstag in Varnsdorf nach Angaben der Agentur CTK den Angreifern entgegen, um ihre Unterkünfte zu schützen. Zwischen beide Seiten stellte sich ein Polizeikordon. Zu dem nicht genehmigten Protestzug hatten Rechtsextreme im Internet aufgerufen.

Nach Schlägereien zwischen einheimischen Jugendlichen und Angehörigen der Roma-Minderheit hatte sich die Stimmung in der Region mit hoher Arbeitslosigkeit zuletzt dramatisch aufgeheizt. Das Innenministerium schickte etwa 200 Bereitschaftspolizisten aus Prag in die Gegend des Schluckenauer Zipfels, der nach Sachsen hineinreicht, um die Lage zu stabilisieren.

Am Freitag hatten Bewohner Varnsdorfs gegen die angeblich gestiegene Kriminalität in der Stadt demonstriert. Sie beklagen einen ungezügelten Zuzug von Roma-Familien aus dem Binnenland, was aber von Experten bestritten wird. Für das kommende Wochenende hat eine rechtsradikale Partei weitere Proteste angekündigt.

Quelle: Europe Online Magazine
Stand: 03.09.2011

Tschechien bildet Sondereinheit gegen Roma-Gewalt

Mehrere Übergriffe von Roma sorgen im deutsch-tschechischen Grenzgebiet für eine immer angespanntere Lage. Nun soll eine Sondereinheit der Polizei gebildet werden.

Nach mehreren Übergriffen von Angehörigen der Roma in Städten an der Grenze zu Deutschland hat Tschechiens Innenminister Jan Kubice die Bildung einer Sondereinheit der Polizei angekündigt. Die Kontrolle in der Region sei außer Kontrolle geraten und die Einheit müsse „um jeden Preis“ gebildet werden, sagte Kubice vor Journalisten.

In der Region ist die Lage seit zwei rassistisch motivierten Übergriffen von Roma im August stark angespannt. Der neuen Spezialeinheit sollen laut dem tschechischen Polizeichef Petr Lessy 200 Beamte angehören. Continue reading Tschechien bildet Sondereinheit gegen Roma-Gewalt

Ethnic Czechs attack Roma housing in Rumburk

Police have reportedly calmed the situation in the streets of Rumburk today, where a mob of roughly 500 people marched through the town all evening doing their best to provoke Romani residents. The mob formed after an authorized demonstration came to an end there. Before police managed to disperse the most active part of the mob, ethnic Czechs had broken down a fence in front of a building occupied by Roma and thrown tree branches and stones at it.

Police officers have arrested one demonstrator and detained others over various misdemeanors; their intervention officially ended just after 20:30 CET. The Czech Press Agency reports that roughly 1 500 people attended the preceding demonstration, ostensibly held against crime, which quickly deteriorated into a racist demonstration against Romani people. In nearby Varnsdorf about 200 people also assembled, but that demonstration took place in relative calm.

The rally in Rumburk started at 17:00 CET and was attended by a total of about 1 500 people. „There might have been that many people, but for the time being we can only confirm that hundreds of people were there,“ police spokesperson Vojtěch Haňka told the Czech Press Agency. The rally lasted only 17 minutes, during which politicians from the Czech Social Democratic Party (ČSSD), which had organized it, tried to speak but were whistled down by the crowd. Then a representative of the „Civic Resistance“ (Občanský odpor) association took the podium. The muscular, shaven-headed man, who gave his name as „Josef Mašín“, called on the full square to teach the „inadaptables“ a lesson, receiving significant applause for his emotional speech. Continue reading Ethnic Czechs attack Roma housing in Rumburk

In Rumburk kam es zum Konflikt zwischen Demonstranten und Polizisten

Im nordböhmischen Rumburk, wo am Freitag demonstriert wurde, war es am Samstag ruhig.

Die Demonstration im nordböhmischen Rumburk / Rumburg endete am Freitagabend mit einem Konflikt zwischen den Demonstranten und der Polizei. Im Schluckenauer Zipfel fanden am Freitag zwei Demonstrationen statt, mit denen die Bewohner auf die Probleme mit der Kriminalität aufmerksam machen wollten. Bei der Demonstration in Varnsdorf, an der rund 200 Menschen teilnahmen, kam es zu keinen Ausschreitungen. In Rumburk / Rumburg nahmen an der Protestkundgebung rund 1500 Menschen teil. Die Demonstranten zogen durch die Stadt. Einige von ihnen beschädigten den Zaun bei einem von den Roma bewohnten Haus und fingen an, das Haus mit Äpfeln zu bewerfen. Die Ordnungspolizei griff ein, fünf Leute wurden festgenommen. Unter den Verhafteten war auch einer der Männer, die am vergangenen Sonntag von einer Gruppe von Roma überfallen wurden. Alle fünf Festgenommenen wurden inzwischen freigelassen.

In Rumburk und Umgebung leben viele Roma, von denen einige am Sonntag mit einem brutalen Überfall auf eine Gruppe von jungen Menschen für viel Unruhe gesorgt haben. Die Polizei hatte 200 zusätzliche Kräfte in die Region geschickt.

Quelle: Romove
Stand: 27.08.2011

Aktuelle Nachrichten zu Abschiebungen in den Kosovo

26. August 2011

Neue UNICEF-Studie dokumentiert die verzweifelte Lage abgeschobener Roma-Kinder im Kosovo
Roma-Kindern, die aus Deutschland und anderen europäischen Ländern in den Kosovo abgeschoben wurden, bleiben dort weiterhin elementare Rechte vorenthalten. Dies ist Ergebnis einer neuen UNICEF-Studie, bei der Forscher rund 200 im vergangenen Jahr zurückgeführte Familien der Roma, Ashkali und Kosovo-Ägypter sowie Mitarbeiter kosovarischer Behörden ausführlich befragt haben. Danach gehen drei von vier der betroffenen schulpflichtigen Kinder nicht zur Schule. Die meisten von ihnen sind in Deutschland geboren und aufgewachsen. Sie leben jetzt mit ihren Familien in extremer Armut am Rande der Gesellschaft.

http://www.roma-kosovoinfo.com/index.php?option=com_content&task=view&id=276&Itemid=1

5. August 2011

Baden-Württemberg: Roma-Abschiebungen nach Kosovo gestoppt
Baden-Württemberg hat die Abschiebung von Roma in das Kosovo und nach Serbien vorerst gestoppt. „Die Lage dort ist besonders für Roma unsicher“, sagte der Sprecher von Innenminister Lothar Gall (SPD). Eine Delegation des Petitionsausschusses will sich nun bei einer Reise im Herbst über die Lage der Minderheiten informieren. Erst danach solle über den Verbleib der Roma-Flüchtlinge entschieden werden.

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Sich nicht mehr schämen müssen

AUFKLÄRUNG Roma erleben Ablehnung durch Deutsche und durch andere Einwanderer. Mit einem Informationszentrum wollen Berliner Roma nun selbst Vorurteile abbauen.

Ein Satz bleibt ganz besonders hängen aus der kurzen Eröffnungsansprache, die Milan Pavlovic hält: „Wir wollen, dass unsere Kinder sich nicht mehr schämen müssen, Roma zu sein“, sagt der künftige Geschäftsführer des Rroma Informations Centrums.

Elf und sieben Jahre alt sind seine beiden Kinder, Pavlovic ist 35. Und sie alle kennen das Phänomen: Dass, wer in der Schule oder im Beruf Anerkennung haben will, lieber nicht zugibt, Roma zu sein, habe sich in den letzten Generationen nicht geändert, sagt Pavlovic. „Das schmerzt und verletzt uns.“ Continue reading Sich nicht mehr schämen müssen